Unisonic - Light Of Dawn Tipp

Unisonic - Light Of Dawn
    Melodic Rock/Melodic Metal/Power Metal

    Label: earMUSIC/edel
    VÖ: 01.08.2014
    Bewertung:9/10

    Unisonic Website


Das selbstbetitelte UNISONIC-Debüt war gut, sehr gut sogar. Allerdings hatte das Traum-Duo Kiske und Hansen, ergänzt um die PINK CREAM 69-/KROKUS-Musiker Dennis Ward, Mandy Meyer und Kosta Zafiriou, noch Luft nach oben. Schließlich haben wir es bei UNISONIC mit gestandenen Musikern zu tun, von denen man stets Material von allerhöchster Güte erwarten kann. Nun erscheint mit "Light Of Dawn" der ersehnte Nachfolger, und ja: Diesmal nicke ich nicht nur wohlwollend mit dem Kopf, sondern bin extrem beeindruckt!

Während die Musiker auf dem Debüt noch - ob bewusst oder nicht - darauf achteten, sich ihre Vergangenheit nicht allzu sehr anmerken zu lassen, sieht das auf dem zweiten Album ganz anders aus. Grund dafür dürfte Dennis Ward gewesen sein, der das Songwriting deutlich metallischer und düsterer ausgerichtet hat. Nach dem pompösen Intro "Venite 2.0" kracht mit "Your Time Has Come" nämlich ein astreiner, dezent orchestrierter Uptempo-Song durch die Boxen, der spätestens im Refrain nur einen klaren Gedanken zulässt: HELLOWEEN! Bitte nicht falsch verstehen, die Kürbisköpfe mit Andi Deris sind momentan so stark wie seit vielen Jahren nicht mehr und haben mit "Straight Out Of Hell" aktuell ein grandioses Album draußen. Aber so wie im Opener müsste man sich wohl 2014 HELLOWEEN mit Michael Kiske am Mikro vorstellen. Ich hoffe aber inbrünstig, dass es niemals eine Reunion geben wird, denn eine Koexistenz von HELLOWEEN und UNISONIC auf solch bestechenden Niveau MUSS bestehen bleiben!

Wie dem auch sei: Der Eröffnungstrack treibt einem mit dem großartigen Wohlfühl-Refrain und der grandiosen Gesangsleistung Tränen in die Augen. Die wollen sich auch mit der mörderisch groovigen Midtempo-Hymne "Exceptional" und dem ebenfalls von Wards Viersaiter angetriebenen "For The Kingdom", welches das Tempo wieder anzieht, nicht verflüchtigen. Damit die Abwechslung ja nicht zu kurz kommt, beginnt "Not Gonna Take It Any More" mit einem befreit klingenden Kiske dann auch gleich mal mit dem extrem eingängigen Refrain, ist durch das düstere Solo aber nicht so leichtfüßig, wie man zu Beginn des Songs denkt. Die Nummer spielt gelungen mit verschiedenen Stimmungen. "Knight Of The Long Knives" ist der erste und einzige Track, der mich nicht wirklich vom Hocker haut. Das bedeutet aber nicht, dass die reinrassige Power Metal-Nummer schlecht wäre - grundsolide ist wohl das passendere Wort.

Auch "Find Shelter" ist kein Gute Laune-Rocker, sondern knackig und hart. Die Bridge erinnert an eine dunkle Version von "Dr. Stein". Melancholisch, mit Akustikgitarren und gefühlvollen Vocals geht es in "Blood" weiter, das sich recht fix zu einer Halbballade mit dem Charakter einer Stadionhymne entwickelt. "When The Deed Is Done" begeistert mit feinen, doppelläufigen Gitarren und einer entspannten Grundstimmung; das schnelle "Throne Of The Dawn" setzt die HELLOWEEN-Erinnerungsreise fort und ist ein schnörkelloser, auf den Punkt gebrachter Power Metal-Kracher, wie er im Buche steht. Auch das zackige "Manhunter" kann mit einem simplen, aber eingängigen Chorus und als Kontrast harten Strophen glänzen, bevor die wunderschöne Ballade "You And I" den Hörer aus dem regulären Album entlässt. Mit "Judgement Day" bietet die Limited Edition darüber hinaus noch einen weiteren gutklassigen Track.

Dass Kiske mal kraft- oder leidenschaftslos klingt, ist praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Seine Vocals sind stets von allerhöchster Qualität und ausnahmslos beeindruckend, egal in welcher Tonlage. Der Rest der Mannschaft - Hansen und Meyer als perfekt harmonierendes Gitarrenduo, Ward und Zafiriou als tight, pumpende Rhythmus-Maschine - breitet einen roten Teppich aus, auf dem sich der Sänger ganz selbstbewusst fortbewegt und hörbar wohlfühlt. Ohne Grenzen, ohne selbst oder von Fremden auferlegte Zwänge geht es doch immer noch am besten. Die Leichtigkeit, der Spaß an diesem Projekt ist UNISONIC jederzeit anzuhören. Zudem ist die Produktion von Dennis Ward zu jeder Zeit transparent, warum und knackig.

Mit mehr Melodic Metal als Rock, Killermelodien, Kiskes unglaublichem Goldkehlchen und zahlreichen Hits ist der Zweitling von UNISONIC das Album, das man sich schon als Debüt erhofft hatte. Eine abwechslungsreiche Scheibe, die mit jedem Durchlauf wächst, oft den alten HELLOWEEN-Geist atmet und extrem viel Spaß macht - "Light Of Dawn" ist ein echter Genre-Meilenstein!