Devin Townsend Project - Ghost

devin_townsend_ghost

Stil (Spielzeit): Progressive Metal/Ambient (72:38)
Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut/EMI (30.06.11)
Bewertung: 7/10

Link: http://www.hevydevy.com/

Devin Townsend ist eines der wenigen kreativen und ausnahmslos begabten Genies unserer Zeit. Mit dem extrem ruhigen „Ki" und dem härteren, von Anneke van Giersbergen unterstützten „Addicted" begann der Kanadier eine Quadrologie, die mit den zeitgleich erscheinenden Werken „Ghost" und „Deconstroction" seine Vollendung findet. Stilistisch wagt sich das DEVIN TOWNSEND PROJECT bereits seit „Ki" eine ganze Ecke weiter als beispielsweise auf den Götterwerken „Terria" und „Accelerated Evolution", die noch unter dem DEVIN TOWNSEND BAND-Banner erschienen sind.

Während der mittlerweile glatzköpfige Gitarrist und Sänger vor einigen Jahren noch für seine Mischung aus brutalen, meterhohen Riffwänden, extremen Gesängen und wunderschönsten Melodien bekannt war, lotet Townsend mittlerweile die Grenzen zwischen völliger Gelassenheit und kontrolliertem Wahnsinn aus. Ähnlich wie „Ki" ist auch „Ghost" ein durchgehend ruhiges, absolut entspanntes Album geworden, das mit „Fly" und dem zum Weinen schönen „Heart Baby" einen richtig guten Einstand zeigt. Über wabernden Keyboardklängen und asiatisch anmutenden Flötentönen singt Townsend mit einlullender Stimme und zupft bedächtig die Saiten seiner Akustikgitarre. An manchen Stellen läuft der begabte Gitarrist mit einer allzu gelassenen Stimmung Gefahr, zu sehr einen auf „Alles ist ruhig und gut und schön" zu machen – wären da nicht auch die abwechslungsreichen, etwas längeren Songs wie „Feather", das mit einer unglaublichen Leichtigkeit, hochmelodischen Gitarren und dem wandlungsfähigem, extrem angenehmen Gesang die Genialität Townsends zeigt. Nach einem weitgehend linearen Verlauf in der ersten Hälfte des Songs konzentriert sich die zweite Hälfte auf Keyboard- und Ambientklänge. Der Titelsong hingegen klingt wie eine fröhliche, völlig losgelöste Mixtur aus verhaltener Countrymusik und Ambient-Sounds.

Eine Akustikballade wie „Kawaii" scheint den Hörer davon zu tragen – überhaupt klingt „Ghost" wie ein einziger Fluss, als würde man schweben. Auch die weiblichen Gastvocals in „Blackberry" lassen den Hörer selig lächelnd unterm Kopfhörer liegen und eine Meditationsstunde der etwas anderen Art erleben. Das funktioniert allerdings wirklich nur in Momenten, in denen man Entspannung und Ruhe sucht. Zum nebenbei hören eignet sich „Ghost" herzlich wenig, man muss sich schon auf die einschmeichelnde, extrem relaxte Stimmung einlassen. Das gelingt vielleicht nicht immer perfekt und ist – wenn man bewusst und hochkonzentriert zuhört – zwischendurch auch mal ein wenig langweilig, ist aber durch die durchgehend ruhige Art besser gelungen als „Ki", bei dem Townsend oft Spannung aufgebaut und nie zum Explodieren gebracht hat. Da hat man sich nach harten Gitarren und Ausbrüchen gesehnt, „Ghost" jedoch spielt nicht mit den Erwartungen des Hörers, sondern bewegt sich auf einer Linie, die in den richtigen Momenten für Entspannung und Durchatmen sorgt.