Every Time I Die – New Junk Aesthetic Tipp

Every Time I Die New Junk Aesthetic

Stil (Spielzeit): Southern Metal / Hardcore (37:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Epitaph (14.09.2009)
Bewertung: 9/10 Punkten

Die sympathischen Chaoten von EVERY TIME I DIE melden sich auch auf ihrem 5. Studioalbum „New Junk Aesthetic“ in gewohnter Manier mit einem kräftigen Arschtritt zurück, um die Welt in Aufruhr zu versetzen und ihr Zeichen zu hinterlassen. Außer, dass die Jungs erneut mit Produzent Steve Evetts zusammengearbeitet haben, hat sich bei der Band aus Buffalo, New York so Einiges getan: Nachdem nach knapp 10 Jahren ihr Vertrag mit Ferret Records auslief, hat der 5er mit Epitaph nun ein neues Label im Rücken. Des Weiteren verließ Gründungsmitglied Mike "Ratboy" Novak, der allerdings an den Aufnahmen zu „New Junk Aesthetic“ noch beteiligt war, aus persönlichen Gründen die Band. Er wurde jüngst durch Ryan Leger ersetzt und am Bass steht mit Josh Newton auch ein neuer Mann.

Mit quietschenden Gitarren und einigen Rückkopplungseffekten eröffnet „Roman Holiday“ das Album. Nach dem Spannungsaufbau am Anfang wird dann aber nicht wie wild losgerockt, sondern es bleibt durchweg schleppend oder fast schon doomig bis der Song nach knapp 3 Minuten mit einem kräftigen Breakdown endet. Sänger Keith Buckley brüllt uns aber wie gewohnt herrlich Textphrasen wie „We are the death of the party. We are the life of the funeral” um die Ohren. Wesentlich hektischer und aggressiver wird es dann bei “The Marvelous Slut” und auch die herrlichen Southern Riffs der beiden Gitarristen Jordan Buckley und Andy Williams dürfen hier natürlich nicht fehlen. Als I-Tüpfelchen steuert Gastshouter Greg Puciato (DILLINGER ESCAPE PLAN) noch ein paar Backing Vocals/Screams bei. „Who Invited The Russian Soldier“ ist mindestens genauso aggressiv wie sein Vorgänger, insgesamt durch die Power Chords der 2 glänzenden Gitarristen aber noch druckvoller, was die Aussage des Songs super betont, in der es um die heutige Gesellschaft geht, die sich eher Gedanken um Ihr Äußeres macht, als um die Menschen, die im Krieg sterben. „Wanderlust“ ist eindeutig der eingängiste Song von „New Junk Aesthetic“ und Keith beweist hier, dass er auch cleane Passagen einwandfrei beherrscht. Der Song ist wirklich klasse und schon nach dem ersten Hördurchgang vergisst man den im Chor gesungenen Teil des Refrains „Morals are simply a matter of time“ nicht mehr. Kein Wunder also, dass „Wanderlust“ auch gleich die erste Single des Albums geworden ist. Ohne Luft zu holen rocken die Jungs dann mit „For The Record“  weiter und ähnlich rücksichtslos gestaltet sich dann auch der Rest der Platte. Clean gesungene Passagen wie bei „Wanderlust“ gibt es nur in abgespeckter Version bei „The Sweet Life“, auf dem EVERY TIME I DIE von Matt Caughthran (THE BRONX) unterstützt werden und beim zweiten Bonustrack „Goddam Kids These Days“. Das tut dem Gesamtwerk aber absolut keinen Abbruch, denn Spaß macht die Platte mit jedem Hördurchgang mehr.

Nicht unerwähnt bleiben darf außerdem, dass Jordan Buckley persönlich für das komplette Artwork von „New Junk Aesthetic“ verantwortlich war und die einzelnen Bilder im Booklet selbst gezeichnet hat. Auf der ebenfalls sehr empfehlenswerten Bonus DVD „Party Pooper“ kann man ihn sogar beim Zeichnen beobachten. Außerdem zeigt Sänger Keith, der an einer Art Gefäßmissbildung im Gehirn leidet, die zu einer Anhäufung von Blutkörperchen führt, wie sich diese Krankheit bei übermäßigem Alkoholgenuss äußert. Anspielungen auf diese für ihn häufig sehr schmerzhafte Angelegenheit gibt es meiner Meinung nach auch im Song „White Smoke“ auf dem Album.

Ich persönlich bin seitdem ich EVERY TIME I DIE letztes Jahr live gesehen habe, ein absoluter Fan dieser Chaostruppe geworden, obwohl es einige Zeit gedauert hat, bis mich auch ihre Platten überzeugt haben. Eingängig ist etwas anderes und „New Junk Aesthetic“ setzt in Sachen Aggressivität noch eine Schippe drauf und schließt nicht nahtlos an „The Big Dirty“ an, sondern erinnert eher an frühere Werke wie „Hot Damn!“. Aber die Musik der talentierten Band aus Buffalo bringt einfach mächtig Spaß und auch mit den teils sehr ironischen teils gesellschaftskritischen Texten sollte man sich unbedingt beschäftigen. Weiter so, Jungs!