Thrudvangar – Zwischen Asgard und Midgard




Stil (Spielzeit): Viking / Pagan Metal (46:32)
Label/Vertrieb (VÖ): Einheit Produktionen (07.12.07)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.thrudvangar.com

Die nordisch inspirierte Horde aus Anhalt hat sich mit ihrem Viking- / Pagan-Metal ja schon einen größeren Freundeskreis erspielt. Ich gehörte bislang nicht dazu, denn die ersten beiden Alben sind schlicht an mir vorbeigezogen. Wem Sie gleichfalls eine Unbekannte sind:

Thrudvangar sind eines der Beispiele, warum der Begriff „Viking-Metal“ eher rein textlich zu interpretieren ist, wenn man zu diesem Genre so verschiedenartige Bands wie AMON ARMARTH, TURISAS oder EINHERJER rechnet. Und eben THRUDVANGAR. Mit keinen der Erstgenannten haben die Jungs aus Köthen musikalisch größere Gemeinsamkeiten aufzuweisen. Eher schon geht es in die Richtung EQUILIBRIUM. Geboten wird also im Wesentlichen melodischer, keyboardunterfütterter Black Metal. Die Folkelemente beschränken sich auf Andeutungen in der Melodieführung. Mir ist das ein bisschen wenig. [Aber ich (kleines Dummerle) verstehe ja ohnehin nicht, wieso man überhaupt auf dem Soundkonzept des BM Assoziationen mit den Piraten des Nordens wecken will / haben kann. Das schaffen bei mir dann doch am ehesten FEJD. Zurück zur Sache:]

Sieht man von der Frage ab, ob die textuelle Verwurstung der nordischen Mythen durch dieses Klanggerüst adäquat transportiert werden kann, dann bleiben zwischen Asgard und Midgard neben einigen wenigen Schwächen auch diverse wohltuende Aspekte:

Das doppelte Risiko, mit deutschen Texten, die zudem das Pathos der Sagas reproduzieren, an den Klippen der Lächerlichkeit zu zerschellen, umschifft der Skalde recht geschmeidig. Das liegt erstens daran, dass die Verse ganz prosaisch und sachlich erzählen. Und zweitens, dass Matze die rau gefauchte Darreichungsform präferiert. So lassen sich die Texte ohne große Anstrengung ignorieren. Und die Stimme kann so als reines Instrument zur Erzeugung finsterer Atmosphäre wirken. Geschickt gemacht. Positiv ist auch Drummer Torsten aufgefallen, der für am BM orientierte Verhältnisse erstaunlich und wohltuend variabel agiert. Und im Übrigen mit einem stattlichen Sound ausgerüstet ist (insbesondere die Basstrommel ist herrlich satt).
Überhaupt finden sich angenehm viele Parts, bei denen die Wikinger mal die Schlagzahl reduzieren. Das sorgt für Abwechslung und macht die blastigen Stellen genießbar. In den unteren Drehzahlen entwickeln die zwei mal sechs Saiten zudem auch entschieden mehr Durchschlagskraft, womit denn auch eine Schwäche benannt ist: Wenn’s schneller wird, treten die Leads etwas zu sehr in den Hintergrund, was zulasten des Drucks geht. (Obgleich es dem Vierseiter ganz gut bekommt.)

Abgesehen davon ist die vielleicht größte, weil einzige Schwäche das Keyboard. Entweder es dödelt kaum hörbar die wenigen Soundlöcher stopfend im Hintergrund vor sich hin, oder es drängelt sich fiepend wie ein ausgesetzter Welpe als Flötenimitat penetrant in den Vordergrund. Beides nervt. Dabei sind die Melodien überaus ansprechend und machen den eigentlichen und eigentlich eine Spur zu kurz gekommenen folkloristischen Anteil aus. Aber der Sound… Nene, Holzblasinstrumente oder Maultrommeln lassen sich mit dem Equipment offenbar nicht einmal naturähnlich, geschweige denn -getreu erzeugen.
Unterm Strich bleibt aber allemal ein starkes, melodielastiges Stück heidnischen Metals der sympathischen Sorte, das weit über dem Durchschnitt anzusiedeln ist.