Machine Head - Unto The Locust Tipp

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Stil (Spielzeit): Thrash Metal (48:52)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner Records (23.09.11)
Bewertung: 8/10

machinehead1.com

Ich gebe es ungern zu, doch obwohl ich dem Thrash Metal alles andere als abgeneigt bin, bin ich so etwas wie MACHINE HEAD-Jungfrau, obwohl ich das amerikanische Quartett als Vorband von METALLICA auf deren "World Magnetic"-Tour gesehen, aber in Vorfreude auf den Headliner kaum wahrgenommen habe. Nur "The Blood, The Sweat, The Tears" und ein paar weitere Songs von "The Burning Red" (ausgerechnet dem untypischsten und modernsten MACHINE HEAD-Album) kenne ich. Nicht mal das allerorts hochgelobte "The Blackening" habe ich mir jemals angehört. Was war ich doch für ein Narr...

Irgendwas hat mich immer davon abgehalten, mich näher mit der Band zu beschäftigen. Vielleicht dachte ich, dass die Jungs um Rob Flynn immer noch zu sehr Nu Metal sind (jaja, ich weiß...) oder ich habe sie immer als zu polternde Thrash-Band betrachtet, was sie definitiv nicht sind. Jedenfalls kommt reichlich spät, nämlich mit "Unto The Locust", meine ganz persönliche Erleuchtung. Vergebt mir. Um es auf das Wesentliche zu bringen: Das Teil ist ein absoluter Hammer, voller Energie, pures Dynamit gepaart mit technischer Versiertheit, Killermelodien und vollgestopft mit grandiosen Gitarren. "I Am Hell", der explosive Opener mit mächtigen Gitarren, intensivem Geboller und Gänsehaut-Refrain bietet Rob Flynn und dem zweiten Gitarristen Phil Demmel bereits genügend Raum, ihre kraftvollen Riffs, geilen Leads und versierten Soli durch die Boxen zu ballern, während der pumpende Bass von Adam Duce und das kraftvolle, äußerst abwechslungsreiche Schlagzeugspiel von Dave McClains den Boden für den ganzen Wahnsinn bereiten. Über allem thront Flynns einzigartige, raue und angepisste, stellenweise emotionale Stimme. Achteinhalb Minuten pure Kraft – kann ein Album besser starten? Oder kann es besser weiter gehen?

Besser vielleicht nicht, aber zumindest auf gleichbleibend hohem Niveau. Das mit MAIDEN-artigen Leads versehene "Be Still And Know" bleibt mit seiner düsteren Grundstimmung und dem verzweifelten Chorus genauso im Ohr hängen wie der Quasi-Titeltrack "Locust" mit stampfendem Rhythmus und nicht weniger geilem Refrain. "This Is The End" ist eine rasend schnelle Thrash-Granate mit wahrlich angepissten Vocals, Doublebass-Gewitter und tollen Solopassagen, bei "The Darkness Within" gibt es dann ein wenig Zeit, um durchzuschnaufen. Der melancholische Song im Midtempo beginnt mit einer Akustikpassage und sehr klaren Vocals, der extrem eingängige Refrain macht ihn zu einer hörenswerten Halbballade, die in der auf der Limited Edition enthaltenen Akustikversion ebenfalls Sinn macht. "Pearls For Swine" ist der einzige Song auf "Unto The Locust", der qualitativ etwas abfällt und ziemlich unspektakulär klingt. Der Schlusstrack "Who We Are", eine pathetische Hymne, beginnt völlig überraschend mit Marschtrommeln, Orchester und Kinderchor (!), der von Flynn aufgegriffen wird. Geiles Ding.

Japp, es wird verdammt noch mal Zeit, sich mehr mit dieser Band zu beschäftigen. Gleichzeitig kann ich all denen, die bisher einen Bogen um MACHINE HEAD gemacht haben oder sie schlichtweg noch gar nicht kennen, nur dringend empfehlen, sich "Unto The Locust" anzuhören, immer wieder und wieder. Dieses Album muss man als Freund härterer Klänge mit Hang zu unglaublich guten Gitarren einfach lieben.