Auch wenn die GOODTIME BOYS aus England bereits Veröffentlichungen auf Bridge9 raushaben: „Rain" ist ihr Debütalbum, weil es das erste Mal ist, dass die Gute-Laune-Jungs etwas in dieser Länge abliefern. Und auch wenn die Musik hier jetzt nichts Brandneues ist, zeigen die Engländer deutlich, warum sie ihren Platz auf diesem Label verdient haben. Auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, sie würden noch besser auf Topshelf Records passen.
Denn die GOODTIME BOYS spielen Posthardcore, der vor allem durch die kaputte Stimme seine Atmosphäre erhält. Zwar ist der Gesang nicht so emotional wie bei THE SADDEST LANDSCAPE, PIANOS BECOME THE TEETH oder LA DISPUTE, aber dennoch passt die Musik ganz gut dazu. Und das heisere Geschrei, das sich meist nur auf ein oder zwei Tönen bewegt, gibt dem Ganzen eine verzweifelte Wut, die gut zu der halligen, ausschweifenden, melodischen und dynamischen Musik der Band passt.
Man hört auch Verwandtschaft zu THRICE, DEFEATER oder TOUCHE ARMORE und kann sie damit eigentlich ganz gut in eine Schublade stecken. Mit „Hypocrisy" haben sie sogar einen richtig schnellen Song mit dabei – davon hätten sie meinetwegen noch ein paar mehr Momente auf der Platte gebrauchen können. Ansonsten sind die Songs teilweise schön erschlagend, atmosphärisch und dennoch unterschwellig sehr melodisch. Die Chaosattacken von „Whats left to let go" sind großteils verschwunden und die Jungs scheinen sich wohl ein wenig mehr auf die Songs konzentriert zu haben. Und das steht denen auch gut.
Das moderner Posthardcore der verzweifelten und atmosphärischen Art nur aus den USA kommen kann, wird von den GOODTIME BOYS eindeutig widerlegt. Zwar hätte ich mir noch ein oder zwei Hits mehr auf dem Album gewünscht, aber es ist so gut im Fluss, dass es dich ein gute halbe Stunde fantastisch unterhält und dabei Emotionen auslöst. Zwar revolutionieren sie das Genre nicht, haben aber einen eigenständigen Beitrag leisten können. Und auch das darf man durchaus mal abfeiern!