Destruction - All Hell Breaks Loose, The Antichrist & Metal Discharge (Re-Releases)



Stil (Spielzeit): Thrash Metal (65:28, 56:36 & 66:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Mind Productions (26.04.10)
Bewertung: 8/10, 8,5/10 & 7/10

Link: http://www.destruction.de

Metal Mind haben länger nichts von sich hören lassen, jetzt veröffentlichen die Polen gleich drei neue Scheiben als Re-Releases. Es handelt sich um die drei ersten DESTRUCTION-Alben nach der Reunion mit Schmier, also "All Hell Breaks Loose", "The Antichrist" und "Metal Discharge". Die drei CDs kommen als remasterte, goldene CDs in Digipacks, sind auf 2000 Stück limitiert und nummeriert und enthalten Linernotes, die sich jedoch zu 90 Prozent gleichen. Immerhin gibt es zu jedem Album Originalkommentare der Musiker und Produzenten und eine Menge Bonustracks, die jedoch allesamt schon veröffentlicht wurden. Für Neueinsteiger sind die CDs absolut empfehlenswert, während sich Besitzer der Originale entspannt zurück lehnen können und nichts verpassen.


All Hell Breaks Loose (65:28)

"All Hell Breaks Loose" war das erste Album, das wieder mit Bassist und Sänger Schmier aufgenommen wurde, und ist nach wie vor ein absolut unwiderstehliches Thrashalbum, das locker mit den Klassikern mithalten kann. "The Final Curtain" zeigt DESTRUCTION in einem leicht modernerem Gewand und bietet allerfeinste Thrash-Kost, die Gourmets des schnellen Genres genau so flüssig reinlaufen sollte wie "Machinery Of Lies", "Tears Of Blood" (was für eine fette Nummer mit eingängigem Chorus!) oder das ultimative Thrash-Epos "The Butcher Strikes Back" mit seinen schneidenden, hypnotischen Gitarren. "World Domination Of Pain" gehört ebenfalls in die Riege der saustarken DESTRUCTION-Songs, während man mit dem ungewohnt modernen "X-treme Measures" erstmal warm werden muss. Hat man das getan, offenbart sich ein weiterer, nicht weniger guter Aspekt des DESTRUCTION-Universums. Der Rest des Albums, darunter der höllisch intensive Titeltrack, ein Remake von "Total Desaster" (mit dem Zusatz "2000") und der rasante Abschluss "Kingdom Of Damnation" steht den Krachern zu Beginn in nichts nach.

Peter Trägten (HYPOCRISY, PAIN) durfte das Reunion-Album der Deutschen produzieren und verpasste "All Hell Breaks Loose" einen trockenen, beinahe schon punkigen Klang. Das ist wahrscheinlich nicht jedermanns Sache, meiner Meinung nach passt der rotzige Klang aber perfekt zu den Speed-Granaten.
Als Bonus hat sich Metal Mind für das komplette "Bestial Invasion Of Hell"-Demo von 1984 entschieden. Das beinhaltet sechs rumpelnde Demos von Songs wie "Tormentor", "Antichrist" oder den Klassiker "Mad Butcher". Das dürfte für Neulinge im DESTRUCTION-Universum und natürlich für Hardcore-Fans interessant sein, letztere werden die Tracks aber wohl schon mit der Special Edition bzw. der Erstauflage im Jahr 2000 gekauft haben. Somit bietet dieser Bonus nichts Unveröffentlichtes.


The Antichrist (56:36)

"Thrash Till Death" ist gleichzeitig Opener und Motto des Nachfolgers von "All Hell Breaks Loose". Direkt zu Beginn fällt der kompaktere, etwas glattere Sound auf, für den sich wieder Peter Tägtgren verantwortlich zeigt. Abgesehen davon geht es DESTRUCTION-typisch in die Vollen, denn dem fantastischen Opener schließen sich Nummern wie "Nailed To The Cross" (mit deutlich herauszuhörendem Bassspiel und einem klasse Break), "Dictators Of Cruelty" (mit fantastischen Riffs und Leads) oder "Bullets From Hell" an. Erneut wird deutlich, dass Schmier, Mike und Sven nach wie vor zu den Flagschiffen des schnellen Metal gehören, ohne Rücksicht auf Verluste holzen sie sich durch pfeilschnelle Songs, die mit aggressiven Vocals, eingängigen Refrains und fantastischen Gitarren versehen wurden. Das Niveau der hervorragenden Reunion-Scheibe wurde problemlos gehalten, auf einen modernen Ausflug wie "X-treme Measures" wurde verzichtet. Trotzdem ist das hier kein rumpeliger Achtziger-Thrash, sondern eine Transformation des alten Sounds in die Neuzeit. Und das ist dem Trio wie kaum einer anderen Band gelungen.

"Godfather Of Slander", "Let Your Mind Rot" und "The Heretic" beenden das 2001er Album der deutschen Legende auf gewohnt brillante Art. Der Bonustrack, eine Neueinspielung von "Curse The Gods", ist bereits von den vorherigen Versionen bekannt, die wenige Sekunden langen Zwischentracks, um das Album auf 66 Tracks zu strecken, bevor die letzte Nummer als Hidden Track zum Zuge kommt, sind allerdings absolut unnötig. Verwirrung gab's bei der Erstveröffentlichung des Albums, da auf dem Inlay die Songtitel durcheinander geraten sind. Hier stimmt alles, doch trotz des hochqualitativen Thrash-Massakers ist diese Neuauflage nur absoluten Neulingen zu empfehlen.


Metal Discharge (66:05)

2003 erschien mit "Metal Discharge" das erste Album mit Neudrummer Marc Reign, der mittlerweile ja auch nicht mehr mit an Bord ist. VO Pulver, der Tägtrens Nachfolge auf dem Produzentenstuhl einnahm, hat mit DESTRUCTION komplett analog aufgenommen. Vor allem die negativen Kritiken bei der Veröffentlichung im Gegensatz zu Lobeshymnen auf "alte" Produktionen in der heutigen Zeit werden in den Liner Notes angesprochen, und zwar durchaus sarkastisch. Einerseits verständlich, andererseits aber auch nicht, denn die Produktion ist trotz der traditionellen Aufnahmemethode nicht mit der der Vorgänger zu vergleichen und ziemlich kraftlos. Es bringt nichts, nur analog aufzunehmen und sich über schlechte Kritik aufzuregen, wenn der Sound trotzdem nicht gut ist und es andere Bands besser hinbekommen.

Anyway, auch "Metal Discharge" enthält mit dem Titeltrack, "The Ravenous Beast", "Fear Of The Moment" (sehr aggressiv) und ein, zwei anderen Nummern gewohnt gute Kost, ist aber im Vergleich zu den beiden Vorgängern klar das schwächere Album. Es scheint, als seien den Deutschen ein wenig die Ideen ausgegangen, zu austauschbar klingen manche Songs des 2003er Albums. Natürlich bewegen sich DESTRUCTION immer noch auf sehr hohem Niveau, aber es gibt klar bessere Scheiben. Als Bonus gibt es gleich sieben Songs, die auch schon allesamt auf der Doppel-CD der Erstauflage verbraten wurden. Vier Demoversionen sowie drei hörenswerte Cover strecken das Album auf eine Spielzeit von knapp 40 auf 66 Minuten. Wer die Doppel-CD nicht sein Eigen nennt, sollte zugreifen, ansonsten kann man ruhigen Gewissens zur normalen Version greifen.