Jordan Rudess -Wired For Madness

Jordan Rudess -Wired For Madness

Die Veröffentlichung des aktuellen DREAM THEATER-Albums "Distance Over Time" ist noch gar nicht lange her, da präsentiert Keyboarder JORDAN RUDESS schon ein neues Soloalbum. Das enthält acht brandneue Nummern, wartet mit illustren Gästen auf und geht stilistisch in eine ganz andere Richtung als seine Hauptband, auch wenn es mitunter sehr verkopft klingt.

Komplexes Werk mit vielen Facetten und hohem Instrumentalanteil, aber blassen Songs

Herzstück des Albums ist das zweigeteilte "Wired For Madness", das über die Hälfte der gesamten Albumspielzeit einnimmt. Der erste, knapp zwölfminüte Part des Titeltracks ist noch vergleichsweise leicht verdaulich, neben Rudess stehen die Gitarren im Fokus. Das Ende überrascht mit einem eingängigen Part, in dem der Keyboarder auch erstmals seine angenehme Stimme hören lässt.

Der mit 22 Minuten Laufzeit deutlich längere zweite Teil beginnt recht unscheinbar und nimmt dann richtig Fahrt auf. Abgefahrene Keyboards und Effekte, Tempowechsel, Progressivität en masse, dazwischen getragene und an Siebziger-Prog erinnernde Passagen und ein bisschen Jazz - das braucht schon ein paar Durchgänge mehr, um auch nur ansatzweise vom Hirn aufgenommen werden zu können - trotz wiederkehrender Melodien. In der MItte wird es sanft mit weiblichen Vocals, gegen Ende lässt DREAM THEATER-Kollege James LaBrie aufhorchen, der die Nummer mit seinen charakteristischen Vocals veredelt.

Nach der komplexen Achterbahnfahrt präsentiert Jordan Rudess mit "Off The Ground" eine sanfte, eingängige Ballade, bevor die Instrumentals "Drop Twist" und "Perpetual Shine" die Fähigkeiten der Musiker (und allen voran die von Rudess) in den Vordergrund stellt, ohne sich allzu sehr in der Komplexität zu verlieren.

"Just Can't Win" überrascht als waschechter Bluesrocker inklusive Bläser-Ensemble und Gastauftritt von Gitarrist und Labekollege Joe Bonamassa. Bei "Just For Today" handelt es sich um eine weitere Ballade, vom Piano getragen und mit melancholischem Unterton, bevor das recht abwechslungsreiche "Why I Dream" den Hörer nach etwas über einer Stunde aus "Wired For Madness" entlässt.

Ein Keyboarder zwischen Licht und Schatten

Dass das neue JORDAN RUDESS-Solowerk einige (oder auch viele) Durchläufe benötigt, ist klar. Obwohl zwischendurch härtere Passagen zu hören sind (immerhin haben neben John Petrucci und Joe Bonamassa auch Guthrie Govan und Vinnie Moore zur Sechssaitigen gegriffen), ist der Härtegrad sehr überschaubar. Im Fokus steht ganz klar Jordan Rudess mit Keyboard-Teppichen, Pianospiel und abgefahrenen Effekten. Rudess ist zwar alles andere als ein Sänger von Weltklasse-Format, verfügt aber über eine warme, angenehme Stimme.

Handwerklich passt das Ergebnis. Dennoch bin ich hin und her gerissen: Insbesondere das zweigeteilte Epos zu Beginn weiß mit tollen Passagen und Melodien zu gefallen. Die Balladen plätschern jedoch vorbei, der Blues-Song ist zwar mal was anderes, aber keine Offenbarung. Lediglich die beiden Instrumentals wissen zumindest zum Teil richtig zu überzeugen. Insgesamt bietet das Album aber keine wirklich nachhaltigen Ideen und Momente und ist leider nicht viel mehr als guter Durchschnitt.

Für Fans des Keyboarders ist "Wired For Madness" vermutlich eine lohnenswerte Anschaffung. Wer aber die stilistische Nähe zur Hauptband sucht, sollte definitiv bei "Distance Over Time" bleiben, zumal Rudess' Songwriting sehr blass bleibt.

Trackliste zu "Wired For Madness"

1. Wired for Madness - Part 1
2. Wired for Madness - Part 2
3. Off the Ground
4. Drop Twist
5. Perpetual Shine
6. Just Can't Win
7. Just for Today
8. Why I Dream

Band

Jordan Rudess - vocals, keys
Marco Minnemann - drums
James LaBrie - vocals
Vinnie Moore - guitars
Guthrie Govan - guitars
Joe Bonamassa - guitars
John Petrucci - guitars

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