Iced Earth - The Crucible Of Man (Something Wicked, Part 2)



Stil (Spielzeit): Heavy Metal (59:17)
Label/Vertrieb (VÖ): SPV/Steamhammer (05.09.08)
Bewertung: 6,5/10


Link: http://www.icedearth.com
Nach einiger Verspätung aufgrund der Rückkehr von Sänger Matt Barlow veröffentlicht Jon Schaffer und seine Mitmusikertruppe, bestehend aus Troy Seele (Gitarre), Brent Smedley (Drums) und Freddie Vidales, nun endlich den zweiten Teil der groß angelegten „Something Wicked“-Saga. Um es gleich vorwegzunehmen: Im Vergleich zu den älteren Alben, aber auch zu „Framing Armageddon (Something Wicked, Part 1)“, dem meiner Meinung nach besten ICED EARTH-Album seit „Something Wicked This Way Comes“, fällt „The Crucible Of Man“ ziemlich ab.

Nein, nein, bei dem neuesten Output Schaffers handelt es sich natürlich nicht um ein schlechtes Album – aber man merkt, dass (aufgrund des erschlagenden Konzeptes, das der Riffmeister anscheinend selbst nicht mehr vollständig überblickt?) so langsam die Luft raus ist. An Matt Barlows Gesang liegt es nicht, der ist nämlich gewohnt ausdrucksstark und transportiert Gefühle wie kaum ein anderer (nur die Gesangslinien in „Minions Of The Watch“ sind nicht wirklich gelungen). Auch am im Vergleich zum Vorgänger wärmeren und organischeren Klang sowie der Reduzierung der Zwischenstücke gibt überhaupt es nichts zu meckern.
Es sind die größtenteils im Midtempo gehaltenen Songs, die unausgereift und über weite Strecken durchschnittlich klingen. Bereits der Beginn des Albums erfüllt die Hoffnungen nicht: Nach dem bombastischen Intro „In Sacred Flames“ eröffnet das eher schwache „Behold The Wicked Child“ die CD, und auch die nachfolgenden „Minions Of The Watch“ und „The Revealing“ plätschern eher an einem vorbei, als für große Aufregung zu sorgen. Erst mit der schönen Ballade „A Gift Or A Curse“ horcht man auf, und auch „Crown Of The Fallen“ und vor allem „Harbinger Of Fate“ (mit leichten Ethno-Elementen) wissen zu gefallen. „I Walk Alone“ klingt im Albumkontext nicht mehr so enttäuschend wie losgerissen auf der Single. Danach geht ICED EARTH leider die Puste aus, die folgenden Songs sind weder besonders spannend noch innovativ. Erst mit dem heftigeren „Divide And Devour“ (mit BLIND GUARDIAN-Reminiszenzen im Chorus) und dem fast schon progressiven, sehr epischen und grandiosen „Come What May“ (klar der Höhepunkt des Albums) wird wieder hohes Niveau geboten.
Die Wiederholungen und Abwandlungen bekannter Themen, die im ersten Teil noch eine wichtige Rolle spielten, sind mittlerweile eher nervend und abgelutscht, und mehr speedige Songs wie „Something Wicked Part 1“, das famose „Ten Thousand Strong“ oder „Framing Armageddon“ (allesamt auf dem Vorgänger enthalten) wären für mehr Abwechslung bitter nötig gewesen. Die (Halb-)Balladen, sonst immer eine sichere Bank, können Vergleichen mit den alten Hits nicht Stand halten.

Nein, schlecht ist „The Crucible Of Man“ wirklich nicht. Aber im Vergleich zu allen vorherigen Alben (mit Ausnahme von „The Glorious Burden“, auf dem aber immerhin das meisterhafte „Gettysburg“-Epos vertreten war) klingt die Scheibe zu uninspiriert und durchschnittlich, um auch nur teilweise als neuer Klassiker durchgehen zu können.
Hoffen wir, dass das nächste Album wieder sämtliche ICED EARTH-Stärken in sich vereint. Bis dahin darf man gerne „The Crucible Of Man“ lauschen, wird den älteren Alben aber sicherlich den Vorzug geben.