Rage - Seasons Of The Black

Rage - Seasons Of The Black
    Power-Metal

    Label: Nuclear Blast
    VÖ: 28.07.2017
    Bewertung:6/10

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Mit dem Personalumbau 2015 hat Peavy Wagner ein gutes Händchen bewiesen. Live stimmt die Chemie und so spielfreudig schienen RAGE lange nicht mehr. Spätestens mit "The Devil Strikes Again" war auch klar, dass man auch weiterhin mit alter Rage-Qualität rechnen kann. "Seasons In Black" ist 14 Monate später das zweite Album nach der Frischzellenkur. Es klingt definitiv wie RAGE und man kann auch ohne Probleme den härteren, teilweise schon thrashigen Sound erkennen, den das letzte Album kultiviert hat.

Aber es braucht bei mir mehrere Anläufe, bis es sich halbwegs richtig anhört. Die Sequenz "The Tragedy Of Man" aus "Gaia", "Justify", "Bloodshed In Paradise" und "Farewell" zum Abschluss des Albums ist beim ersten Hören der einzige Grund, nochmal von vorne anzufangen.

Schwerer Start

Beim ersten Eindruck wirken vor allem die ersten drei Titel "Seasons Of The Black", "Serpents In Disguise" und "Blackend Karma" merkwürdig abgemischt. Man erkennt das Potential, hört, was es werden soll, aber irgendwie klingt es dumpf und breiig. Der Gesang wirkt merkwürdig distanziert und gedämpft. Etwas merkwürdig, denn da in Sachen Produktion alles so geblieben ist, wie bei "The Devil Strikes Again", kann man dahinter eine bewusste Entscheidung vermuten. Unter dem Brei sind auch durchaus starke Songs. An das Kaliber, mit dem sich IRON MAIDEN bei "The Final Frontier" tontechnisch ins Knie geschossen haben, kommt RAGE allerdings – zum Glück – nicht heran und mit wiederholtem Hören kann man es fast ignorieren.

Solider Mittelteil

Mit "Time Will Tell", "Septic Bite", "Walk Among The Dead" und "All We Know Is Not" liefert die Band dann gute Songs ab, bei denen man nicht im Kopf nochmal selbst nachmischen muss. Es sind klassische RAGE-Titel, allerdings ohne dabei redundant zu werden. Wer RAGE also kennt, dem kommen sie entfernt bekannt vor, man wird schnell warm miteinander, aber es hängt genug Frisches dran, um nicht schon beim ersten Kennenlernen gewohnt oder gar langweilig zu sein.

Guter Schluss

Die letzten vier Titel hat die Band mit "The Tragedy Of Man" zu einem Gesamtwerk zusammen gefasst, das auf 20 Minuten Laufzeit kommt. Und es klingt stimmig und rund. Hier und da findet man Versatzstücke, die einem aus alten Titeln irgendwie bekannt vorkommen, aber man merkt doch, dass es das gemeinsame Kind der neuen RAGE ist. Atmosphärisch sehr gelungen und stark gespielt, ein Konzepteinschub, der locker mit denen auf älteren Scheiben mithalten kann.

Bonustracks?

Laut Promotext gibt es dann noch eine Bonus CD mit sechs Titeln aus RAGE-Urzeiten, meiner Pressekopie fehlt sie leider.

Gut, aber ...

Insgesamt kann ich sagen, dass RAGE wieder ein gutes Album abgeliefert haben – alles andere fände ich mittlerweile auch erschreckend – und wenn "The Devil Strikes Again" nicht gewesen wäre, würde ich es vermutlich deutlich stärker feiern. Aber nach dem Paukenschlag des letzten Albums kingt dieses eher wie der wohlige Nachhall, während zum nächsten Knall ausgeholt wird. Immer noch satt und mit einer eigenen Qualität, aber eben doch kein Ausrufezeichen im mittlerweile ziemlich umfassenden und hochwertigen Katalog von RAGE. Eher ein Komma.

Tracklist

1. Season Of The Black
2. Serpents In Disguise
3. Blackened Karma
4. Time Will Tell
5. Septic Bite
6. Walk Among The Dead
7. All We Know Is Not
8. Gaia
9. Justify
10. Bloodshed In Paradise
11. Farewell