Mindcrawler - Lost Orbiter Tipp

Mindcrawler - Lost Orbiter

Aus München melden sich MINDCRAWLER, um dem oftmals müden Genre des Stonerrock ein bisschen Frische zu spenden. Das Debüt „Lost Orbiter“ ist mit sechs Songs knackig kurz und, um es ebenso kurz zu machen: Es macht Spaß.

Das ist insofern besonders, als dass der Stonerfan schon recht gebeutelt ist mit uninspiriert klingenden Bands. Zwar revolutionieren auch MINDCRAWLER die Musikwelt nicht, aber man hört, dass sie sich um Abwechslung bemühen. Da gibt es bluesige Riffs, stumpfe Sludge-Bretter, KYUSS-Roadtrips und rhythmische Spielereien in Richtung ELDER. Während andere Bands zehn Minuten mit nur einem Riff füllen – kann geil sein, geht aber häufiger in die Hose –, passiert hier ordentlich was. Das gilt auch für die Vocals, die in mehreren Varianten kommen: Von Gebrüll bis zu psychedelisch-sakraler Mehrstimmigkeit ist alles da. Samples hie und da ergänzen die Sache noch.

Drei ältere Stücke jetzt mit Feinschliff und Gesang

Die Hälfte der sechs Stücke hatten MINDCRAWLER schon vor einiger Zeit digital als Live-Versionen veröffentlicht. Doch selbst wer die kennt, kann beim Album zugreifen. „Valkyrie“, „Bigfoot Walk“ und „Dead Space“ haben nicht nur einen Feinschliff im Songwriting bekommen, die ehemals instrumentalen Stücke wurden auch durch Gesang ergänzt.

JOURNEY und das Riff des Jahres

Dafür gibt es auf „Lost Orbiter“ zwei neue Instrumentalsongs. Während „Trappist“ gut nach vorne prescht und der richtige Soundtrack für eine Verfolgungsjagd in der Wüste wäre, irritiert mich „Drake’s Equation“ mit seiner lieblichen Note ein wenig: Kurz dachte ich, mit der Maus auf meine JOURNEY-Playlist abgerutscht zu sein. Auch hier gibt’s zum Glück bald harsche Riffs, aber Gesang hätte dem Stück für mein Empfinden trotzdem gut getan. Dafür gibt es mit dem neuen Song „Red Dune“ ein weiteres Stoner-Highlight und mein bisheriges Riff des Jahres.

Fetter Sound, selbst aufgenommen

Dass der Sound gleichzeitig klar und dreckig und ziemlich fett ist, sei auch noch erwähnt, denn immerhin haben MINDCRAWLER das Ding selbst aufgenommen. Herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Einstand! Hören kann man „Lost Orbiter“ auf den gängigen Streamingdiensten, die CD-Version gibt es bei Bandcamp.

Helge

Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.

Bands

Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...

Prägende Alben

AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
...

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