Tamoto - Clemenza


Review

Stil (Spielzeit): Rock (44:56)
Label/Vertrieb (VÖ): Supersonic/SonyBMG (01.08.05)
Bewertung: Abwechslungsreich und energetisch! (7,5/10)
Link: www.tamoto.tv

Mit ihrer EP „Beware" haben Tamoto ja bereits im Vorfeld ihres Albums „Clemenza" für genügend Gesprächsstoff und ganz unterschiedliche Reaktionen gesorgt. Das Interesse an der Band um den Ex-Guano-Apes Schlagzeuger Dennis Poschwatta ist jedenfalls groß, und zwar völlig zu Recht, wie ich nach mehrmaliger ohraler Einfuhr des Debüt-Albums denke.

Dass ein Schlagzeuger seine Sticks mit Mikro und Gitarre vertauscht, kennt man bereits von Foo Fighters-Boss Dave Grohl und seinen diversen Projekten. Auch Dennis ging nach Auskunft der Plattenfirma das Komponieren eigener Stücke leicht von der Hand, da er bereits bei den Guanos maßgeblich am Songwriting beteiligt war. Zudem bekam er von seinem alten Freund Markus (G-Ball) kreative Unterstützung, der ihm auch live gesanglich und gitarrentechnisch zur Seite steht.

Die Mischung aus groovendem Rock mit eingängigen Hooklines, Pop und Latino-Vibes sowie einer kleinen Prise Metal platziert die Band irgendwo zwischen gutlaunigem Cross-Over der Marke Molotov und Abgeh-Rock im Stile der Guano Apes. - Wenn ich Vergleiche mit der Band auch eher für unbeholfen halte, schließlich bieten Tamoto ein Spektrum, mit dem die Apes nie mithalten konnten.

Unter den 16 Tracks von „Clemenza" findet sich kaum eine Nummer, die sich nicht nahezu von selbst erschließt, ohne jedoch den faden Nachgeschmack einer konzipierten, blutleeren Reißbrettaktion zu hinterlassen. Nicht alle Songs besitzen die Qualität der Single „Beware", doch würde ich keinem der Titel seine Daseinsberechtigung absprechen, auch wenn die Texte teilweise ziemlich plakativ gehalten sind (beispielsweise bei „Never Let Me Down Again") und das komplette Album wohl nur bei aufgeschlossenen Musikfreunden von A bis Z punkten wird. Denn so schön stilistische Vielfalt auch ist: Die Netze wurden ziemlich großflächig gespannt, vielleicht, um möglichst viele Fische zu fangen.

Im Studio wurden Tamoto - der Bandname ist übrigens als wohlklingender Fantasiename entstanden, existiert jedoch tatsächlich als Begriff für die umgeschlagene Krempe eines Samurai-Kimonos, in der Geheimbriefe befördert wurden - von befreundeten Gastmusikern wie den ehemaligen Guano-Apes-Kollegen Stefan Ude (Bass) und Henning Rümenapp (Gitarre), dem H-Blockx-Bassisten Fabio Trentini, dem Rockabilly-Schlagzeuger Rossi Rossberg, Andor Arnhold (Gitarre) von Nailhead sowie Drummer Lars Watermann und Gitarrist Kai Weisser, die beide in Markus alter Band Supershop gespielt haben, unterstützt. - Auch live, wenn es zeitlich passt.

Der Eindruck, den ich schon bei der „Beware"-EP hatte, hat sich letztlich bestätigt: Tamoto machen erstaunlich frische, tanzbare und liebevoll arrangierte Musik für Rock-Fans, denen Genre-Grenzen halbwegs egal sind - angereichert mit einer noch gesunden Portion Kommerzialität und einem leicht selbstironischen Augenzwinkern. Anspieltipps: "Beware", "Like A Child", "Make A Move" und "Rollin'". Da geht was!
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock, meine bevorzugten Genres sind jedoch Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!