Porcupine Tree - The Incident (Doppel-CD) Tipp



Stil (Spielzeit): Progressive Rock/Metal (76:26)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner (11.09.09)
Bewertung: 8,5/10

Link: www.porcupinetree.com/

Die britische Prog-Institution PORCUPINE TREE meldet sich mit einem neuen Album zurück. Diesmal zeigen sich Mastermind Steve Wilson und seine Musikerkollegen noch ambitionierter als in der Vergangenheit und legen mit "The Incident" eine Doppel-CD vor, dessen Herzstück der 55-minütige, in 14 Stücke geteilte Titeltrack ist.

Auffällig ist bereits nach dem ersten Hören, dass Wilson von der harten, metallischen Richtung des tollen Vorgängers "Fear Of A Blank Planet" abrückt. Auch auf "The Incident" braten die Gitarren stellenweise heftig, dem Hörer werden aber vermehrt ruhige Momente und vielschichtige, komplexe und clever arrangierte Tracks geboten, die ein bisschen was von allen PROCUPINE TREE-Phasen haben. Die farbenprächtigen Melodien und griffigen Refrains sind genau so vorhanden wie die psychedelische und wunderbare PINK FLOYD-Komponente sowie elektronische Soundscapes und Keyboards; schöne Akustikpassagen und schöne Pianopassagen wechseln sich mit schwermütigen Arrangements ab .Das Titelstück ist trotzdem nicht ganz einfach zu verdauen, einige der zwei bis elf Minuten langen Passagen benötigen mehrere Durchläufe. Erwähnenswert sind bereits nach dem ersten Hören das schöne "The Blind House", das sehr eingängige "Drawing The Line" mit seinem an PLACEBO und U2 erinnernden Ohrwurm-Refrain und "The Incident", das zuerst kalt und elektronisch klingt, sich dann aber zu einem PORCUPINE TREE-typischen Melodiefeuerwerk wandelt. Auch das elfminütige "Time Flies", das mit einer ausladenden Instrumentalpassage glänzt, und der Titeltrack-Abschluss „I Drive The Hearse" mit seiner positiven, entspannten Stimmung seien an dieser Stelle genannt.

Auf einer separaten EP finden sich dann noch die vier Tracks "Flicker", "Black Dahlia", "Remember Me Lover" und "Bonnie The Cat", die ebenfalls die breite Palette aller PORCUPINE TREE-Stile abdecken. Auch Wilsons Soloausflug "Insurgentes" hat sich im neuesten Output der britischen Band niedergeschlagen. Über die Instrumentalarbeit muss man keine Worte verlieren, die ist erwartungsgemäß exzellent. Auch Steve Wilsons warmer, weicher Gesang klingt unverändert gut, die Produktion ist einmal mehr sehr gut gelungen und wurde von der Band selbst vorgenommen.

"The Incident" als Gesamtwerk bietet viel Abwechslung und sowohl ruhige, sphärische, als auch sehr rockige Passagen, ist aber bis auf wiederkehrende Motive und die enorm eingängigen Versatzstücke des titelgebenden Longtracks auch ein Brocken, den man erst mal verdauen muss. Spätestens nach fünf Durchläufen verzaubert der neueste Briten-Streich dann genau wie die Vorgänger die Seele des Hörers und hinterlässt Freude darüber, dass es neben so viel Durchschnittskost auch noch Bands gibt, die mit jedem Album ihre hohen Qualitätsstandards halten können.