Japanische Kampfhörspiele - Rauchen Und Yoga

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Stil (Spielzeit): Grindpunk (36:28)
Label/Vertrieb (VÖ): Bastarized Recordings (12.10.2007)
Bewertung: Mächtig. [9/10]
Link: http://www.japanischekampfhoerspiele.de

Das wurde aber auch Zeit! Mehr denn je sind die Krachkräfte und das textliche Katastrophenhilfswerk aus der Bundesrepublik gefragt in diesen Tagen. Das schlechte Fernsehen wird noch schlechter und tritt über die Ufer, die Dummen werden noch dümmer, diejenigen, die etwas unternehmen können, sind satt, blind und kleben sich Flachbildschirmscheuklappen an ihre Designerbrillen. Inhaltlich dreht sich das nationale, härtere, musikalische Karussell bis auf wenige Ausnahmen im Kreis der Belanglosigkeit.
Mit spitzer Zunge, rasiermesserscharfem Lärm, intelligenten Textcollagen und viel Chaos ziehen so JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE zum neunten Mal in den Krieg gegen das unreflektierte Konsumieren, gegen die heuchlerischen Moralapostel und die Verdummung der Eliten. Und nicht zuletzt gegen Sony-Kassettenrecorder, die ???-Hörspiele fressen.

Eingängiger als zuvor fallen sie schon mit einem nach "We Will Rock You"-anmutenden Eröffnungsschlag, nämlich mit "Der Angriff Startet", in die bürgerlichen Eigenheime. Textliche Rundumschläge ohne Gnade treffen in zerfetzten Satzbruchteilen die unappetitlich überschminkten Stellen der Gesellschaft. Vor diesem Album scheint niemand sicher, und da die Band sich zuvor nie aus der Kritik ausgenommen hat, muss hier kein Blatt vor den Mund genommen werden, denn Jaka zu hören ist auch keine Entschuldigung. Die gekeiften Texte erfordern die volle Aufmerksamkeit des Zuhörers, ekeln, überraschen und regen auch ohne schwülstige Parabeln zum Nachdenken an; natürlich unter der Vorraussetzung man versteht sie akustisch, was ohne die geschriebenen Texte nicht nur für Laien eine Herausforderung sein dürfte.

Musikalisch lässt sich eine angenehme Weiterentwicklung feststellen. Der Dank einer glasklaren Produktion druck- und gewaltvolle Grindcore sorgt für gute Stimmung in der Nachbarschaft. Wo sich die Herren in den letzten Alben noch in wirreren Klangknäueln artikulierten, hageln nun präzise und schnelle Schläge, die direkter kaum tönen könnten. Kreativität und Innovation müssen auch nicht leiden, ganz im Gegenteil. Abwechselungsreiche Brüche, der gutturale Todesgesang in Symbiose mit dem keifenden Geschrei und verschiedenste Spielereien und Verfeinerungen, ja sogar recht eingängige Melodien in Stücken wie "Hungerhilfe" oder "Komm, Wir Drehen Einen Porno",  lassen hier an keiner Stelle auch nur Anzeichen von Langatmigkeit ausmachen.


Was soll ich dazu sagen? Die Konsumgesellschaft, die Familie Fertigmensch, die veganen, kampfsporttanzenden Wohlstandsbäuche, die spaß- und pornosüchtigen Studiengebührengegner und auch die erektionsgestörten, kurzatmigen Topentscheider mit ihren Zigaretten und ihren Ficktabletten sind geschockt. "Der Westen ist geschockt" und die Mission geglückt.