Benea Reach – Possession

Benea Reach – Possession
    Modern Metal/Progressive Deathcore

    Label: Spinefarm Rec./Soulfood
    VÖ: 22.03.13
    Bewertung:6/10

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Sie waren zu sechst. Sie spielten Metal. Elf Jahre lang. Dann hörten sie auf – vor kurzem. In Norwegen zu Hause vereinte BENEA REACH diverse metallische Stile zu einem musikalischen Potpourri, das sich hören lassen konnte. Anders als manche nordischen Corpse-Painter vertonten sie ihren christlichen Hintergrund, waren jedoch nicht davor gefeit, getrennte Wege zu gehen. Und so gibt es nun noch das dritte Album „Possession" zu hören, und bis auf weiteres nichts mehr.

Atmosphärisch und druckvoll baut sich die Soundwand des Openers auf. Man meint in die Richtung modernen Metalcores zu gehen, doch plötzlich stolpert man über vertrackte Brüche in den Rhythmen. Vielfältig ist also nicht nur der Gesang, sondern so ganz einfach sollen sämtliche Töne nicht durch die Ohrmuschel wandern.
Das Geschrei wird melodischer, kleine harmonische Linien lassen sich ausmachen, während das brachiale Geholze nicht immer leicht zu durchschauen ist. Keyboards sorgen neben den giftigen Gewaltorgien zwar für Orientierung, doch verläuft man sich auch beim mehrfachen Hören zu oft.
„Desolate" wird mit einer Frauenstimme aufgepeppt und durch einen netten Chorus wird das Ganze eingängiger. „Crown" ist streckenweise instrumental-stimmungsvoll, doch das abrupte Wechseln zu tödlichen Kanonaden und sanften Zwischentönen lässt den Hörer in der Luft hängen.

Zunächst beginnt „Empire" als ein wenig besonderes Stückchen modernen Death Metals, doch dann kommen die dramatischen Screams um die Ecke, welche den Gänsehautfaktor stark erhöhen. Episch-bombastisch genauso wie wuchtig und brutal kommt dieser Song daher, an den man sich jedes Mal gerne erinnert.
„Fallen" beginnt hymnisch, verliert sich jedoch im Strudel der Möglichkeiten, auch wenn manche Phasen wiederkehren. In „The Dark" sind hübsche Harmonien eingebaut, die sich prima durchs Trommelfell schlängeln. Simpel sind jedoch die restlichen Strukturen keineswegs.
Zum Schluss wird es leicht jazzig mit weiblichen Vocals – im Mixer mit dem bekannten derben Metalcore.

Reichhaltig ist das Angebot an stilistische Elementen, verkompliziert durch diverse Breaks und rhythmische Spielerei. Progressivität finde ich eine schöne Sache, ob im Tech-Death oder bei DREAM THEATER. Doch BENEA REACH gelingt es nicht immer, die Komplexität so umzusetzen, dass es für den Hörer spannend bleibt.
Deshalb wirkt die gesamte Platte zu wenig nachhaltig, wie es auch bei den Italienern von DESTRAGE schon der Fall war. Spielerisch über jeden Zweifel erhaben, soundtechnisch modern und gewichtig ist „Possession" keine schlechte Platte. Doch trotz des getriebenen Aufwands bleibt am Ende leider zu wenig hängen.