Amoral – Show Your Colors



Stil (Spielzeit): Melodic/Power Metal (44:50)
Label/Vertrieb (VÖ): Spikefarm Rec./Soulfood (22.05.09)
Bewertung: 4,5/10
Link: http://www.amoralweb.com
http://www.myspace.com/amoralweb
 

Finnland bekennt Farbe. Bisher waren die Jungs von AMORAL eher böse. Mit technischem Death Metal, den sie melodisch und spielerisch sauber umgesetzt haben, wurde bisher nicht der große Durchbruch erzielt. Nach drei Alben kommt nun ein neuer Brüllwürfel zu der Bande, doch brüllen ist neuerdings weniger angesagt.

Das melancholisch-akustische Anfangsstückchen könnte die Platte in verschiedene Richtungen weiterführen. Man könnte anschließend in brutale Riffs verfallen und eine ordentliche Salve Todesblei abgeben. Ja, das könnte man. Doch dies bleibt ein irrealer Konjunktiv.
Denn AMORAL haben es sich anders überlegt, auf dass es ein wenig schmalziger werde. In den höchsten Tönen jodelt Frontmann Ari mit leichtem Vibrato, dass es einem die Tränen in die Ohren treibt. Technisch ein bisserl komplex, aber auch altrockerhaft versuchen die Finnen ihren Umschwung schön zu spielen. Doch irgendwie gelingt das nur bedingt.
Aus älteren Zeiten der Truppe rutschen an manchen Stellen Riffs oder anderes Griffbrettgehäcksel durch die Membran und ganz kurz kann man sogar eine Handvoll Blastbeats entdecken. Auch wenn der technische Death Metal früher bei AMORAL schon einen recht melodischen Einschlag hatte, ist diese Platte eine Stil-Wendung mit einem Kompromiss, so dass nichts Halbes und nichts Ganzes herauskommt. Es regiert der Power Metal mit Hang zum pseudo-bombastischen Chorus und eben erwähnten Restbeständen der Todesschiene, die aber kaum erwähnenswert sind.
Die Tragik der Scheibe liegt nicht so stark in der Stimme am Mikro und viel weniger am technischen Können. Klar produziert und hinsichtlich Spieltechnik über jeden Zweifel erhaben ist „Show Your Colors von den äußeren Merkmalen her beileibe keine schlechte Platte. Aber die Kunstfertigkeit erhebt dieses Machwerk nicht auf einen neuen Thron, da das halb-pathetische Harmonie-Gedübel nicht wirklich innovativ herüberkommt. Meine Empfehlung wäre in diesem Fall eher eine Kehrtwende, denn auch an neuen Ufern kann man abrutschen.


P.S.: Ich habe erst nachdem ich das Review geschrieben herausgefunden, dass der neue Sänger von AMORAL der Gewinner einer „Superstar"-Sendung in Finnland vor zwei Jahren war. Jetzt könnte man spekulieren, dass die Truppe mit diesem prominenten Mitglied ein bisschen mehr Bekanntheitsgrad erlangen wollen, was in poppigeren Bereichen vielleicht sogar passieren kann.
Doch ich möchte festhalten, dass zwar solche Gesangs-Wettbewerb-Shows absolute nicht mein Ding sind, aber dass Herr Koivunen singen kann, lässt sich trotzdem nicht bestreiten. Somit möchte ich nur den Verdacht beiseite schieben, ich könnte eine CD mit einem gecasteten Fernseh-Sänger nur schlecht bewerten. Alles andere hört euch selbst an.