The Gathering - Disclosure

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Stil (Spielzeit: Progressive Rock (54:17)
Label/Vertrieb (VÖ): Psychonaut Records / Soulfood ( 14.09.12)
Bewertung: 6 / 10

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„Mandylion" und der famose Song "Eléanor" waren 1995 mein erster Kontakt mit den Niederländern von THE GATHERING, und mein Fazit damals lautete, dass man ruhig mal die Sängerin (auf die komplette Platte bezogen) in den Vordergrund stellen könnte und das Schlagzeug etwas runterdrehen. Was hat die Band seit 1989 nicht alles schon ausprobiert, THE GATHERING lagen sicherlich schon in jeder Schublade und haben sich immer an den Haaren selbst rausgezogen. Von Death Metal, Doom, Trip Rock bis hin zu Progressive Rock war schon alles dabei.

Die aktuelle Veröffentlichung „Disclosure" bietet einen Mix aus Trip und Progressive Rock. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich immer Fan von Anneke van Giersbergen war und mich deren Gesang immer besonders berührt hat. Das Zepter am Mikro führt aber schon seit einigen Jahren Silje Wergeland, und das macht sie sicherlich sehr gut, von „nicht im Vordergrund stehen" kann keine Rede mehr sein. Wobei sie eindeutig ihren Schwerpunkt auf die sanften Töne legt und eher von hauchend über fragil bis hin zu erotisch hauchend alles drauf hat.

THE GATHERING bieten auf ihrem aktuellen Werk viele nette Songs im mittleren bis langsamen Taktbereich. Takt ist das nächste Stichwort, denn gerade Herr Rutten macht am besagten Schlagzeug einen Traumjob und gibt den Songs selbst in langsamen Momenten interessante Abwechslung.

„Heroes For Ghosts" fordert schon sehr mit knapp elf Minuten Spielzeit und lässt sich massig Zeit mit dem mystischen Stimmungsaufbau. Mir fehlt der gewisse Kick, der mich fesselt, einzelne Stellen lassen mich aufhorchen und können mich dann doch nicht fesseln. Zu schwermütig ist mir dieser Song und zu gehaltlos. Dann schon eher das griffige Intro „Paper Waves" (erinnert zu Anfang an PRIMORDIAL), welches durch einen tollen Refrain überzeugt und durch seine poppigen Elemente auch eine hohe Radiotauglichkeit besitzt. „Missing Seasons" lebt von den schönen Klaviermelodien und dem schönen Gesang, frisst sich aber durch Seelenlosigkeit selbst auf. Ich höre Musiker, die ihr Handwerk verstehen und wissen, wie man Songs schreibt – aber die Tatsache allein macht eben noch keine Band mit Magie aus. Mir klingt das stellenweise zu perfekt.

Gerade die Fusion von harten Metalgitarren, träumerischen und teils esoterischen Melodien und schönem Gesang: das hat THE GATHERING früher für mich ausgemacht. Jetzt ist mir das alles zu ausschweifend, wenn auch auf sehr hohem Niveau und dem Label Progressiv auf jeden Fall angepasst. Mein Anspieltipp ist deshalb auch „Meltdown", der durch den gegensätzlichen Gesang, die Streicher und den treibenden Beat noch am meisten mitreißt. Das liegt nicht zuletzt an der grandios gespielten Trompete, die einen der wenigen Momente hervorruft, in denen ich echte Emotionen höre.

„Disclosure" ist handwerklich top gemacht, einwandfrei produziert aber trotzdem auch auf eine Art nichtssagend und vorhersehbar. Fans von THE GATHERING werden das sicher genau anders sehen, als Weiterentwicklung beschreiben und als großen Vorteil, dass man bei THE GATHERING nie so genau weiß, was drin ist in der Tüte.