Porcupine Tree - Deadwing

Review

Stil (Spielzeit): Modern Art-Rock (59:46)
Label/Vertrieb (VÖ): Lava/Warner (29.03.05)
Bewertung: Herrlich!

Link: www.porcupinetree.com

Opeth-Mastermind Mikael Akerfeldt sagte damals, 2003, zu „In Absentia“, dem siebten Studio-Album von Porcupine Tree: „Das verdammt noch mal beste Album, das ich je gehört habe!“. Und wie verdammt noch mal Recht er hatte. Bei diesem Meisterwerk stimmte einfach alles: jeder Ton, jeder Akkord, jedes Break, jede Silbe – „In Absentia“ war nicht nur ein perfektes Stück Prog-Rock, es war wie Musik von einem anderen Stern.

Dass dank des Label-Riesen Warner ein breiteres Publikum Notiz von der Genialität von Steven Wilson und Co. genommen hat, war nur verdient und längst überfällig. Aufgeregt empfing ich den heiß ersehnten Nachfolger in meinen Händen und ließ mich Durchlauf für Durchlauf erneut auf eine faszinierende Traumreise durch das wundervolle Porcupine-Tree-Universum mitnehmen. „Deadwing“ enttäuscht zu keiner Sekunde. Aber „Deadwing“ ist nicht außerirdisch wie „In Absentia“.

Der verhältnismäßig hohe Härtegrad ist geblieben – gleich der 10-minütige Opener und Titeltrack beinhaltet ein Dream-Theater-artiges Riff, „Shallon“ ist ein metallisches Drive-Monster vor dem Herrn – und auch Album Nummer Acht verzaubert mit allen Trademarks und Stimmungen, die man von Multi-Instrumentalist Steven Wilson kennen und lieben gelernt hat: Topmoderne Heavy-Grooves, innovative Akkord-Folgen, trance-artige Soundscapes, hypnotische Electronica, schräge Soli und melancholische Jahrhundert-Melodien abseits ausgelatschter Pfade.

So weit so gut. Doch im Unterschied zum Vorgänger verzichtet die englische Combo diesmal auf straffe Songstrukturen, von Akustikgitarren getriebene Popsongs oder spacige Instrumentals. Überhymnen wie „The Sound Of Muzak“ oder „Stranger By A Minute“ sucht man vergeblich. Die Songs auf „Deadwing“ sind länger und brauchen auch länger, bis sie sich voll entfalten können. Aber hat man sich einmal damit abgefunden, lassen sie einen nicht mehr los.

Neben dem fulminanten Opener überzeugt vor allem „Arriving Somewhere But Not Here“ mit seinen sehnsüchtigen Melodien und den verschiedenen Spielweisen um ein durchgezogenes Gitarrenlick. „Open Car“ mit seinem starken Refrain ist eine vertrackte Achterbahnfahrt inklusive Gefühlschaos. Das fast achtminütige „Start Of Something Beautiful“ zeigt gut die progressive Breite des Albums und den anhaltend düsteren Touch, denen wiederum Streicheleinheiten wie „Lazarus“ und „Glass Arm Shattering“ entgegenstehen.

Porcupine Tree haben einmal mehr ein magisches Album geschaffen, das zwar nicht ganz an „In Absentia“ heranreicht, aber fehlende Hits durch eine grandiose Dynamik, lang anhaltende Spannung und originelle Songstrukturen ausgleicht. Wer auf intelligenten Rock steht, sollte unbedingt zugreifen!