Soto - Divak

Soto - Divak
    Heavy Rock

    Label: earMusic / Edel
    VÖ: 01.04.2016
    Bewertung:5/10

    SOTO HOMEPAGE


Jeff Scott Soto gehört für mich, seit ich ihn auf YNGWIE MALMSTEENS „Rising Force“ 1984 das erste Mal gehört habe, zu den begnadetsten Rock- und Metal Sängern unserer Zeit. Da ist es kein Wunder, dass sich viele Bands die Dienste des Sängers sicherten (u.a. AXEL RUDI PELL, T.S.O., TAKARA, KHYMERA).

Die Band aber, die sich zum Dauerläufer in meinem CD-Player entwickelte, ist definitiv TALISMAN. Alben wie „Life“, „Genesis“ oder „Truth“ sind zeitlose Melodic-Rocker, über denen zu jeder Zeit die geniale Stimme von Jeff Scott Soto schwebt. Warum aber fange ich dieses Review mit einem Loblied auf eine ehemalige Band des Sängers an? Ich denke, die Antwort wird man im weiteren Verlauf dieses Reviews zu seinem aktuellen und zweiten Album unter dem Namen SOTO finden, das den Titel „Divak“ erhalten hat.

Keine 15 Monate sind vergangen, seit SOTO ihr Debüt „Into The Vertigo“ veröffentlichten. Zusammen mit Edu Corninato an den Drums, Lead Gitarrist Jorge Salan, Bassist David Z und Keyboarder / Gitarrist BJ hat Jeff Scott Soto 13 Songs geschrieben. Triebfeder für die schnelle Veröffentlichung des Debüt-Nachfolgers war Jeff Scott Soto selber, der die Band SOTO als feste Größe in der Szene etablieren möchte.

Der Opener des Albums ist gleichzeitig der Titeltrack. Und ein Instrumental. Mutig oder ungeschickt? Für mich sollte der Titeltrack eines Albums auch irgendwie die Visitenkarte einer Scheibe sein, daher würde ich eher sagen ungeschickt. Die nächsten beiden Songs „Weight Of The World“ und das basslastige „Freakshow“ klingen sehr ähnlich: stakkato-artige Gitarrenriffs und ein JSS, der seine Stimme nicht wirklich ausklingen lässt, sondern eher in einer Art Sprechgesang unterwegs ist.



Bei „Weight Of The World“ haut Jorge Salan ein wirklich hörenswertes Solo raus, ansonsten wird mir hier schon klar, dass SOTO den eingeschlagenen Weg des Debüts nicht nur weitergehen, sondern auch noch einen draufsetzen. Songs mit wirklich einfressenden Melodien sind auf „Divak“ eher selten, aber ich denke, genau das wollte die Band bezwecken und sie werden auch bestimmt viele neue Fans damit ansprechen und auf sich aufmerksam machen. Ob sie damit allerdings auch die alten JSS Fans erreichen, wird sich zeigen.

Mit „Paranoia“ gehen SOTO das erste Mal etwas melodiöser zu Werke, ohne aber die Aggressivität der ersten Songs ganz aus den Augen zu verlieren, bevor mit „Unblame“ für mich das erste Highlight kommt. Der Track besticht durch einen ohrwurmartigen Refrain, viele Tempowechsel und durch eine im Ganzen heruntergefahrene Geschwindigkeit. „Cyber Masquerade“ kann mich dann nur durch das Solo von Jorge überzeugen.

Dann folgt mit „In My Darkest Hour“ eine ganz starke Ballade. Und genau hier kommt zur Geltung, was Jeff für eine unglaubliche und einzigartige Stimme hat. Es muss nicht unbedingt eine Ballade sein, aber für solche Melodien ist seine Stimme einfach perfekt.
Jeff Scott Soto und dieses abgehackte Singen, die Töne nicht wirklich klingen zu lassen, wie auch auf den folgenden „Time“ oder „Forgotten“, passt für meine Ohren nicht zusammen.

Jeff Scott Soto nutzt einfach nicht sein definitiv vorhandenes Potential. Das ist eigentlich die Kernaussage dieses Reviews. Oftmals hat er in der Vergangenheit aus mittelmäßigen Songs allein durch seinen Gesang gute bis brillante Songs gemacht. Das gelingt ihm auf „Divak“ leider zu selten. Momente wie „Suckerpunch“ oder das tolle, von Pianoklängen durchzogene „Awakened“, bei denen er sein Können aufblitzen lässt und bei denen ich als Hörer denke „ja, genau das ist es“, sind auf „Divok“ leider zu selten vertreten.

Fazit: Für mich war es sehr schwer, „Divak“ objektiv zu bewerten, weil ich einfach zu sehr an den TALISMAN Veröffentlichungen hänge und diese Alben beim Hören der aktuellen Scheibe auch nie wirklich abschütteln konnte. Daher sollten sich alle Fans des Sängers erst einmal selber einen Höreindruck verschaffen. Mit Sicherheit ist „Divak“ ein gutes Album, die Produktion ist fett und Jeffs Stimme frisst sich wie immer mächtig ein. Aber leider sind die Songs an sich nicht das, was ich mir von Jeff Scott Soto erhofft habe.

Viele Titel sind einfach nach demselben Muster gestrickt und klingen ziemlich ähnlich. Dass man sich als Musiker weiterentwickeln und seinen Stil ändern möchte, ist absolut legitim, in diesem speziellen Fall macht es die Band dem Reviewer aber auch sehr schwer.
Die Richtung, die SOTO gehen werden, zeichnete sich bereits auf dem Debüt „Into The Vertigo“ ab, daher hält sich die Überraschung etwas in Grenzen.

Soto Promo 20161
(photo by NATALIA BRITT)