
Stil (Spielzeit): Noise Core (64:25)
Label/Vertrieb (VÖ): Go Kart Records (20.11.06)
Bewertung: 7,5/10
Link: www.transmission0.com
Das zweite Album von TRANSMISSION0 bildet den Nachschub für Fans von Noise-Core bzw. düster-kraftvoller Avantgarde-Musik. Im Fahrwasser von Formationen wie ISIS, NEUROSIS und CULT OF LUNA zelebrieren die fünf Holländer auf „Memory Of A Dream“ ihre Version von Endzeitstimmung.
Es ist langweilig, immer wieder dieselben Bilder zu zeichnen, wie sie zur Beschreibung der Musik von Post Hardcore-Bands dieser Kategorie gerne gebraucht werden. Stets fallen Begriffe wie musikalische Schwärze, dichte Atmosphäre, schleppende Gitarrenwände, Noisegewitter, Doompassagen, Epik, Psychedelic, Bedrückung, Schroffheit, Brachialität, Melancholie. Dennoch, auch bei diesem Release komme ich nicht umhin, genau diese Eindrücke und Charakteristika wiederzugeben. Doch das ist „nur“ Fundament - worauf es wirklich ankommt, ist die Frage, ob ein solches Album die daraus errichteten Spannungsbögen auch aufrechterhalten kann, sich nicht in Irrwegen verliert und außer musikalischen Depressionen noch andere Eindrücke vermittelt.
„Memory Of A Dream“ wird diesem Anspruch meist gerecht, aber nicht immer. Zum einen wurde manches einfach neu zusammengeschraubt, was die „Großen“ bereits erfolgreich in Szene setzen konnten. Angefangen beim charakteristischen Wellen-Cover bis hin zu den scheinbar endlosen Soundcollagen, aufgebaut aus dem Wechselspiel von laut und leise, Schreien und Gesang, vertrackten Rhythmen und straighten Passagen. Wirklich Neues gibt es also nicht zu entdecken - auch kein Wechselbad der Gefühle, denn alles bleibt in Moll - aber das muss ja auch nicht.
Zum anderen kommen lange Teile gänzlich ohne Gesang aus, was an sich kein Mangel ist, aber manchmal verliere ich mich in der Monotonie des Gleichen – TRANSMISSION0 holen mich zwar schließlich wieder ein, aber sie hypnotisieren mich nicht auf ganzer Strecke, wie beispielsweise ISIS es vermögen. Es sind kleine Dinge, die mich dann plötzlich stören oder herausreißen – eine Keyboardlinie beispielsweise, die sich eine Spur zu deutlich und seicht in den Sound mischt (so bei „Token“) oder ein Riff, das mir zu gewöhnlich ist, um viele Male mit Gewinn wiederholt, verschleppt oder angezogen zu werden („unREM“).
Andererseits gibt es viele Momente, insbesondere die brachialen wie beim Opener „Cocoon“, die mir das beklemmend-schöne Gefühl vermitteln, als würden die Wellen des Covers über mir zusammenbrechen (auch eins der oft bemühten Bilder, dennoch passend). Da arbeiten TRANSMISSION0 gekonnt mit Spannungen, setzen rafiniert Hall und Synthie ein und können sich ansonsten auf die pure Riff-Energie der Gitarre verlassen. Daraus entwachsen kleine Perlen wie das depressiv-brachiale „Condor“, welches mich etwas an MASTODON erinnert, oder der zentnerschwere Brecher „Damn Machines“, zu dem Steve Austin (TODAY IS THE DAY) einen Schreipart beigesteuert hat.
„Memory Of A Dream“ ist ein klasse Album geworden, das seine stärksten Momente in den heftigen Parts besitzt. Verglichen mit den eingangs genannten Speerspitzen des Genres haben TRANSMISSION0 jedoch noch nicht ganz das Vermögen, trügerische Ruhe und entwurzelnden Sturm derart gekonnt miteinander zu verweben, dass ein durchgängig, auf ganzer Linie packendes Klanggemälde entsteht. Sie sind aber ziemlich nah dran.

Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock, meine bevorzugten Genres sind jedoch Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!