Ingrimm - Todgeweiht




Stil (Spielzeit): Mittelalter-Metal (44:32)
Label/Vertrieb (VÖ): Black Bards Entertainment/Alive (07.11.08)
Bewertung: 6,5/10
Link: http://www.ingrimm.com
http://www.myspace.com/rockgrimm

Gerade mal ein Jahr ist die letzte und erste Veröffentlichung von INGRIMM her, da grüßen uns die süddeutschen Mittelalter-Metaller mit einer weiteren freundlichen Prophetie. Nachdem wir letztes Jahr verbrennen sollten, sind wir nun im Allgemeinen „Todgeweiht“, denn nun geht es uns einmal mehr mit Dudelsack und Drehleier an den Kragen.

Gewohnt druckvoll geht es in dem Opener „Vogelfrei“ zur Sache, wenn nach dem Drehleier-Intro Gas gegeben wird. Wie im folgenden „Krieger“ findet man immer wieder ziemlich deftige Riffs, die einem neben melodiösen Refrains die Rübe durchschütteln. Insofern bleiben INGRIMM ihrem höheren Härtelevel treu, was sie auch von Kollegen wie IN EXTREMO oder SUBWAY TO SALLY unterscheidet.
Ein Novum überrascht zu Beginn des Tracks „Ingrimm“, als der Herr Zandt sehr schwarz-metallisch ins Mikro kreischt. Neben diesem kurzzeitig eingesetzten Effekt scheinen auch ab und an die dunklen Growls durch, so dass die Jodel-Palette etwas erweitert worden ist.
Zu flottem Doppel-Fuß-Getrete gibt es auch zwischendrin mal nette solistische Einlagen an der Streitaxt, die dann vom Dudelsack abgelöst werden, um das Mittelalterflair aufrechtzuerhalten. Denn man muss klar sagen, dass INGRIMM – wie schon erwähnt – gerne mal power- oder todes-metallisch losknüppeln, wodurch manchmal das Mittelalter ein bisschen in Vergessenheit gerät.
Mit straighten Rhythmen wird oft Tempo gemacht, auch wenn die Riffs nicht immer wahnsinnig innovativ sind. Da wünschte man sich manchmal noch eher ein bisschen mehr Gezupfe oder Gedudel. Eine willkommene Unterbrechung ist der Track „Der Stern“, in welchem tragisch-wütend das Töten von Kindern angeprangert wird. Nachdem es mit Kindstötung, Borderliner-Syndrom, Prostitution und ähnlichem recht ernst war, gibt es als Rausschmeißer mit „Diaboli“ einen Aufruf zum Hedonismus. Quasi mit Vollgas rast man in die Lust, bevor alles zu Ende ist, was live bestimmt Laune macht.

Es ist natürlich sinnvoll, wenn man ein Debüt veröffentlicht hat, sich nicht rar zu machen, sondern möglichst bald nachzulegen, dass man nicht untergeht in der heutigen Musikflut (die aber meines Erachtens in diesem Genre zur Zeit nicht übermäßig ist). Dementsprechend haben INGRIMM schnell eine neue Scheibe geboren, die durchaus ordentlich ist. Allerdings kommt auf die gesamte Platte gesehen fast ein bisschen Langeweile auf. Schlecht ist sie nicht, aber an Hit-Potential und größerer Abwechslung hat die Truppe diesmal etwas gespart.
Für Mittelalter-Fans, die sich von kleinen Grunzern nicht abschrecken lassen, werden hier durchaus interessante Themen vertont, wobei die Geräte des Mittelalters oftmals nur Beiwerk oder Hintergrund sind. Vielleicht wäre es ein dreiviertel Jahr später spannender geworden, vielleicht auch nicht.