Cynicism - A Taste Of Hate




Stil (Spielzeit): Gothic/Industrial Metal (49:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Finestnoise / CD zum freien Download (Sommer 2008)
Bewertung: 6,5 / 10
Link: http://www.cynicism.de
http://www.myspace.com/cynicalvoid

Sind wir nicht alle ein bisschen zynisch? In Süddeutschland lebt jedenfalls ein Mensch, der sich selbst „The Lindwurm“ nennt und CYNICISM ist. Man könnte sich auch noch die Frage stellen, ob eine EP, die vor drei Jahren der Welt vorgestellt wurde, überhaupt eine EP ist, wenn sie im Internet zum Download angeboten wird, da man ja keine materielle Scheibe in der Hand hält. Diese Möglichkeit der Publizierung ist auch bei diesem Album gewählt worden, was auf jeden Fall den künstlerischen Idealismus unterstreicht. Daher lasse ich mal die pseudo-philosophischen Fragen nach Materialität hinter mir und widme mich der Musik.

Der Anfangs- und Titel-Track enthält gleich einige wichtige musikalischen Merkmale, die auf diesem Album vorkommen. Sägende Gitarren kombiniert mit leicht elektronisch klingenden Drums geben den Industrial-Touch, der in verschiedenen Härtegraden vorkommt. „Clenched Fists“ zum Beispiel kommt mit harten Riffs und Growls daher, bis nach einer kleinen Verschnaufpause – im wahrsten Sinne des Wortes – der Song in akustisch, cleane Tragik mündet, um später noch einmal das Tempo anzuziehen, wobei hier gitarristische Spielereien zu hören sind, die haarscharf an der Richtigkeit vorbeischrammen. Solch ein harmonischer Missgriff kommt allerdings nur an dieser Stelle vor, wenn ich mich nicht verhört habe.
„Inside My Hell“ klingt mit mehrstimmigen Gitarren, streicher-unterlegt schön atmospährisch und könnte mit seinem melancholischen Gesang als Ballade gelten.
Wobei auf dem gesamten Album auch nicht allzu viel Up-Tempo zu hören ist. Eher werden verschiedene Elemente wie Klavier oder elektronisches Glockenspiel eingebaut, die den progressiven Anstrich noch etwas erweitern. Während im Instrumentalbereich recht viel experimentiert wird, erscheint man die Gesangslinien manchmal fast wieder zu erkennen. Doch auch hier gibt es einiges an Abwechslung, wenn man bedenkt, dass der Mann alleine arbeitet. Mein persönlicher Favorit ist der Refrain im neunten Track „When The Storm Is Near“, in dem der „Lindwurm“ dreckig, rockig gegen die Doublebase anröhrt.

Man nehme den Sound von NINE INCH NAILS, verhärte das Ganze etwas, würze den Rock’n Roll der BACKYARD BABIES dazu und einen leicht theatralischen Gesang wie bei SUSPERIA und man erhält in etwa CYNICISM. Für meinen Geschmack hätte Herr Moser ein bisschen mehr Aggression in Form von Tempo beimischen dürfen, auch wenn Zynismus nicht immer schnell ist. Aber für einen Lindwurm ist die Platte (oder sind die Download-Dateien) beachtlich.

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