Wenn das Drone-Duo [BOLT] unter sich ist, macht es Musik mit lediglich zwei Bässen. Für ihre jüngste Veröffentlichung mit dem Titel „N (30) + [BOLT]“ haben sich die beiden Bochumer den Gitarristen N dazugeholt, ebenfalls ein Drone-Künstler. Von Instrumenten, wie man sie als Musikhörer gewohnt ist, hört man beim ersten Lied, dem gut 20-minütigen „01“, erst einmal wenig. Einer der Bässe schlägt regelmäßige Töne, manches klingt entfernt vertraut nach stark verzerrter Gitarre, der Rest ist Rauschen, Schwellen, Wabern. Zwischenzeitlich ist es kaum zu glauben, dass da wirklich nur drei herkömmliche Instrumente zu hören sein sollen, aber doch: [BOLT] verwenden nur ihre Bässe und jede Menge Effekte, und auch N lässt die Finger von Synthesizern und Ähnlichem.
Stück zwei beginnt mit erkennbaren Akkorden, die aber bald von einer Welle aus Klang überspült werden. Und das Lied wirkt wirklich wie eine Küste, wo Brecher aus weißem Schaum und Chaos Felsen umspülen, die nur gelegentlich unter den Strudeln sichtbar sind. Dann zieht sich die Flut zurück, es kehrt Ruhe ein und die Nacht beginnt – mit erneuten Kaskaden aus düsterem Weltraum-Klang. Das dritte und letzte Stück klingt da schon versöhnlicher, hoffnungsvoller und angenehmer, hat aber den selben assoziativen Effekt wie seine Vorgänger.
Da, wo einen diese Musik hinbringt, will man normalerweise nicht sein. Es ist ein dunkler, unwirtlicher und kalter Ort, an dem die Luft zum Atmen fehlt. Aber es ist toll, wie unheimlich intensiv – und intensiv unheimlich – dieses Album klingt. Klanglandschaften ist eines dieser abgegriffenen, hohlen Wörter, aber in diesem Fall passt es einfach, denn vor dem geistigen Auge entstehen tatsächlich Landschaften, Gegenden und Welträume. Für nebenbei oder in der Straßenbahn ist das Album zwar überhaupt nichts. Aber wer sich im Winter gern zu Hause einigelt, allein mit Büchern, Rotwein und einem Plattenspieler, der sollte „N (30) + [BOLT]“ unbedingt mal auflegen. Das Album gibt es zum Beispiel hier auf Vinyl, wer es kauft, bekommt noch per Download-Code diverse Remixe dazu.

Helge
Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.
Bands
Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...
Prägende Alben
AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
...