Evergrey - Glorious Collision

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Stil (Spielzeit):
Melodic Metal/ Symphonic Rock (61:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Steamhammer/ SPV (25.02.2011)
Bewertung: 9/10
Link: Offizielle Bandseite

Der Veröffentlichung von "Glorious Collision" ging ein fast vollständiger Besetzungsumbau bei den Schweden voraus. Sänger und Gitarrist Tom S. Englunds bekräftigte dies in einem Interview mit dem Argument, die Band habe sich an einem Punkt befunden, an dem das musikalische Umfeld Gefahr lief, die Freundschaften zu belasten. Man habe sich in Achtung getrennt, so Englund. Der anfänglichen Ungewissheit folgten klare Töne: drei Nummern seien innerhalb der ersten Woche mit Rikard entstanden, bestätigte er. Die freien Stellen wurden durch Marcus Jidell (Gitarre, Ex-ROYAL HUNT), Johan Niemann (Bass, Ex-THERION) und Karl-Hannes van Dahl (Schlagzeug), wie das Online-Magazin Metal.de verlauten ließ. Der Weg zum neuen Album sei somit zu einem Befreiungsschlag avanciert, sagte Englund weiter. Also Ohren auf und los geht's.

Schon brettert es los, das hocherwartete achte Album "Glorious Collision", und offenbart mit dem Eröffnungstrack "Leave It Behind Us" eine enge Bindung zu elektronischen Klangmitteln. Tempo und Schredderriffs kommen sauber kantig daher, und huldigen dem Metal bester Sorte. Tom S. Englunds Stimme tut dann souverän ihr Übriges. Geilo! "You" zappelt dann in straighter Manier weiter, bittersüß erweicht der Refrain mit Pianoklängen von Rikard Zander, der Mittelteil wartet mit astreinem Solo und einem metalcorigen Mosh auf. Was ist denn da los? Ich hab doch erst zwei Songs gehört, oder? Was für ein Output. Als wüssten EVERGREY das, streichelt ein langatmiges Pianooutro sanft meine Ohren.

Weiter geht's recht progressiv mit der Single "Wrong", dessen schöne Laut-Leise-Dynamik die Ohren sofort einfängt. In den Strophen klingt Englund fast wie Caleb Followill von KINGS OF LEON. Musikalisch ist das ein anderes Land, stimmlich berührt es aber auf die selbe Weise. Die Chöre im Mittelteil erinnern an alte EVERGREY Zeiten. "Frozen" lässt ab vom Prog-Rock und bohrt biestig Metal(lschrauben) ins Holz der Hörmuschel. Doch auch hier führen die elektronischen Loops in den weiten Refrain, der einen grandiosen Gesang trägt. "Restoring The Loss" folgt dem inhaltlich auf Schritt und Tritt. Die stampfenden Strophen schieben den Song dabei, wie 'ne anlaufende Dampflock.

In der Mitte zeiht die Scheibe die Bremse: "To Fit The Mold" lichtet die Nebel der Nacht mit einer zarten Strophe, bevor der Song schwerstens losrollt. Auch hier wird zum instrumentalen Trieb elektronisch mit der Stimme gespielt. Cool. Der Mittelteil trägt ein wundervolles doppelläufiges Gitarrensolo, immer höher und höher, Entladung inklusive. "Out Of Reach" schwellt wie ein großes Feuer, das Nacken und Kopf entflammt. Bangen bitte! Halbballadig ergänzt "The Phantom Letters" das Repertoire des Albums, Mitgröhlpart im Refrain inbegriffen. "The Disease..." schleppt sich im 6/8-Takt melancholisch dahin, gefolgt von Taktwechsel und leicht aufdringlichen Synthies. Okay, aber eher hinten in der Reihe.

Möchte jemand etwas zerstören? Dann bitte "It Comes From Within" anmachen. Der Song treibt die Nägel mit dem Finger in die Wand. Tief wird Luft geholt im Mittelteil, dann öffnet sich die Blüte Englund'schen Gesangs erneut. Definitiv neben "To Fit The Mold" ein Anspieltipp, wenn solche nun genannt sein müssen. Erneut erstirbt die Gewaltigkeit der glorreichen Kollision unter den ergreifenden Tönen der Ballade "Free". Im Rahmen der Musik von EVERGREY die größte Überraschung der Platte für mich. Das Intro von "I'm Drowning Alone" schmeckt nach der Küche von DEAD BY APRIL, was sich im Laufe des Songs, mal von Englunds Stimme abgesehen, auch nicht ändert. Was gehört an das Ende eines solch überzeugenden Albums? Richtig, eine Ballade. Naja, sagen wir, Halbballade. "...And The Distance" pumpt nach den ersten zwei Minuten ordentlich los, und wieder packt die Hookline. Nach knappen vier Minuten verstummt das Klavir, es folgt glorreiche Stille. Vergesst "Torn", es lebe EVERGREY.