Groves in Mist - Mood Diary




Stil (Spielzeit): Neoklassik / Ambient (39:48)
Label/Vertrieb (VÖ): Haarbn Prod. (2007)
Bewertung: 6 / 10
Link: http://lefthander.musica.mustdie.ru/

LeftHander ist einer der Köpfe hinter den russischen und von mir sehr geschätzten Ethno-Metallern TENOCHTITLAN und projektiert Death Doom mit den weniger guten SEA OF DESPERATION. Und ist seit letztem Jahr zudem Mister Alleinunterhalter bei GROVES IN MIST.

In dieser Funktion hat er mal gar nichts mit Metal zu tun. Psycho Ambient nennt man bei Haarbn Rec. das, was er macht und das durch seine intensiven Kontakte zur modernen Psychiatrie inspiriert ist. Ebensogut könnte man „Mood Diary“ der Neoklassik zurechnen, ist es doch ein sehr akustisches Album: Die Instrumentierung kennt die Hohlraumgitarre, das Cello und das Piano. Irgendwann gibt’s auch mal ein (!) schönes, unaufdringliches Stromgitarren-Solo. Und zarte, kaum störende Synthie-Einsätze. Als eine Minute vor Schluss ein (übrigens richtiges) Schlagzeug einsetzt, ist das Hallo natürlich groß.
Dazu Gesang: an der Gregorianik angelehnte Chöre, Gewisper und mehrheitlich: ruhiger, nicht sonderlich prickelnder Klargesang.

Viel Gutes fällt mir zu dem Album zunächst nicht ein Die Lieder dümpeln in der Mehrzahl unaufgeregt, ohne ernste Höhen und Tiefen vor sich hin. Den Stücken fehlt es, wenn nicht an Struktur, dann aber sicher an Dramaturgie. Aber das gehört sich im Genre ja so: --- Kühles Piano, unspektakuläre Gitarrenzupferei und dann und wann zirpt das Cello… ohne ernsthaft Akzente zu setzen. Selbiges gilt für die nur bedingt fesselnden Chöre. Naja, über den Klargesang habe ich ja schon gelästert. Wenn man das emotionslose Geflüster für die beste gesangliche Darbietung hält, dann scheint alles gesagt.
(Dass in diesem Absatz kaum etwas anderes steht als in jenem zuvor, ist gewollt: Das spiegelt die Abwechslungsarmut des „Mood Diary“ ganz gut wieder.)

Man könnte bei GROVES IN MIST also problemlos die ersten beiden Wörter streichen?! Nö. So einfach ist das nicht. --- Auch wenn man weder vor instrumenteller oder kompositorischer Höchstleistung in katatonische Starre verfällt, ist das Album alles andere als Mist.

Denn prinzipiell haben die morbiden Klanglandschaften durch die man hier zu wandern aufgerufen ist, ihren Reiz. Die Bausteine sind halt bloß… nunja, schlicht, und zudem hätten sie eines Feinschliffs bedurft.
Und doch gibt es Momente, für die „Mood Diary“ wie gemalt ist: Als Soundtrack zur Lektüre von Lautréamonts „Die Gesänge des Maldoror“ z.B. – Oder beim Chill-Out, wenn man mit apokalyptischem Kater früh morgens um 14:00 Uhr dem Eintreffen des Pizza-Services entgegenleidet.

Unterm Strich: Im neoklassischen (Ambient-) Umfeld gibt’s zweifelsfrei abwechslungsreichere Sachen. Aber auch jede Menge weniger intensive und "ehrliche". Die Wanderung durch die „Haine im Nebel“ ist von einer gewissen Monotonie, langweilig ist sie nicht.