Pearl Jam - Let's Play Two

Pearl Jam - Let's Play Two

Mit "Let's Play Two" reiht sich ein weiterer Release in die an Veröffentlichungen wahrlich nicht arme Live-Diskographie von PEARL JAM ein.

Wie bei "PJ20" handelt es sich um einen Soundtrack zum gleichnamigen Film, in dem Regisseur Danny Clinch die enge Bindung PEARL JAMs mit dem Baseball-Team der Chicaco Cubs und deren Spielstätte, dem Wrigley Field, beleuchtet.

Bekanntes Livematerial in intensiven Versionen

Dort standen die Grunge-Urväter an zwei Abenden im August 2016 auf der Bühne, um sich durch 25 Jahre PEARL JAM zu spielen. "Let's Play Two" vereint 17 ausgewählte Tracks der beiden Konzerte und versucht, mit Songs vom Debüt "Ten" bis hin zum Titeltrack des letzten Studioalbums "Lightning Bolt" sowie zwei, drei Non Album-Tracks ("Crazy Mary", "Black, Red, Yellow") eine Art Best Of-Überblick zu verschaffen.

90 Prozent des Materials haben PJ-Fans sicher schon dutzendfach im heimischen Regal stehen. Und doch kann man sich an der leidenschaftlichen Performance von Classics wie "Low Light", "Better Man", "Corduroy", "Alive", "Last Exit" oder dem fantastischen, extrem intensiven "Black" gar nicht satt hören. Stimmungstechnisch passt auf "Let's Play Two" einfach alles: PEARL JAM sind in allerbester Spiellaune, die Fans singen, klatschen, grölen tausendfach verdammt lautstark mit, der natürliche Sound fängt die grandiose Liveatmosphäre perfekt ein. Wenn Eddie Vedder also mal daneben liegt, ist das deutlich hörbar. Wenn er mit den Fans in der Cubs-Hymne "All The Way" eine ganz enge Verbindung eingeht, aber auch. So lebendig muss ein Konzertmitschnitt klingen!

Die Geschichte hinter "Let's Play Two"

Das eigentlich Besondere an diesem Soundtrack ist die Hintergrundgeschichte. Auf der einen Seite PEARL JAM mit ihrem Sänger als fanatischer Baseball-Fan, auf der anderen die Chicago Cubs, die 2016 nach über 100-jähriger Durststrecke erstmals wieder die MLS World Series gewannen. Dazwischen das Wrigley Field und Danny Clinch, der den richtigen Riecher besaß und nur wenige Monate vor dem Cubs-Triumph diese beiden intensiven PJ-Auftritte aufzeichnen ließ.

Für Europäer ist die geradezu magische Verbindung von Musik und Sport in dieser Intensität vermutlich nicht ganz nachvollziehbar. Stellt euch einfach vor, Fortuna Düsseldorf wäre gerade auf dem Weg zur Meisterschaft, während DIE TOTEN HOSEN zwei ausverkaufte Konzerte im RheinEnergie Stadion spielen und sie filmen lassen. Man darf beides nicht nur mögen, sondern muss es lieben. Dann kann man das Spezielle dieser Verbindung hautnah erleben.

Film und Musik getrennt: Ziemlich doof

Mit dem Soundtrack geht das nur bedingt. Die Magie im Wrigley Field ist hörbar, definitiv. PEARL JAM und ihre Fans spielen sich in einen wahren Rausch. Aber noch fehlt der Kontext, das Bildmaterial. Denn die CD erscheint mehr als anderthalb Monate vor dem Heimkino-Release von "Let's Play Two". Zuerst lief der Streifen nämlich nur in ausgewählten Kinos, bevor er am 13.10. auf Fox Sports 1 nach dem ersten Spiel der neuen Baseball-Saison gezeigt wird und schließlich am 17.11. auf DVD/Blu-ray erscheint. Und ob das Sinn macht, darf man zumindest hinterfragen..

Betrachten wir den im hübschen Digipack verpackten Soundtrack zu "Let's Play Two" also nach dem jetzigen Status Quo, fallen drei Dinge auf: 1. Die Veröffentlichungspolitik ist alles andere als weise. 2. Wer das Komplettprogramm möchte, sollte sich am 17.11. beide Official Bootlegs im PJ-Store gönnen und diesen Release vergessen. 3. Die Fades zwischen den Songs hätte man sich sparen können.

Die neue PJ-Livescheibe macht trotzdem Bock

Allerdings: Als PJ-Live-Essenz taugt diese Scheibe mit einer atemberaubenden Bandperformance und einem völlig aus sich herausgehenden Publikum mehr als ordentlich – selbst, wenn 17 Songs auf einer CD bei den Shows und dem Backkatalog dieser Band wie ein Witz wirken. Ich warte gespannt auf die Musik-Sport-Doku von Clinch, in der "Let's Play Two" dann richtig Sinn ergibt und der Soundtrack an Tiefe gewinnen wird.

Trackliste

1. "Low Light"
2. "Better Man"
3. "Elderly Woman Behind The Counter In A Small Town"
4. "Last Exit"
5. "Lightning Bolt"
6. "Black Red Yellow"
7. "Black"
8. "Corduroy"
9. "Given To Fly"
10. "Jeremy"
11. "Inside Job"
12. "Go"
13. "Crazy Mary"
14. "Release"
15. "Alive"
16. "All The Way"
17. "I’ve Got A Feeling"