Anti-Flag - American Spring Tipp

Anti-Flag - American Spring
    Polit-Punk

    Label: Spinefarm Records
    VÖ: 22.05.15
    Bewertung:9/10

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Könnte man meinen Hippocampus aufschlagen wie ein Lexikon, würde man dort unter dem Begriff "Polit-Punk" zwei stark hervorgehobene Bandnamen erblicken: ...BUT ALIVE und ANTI-FLAG. Dass sie dort zu finden sind, fußt darauf, dass mich diese beiden Kapellen während meiner menschlichen Findungsphase politisch doch am stärksten geprägt haben. Nun gibt es zwischen diesen beiden Kapellen allerdings einen sehr großen Unterschied: Während sich Markus Wiebusch und seine Mannen von ...BUT ALIVE lieber „weiterentwickelt" haben und mittlerweile nur noch Herzen erwärmen, anstatt sie zu entflammen, lassen ANTI-FLAG immer noch den sprichwörtlichen Hammer über jeder Art von Ungerechtigkeit, Misstand und Gewalt kreisen. 
Nicht zuletzt aus diesem Grund freuen wir uns mit „American Spring" auf weitere laute Standpauke der Jungs aus Pittsburgh!

Und der erste sitzt bereits, bevor der Opener „Fabled World" überhaupt die Chance hat, zu erklingen. So gehen das geniale Cover-Artwork und der gut gewählte Albumtitel eine Symbiose ein, um direkt die Botschaft vom Amerikanischen Frühling zu verbreiten. Nachdem man das Cover entsprechend gewürdigt hat, wird einem vom bereits erwähnten Opener direkt klar gemacht, dass sich die Menschheit seit „The General Strike" genauso wenig geändert hat, wie ANTI-FLAG selbst. Und so bekommt man das geboten, was man sich erhofft hat: melodiösen und eingängigen Punkrock, vorangetrieben durch den angefressenen Doppelgesang von Justin Sane und Chris#2.

Der Folgetrack „The Great Devide" macht genau dort weiter, drückt das Pedal allerdings noch etwas mehr in Richtung Blech, um anschließend die totale Entlastung zu erfahren. Und so rollt der Track „Brandenburg Gate" wundervoll dahin und hält mit dem Strummer-Einfluss nicht hinter'm Zaun.
In der Folge wird das Tempo aber wieder angezogen und man erreicht wieder die gewohnte Taktzahl, welche bei dem 50-Sekünder „To Hell With Boredom" ihre Höchstzahl erreicht.

Der Abschlusstrack „The Debatte Is Over (If You Want)" entlässt einen zweistimmig, wie es vermutlich ANTI-FLAG nicht besser hinbekommen hätten. Denn zum einen fühlt es sich wohlig und angenehm an und zum anderen ist man einfach nur erzürnt und angefressen. Und das ist es auch was dieses Album ausmacht: Wohlige aber auch massentaugliche Melodien im Punkrockgewand, welche einen immer noch genauso bewegen und aufrütteln, wie seinerzeit „Die For The Government".

Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle nochmal das fast schon geniale Songwriting. Denn die Kunst, ein Album, welches nahezu nur in eine Richtung ausgerichtet ist, nicht langweilig erscheinen zu lassen und dabei den Texten auch noch so viel Sinnhaftigkeit anzuheften, gelingt ANTI-FLAG mit "American Spring" in Reinform.
Ob sie sich dabei überhaupt im Klaren sind, wie sehr sich ihre Songs und Ansichten in den Herzen der Hörer verwurzeln, bleibt unbekannt. Was aber fest steht, ist, dass sie selbst nach 27 Jahren Bandhistorie immer noch Herzen und Fäuste in Flammen setzen können.