Hollywood Undead - Swan Songs

hollywood_undead

Stil (Spielzeit): Nu Metal / Rap (49:36)
Label/Vertrieb (VÖ): A&M Records / Octone (02.09.08)
Bewertung: 5 / 10

Yes yes yoooah... Vorweg an alle „true“ Metalheads, welche ihr verwaschenstes BATHORY-Shirt bereits auf dem Wacken 1994 im Pit verloren haben: Hier gibt es nichts zu sehen! Nein, HOLLYWOOD UNDEAD sind viel mehr etwas für jüngere Generationen und Delta Radio. Wenn das Sextett aus Los Angeles ausnahmsweise mal nicht exakt wie P.O.D. klingt, dann nicht, weil die Jungs eine härtere Schiene fahren, sondern vielmehr, weil die guten alten Stromgitarren dann zugunsten von elektronisch produzierten Beats und posermäßigem Sprechgesang komplett in den Hintergrund gerückt werden.

Ich musste mich doch tatsächlich erst einmal durch einen Blick ins Booklet davon vergewissern, dass die sechs maskierten Homeboys auf diesem Debutalbum nicht EMINEM gefeatured haben. In einigen Passagen bzw. auch dem einen oder anderen kompletten Song („Everywhere I go“) klingt einer der Rapper nicht nur von der Stimme her extrem nach EMINEM, sondern auch textlich und musikalisch fühlt man sich an augenzwinkernde Poser-Nummern wie „Without me“ erinnert. Überhaupt ist die Hopper-Kompatibilität sehr viel ausgeprägter als die Verwandtschaft zum Metal. Was allerdings nicht bedeuten soll, dass sich ein waschechter HipHop-Fan wirklich mit HOLLYWOOD UNDEAD anfreunden können wird. Dafür wird hier viel zu weich gespült. Verzerrte Gitarren machen nicht zwangsläufig jeden Song härter. Ganz im Gegenteil müssen die Schwanenlieder durch die soften Numetal-Refrains ganz gewaltig an Härte einbüßen. Jeder ansatzweise in Rap-Gefilden bewanderte Nachwuchskriminelle wird diese Scheibe höchstens als Unterlage zum Koks Strecken verwenden. Denn wirklich ernstzunehmen sind die bereits seit 2005 aktiven Untoten nicht. Auch wenn sie das gerne wären.

Sind die Songtexte auch teilweise im vermeintlich humoristischen Stil gehalten, so kommt doch zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise ein Funken Selbstironie rüber. Was schade ist, denn so bleibt das peinlich prollige Image, welches durch die von nackten Frauen flankierten Poserfotos im Booklet und die zahlreiche Verwendung des Wortes „Bitch“ aufgebaut wird, eher unangenehm im Halse stecken. Es gibt nun mal Bands oder Artisten, die versprühen einfach eine gewisse Coolness, die es ihnen legitimiert, auf die prolligste Art und Weise rumzuschimpfen und zu „dissen“, ohne dass dies albern wirkt (siehe HUSS&HODN). Dann wiederum gibt es Künstler, die eben dies Gangstergehabe selber als albern empfinden und dementsprechend ihre „fuck“-lastigen Texte mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern versehen, was ihnen nicht unerhebliche Sympathien einbringt (siehe ICP). Und es gibt HOLLYWOOD UNDEAD...

Der durchschnittliche 14-Jährige, welcher sich nach langem Zögern dazu entschlossen hat, seinen ins neueste LINKIN PARK-Shirt gewickelten Körper mit einem Iro zu krönen, wird ganz sicher tierisch auf die „Swan Songs“ abfeiern, während er sich den Deckel des kürzlich nach der Schule vernichteten kleinen Feiglings an seinen Rucksack hängt. Und sind P.O.D. eigentlich noch aktiv? Wenn nicht und falls das jemand bedauern sollte, dann ist HOLLYWOOD UNDEAD für denjenigen auf jeden Fall der ideale Ersatz, denn ich könnte kaum markante Unterschiede zwischen den beiden Bands aufzählen. Man zwinge also P.O.D. und EMINEM, gemeinsam ein Album aufzunehmen, lasse dann LINKIN PARK noch einmal drüberschauen und entferne am Ende eine fette Portion Originalität – fertig ist „Swan Songs“.

So, das Ganze klang jetzt zwar durchweg negativ, doch sieht man mal über das alberne Möchtegern-Image verbunden mit der soften Radiotauglichkeit hinweg – und das am besten mit den Augen des rebellierenden Nachwuchses – dann ist die vorliegende Scheibe eigentlich gar nicht so schlecht. Man ist schon das eine oder andere Mal verleitet, mit dem Kopf zum Beat zu nicken, und die meist etwas rockiger und stets melodisch gehaltenen Refrains besitzen tatsächlich teilweise Mitsumm-Qualitäten. Durch die Tatsache, dass hier jedes der sechs Bandmitglieder seinen Beitrag zur vokalistischen Darbietung leistet, wird zumindest Abwechslung geboten, was langfristig gesehen positiv ins Gewicht fällt. Auch die Songs an sich sind wenigstens nicht alle in typischer LIMP BIZKIT-Manier mit immer der selben Songstruktur versehen worden, sondern bieten einiges an netten Ideen. Ja ich denke, „ganz nett“ trifft zumindest meine ganz persönliche Einstellung zu diesem Album recht gut, deshalb lasse ich mich mal zu 5 Punkten hinreißen ...