Nachtmystium - Silencing Machine

nachtmystium - SilencingMachine

Stil (Spielzeit): Abwechslungsreicher, genreübergreifender Black Metal (59:45)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media (25.07.2012)
Bewertung: 7,5/10

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Die Vinyl-Single "As Made" und das alte Bandlogo ließen es schon erahnen: NACHTMYSTIUM orientieren sich auf ihrem "Silencing Machine" an den Alben vor der grandiosen "Black Meddle"-Dilogie und stellen ihre rauen Black Metal-Roots wieder weiter in den Vordergrund. Obwohl "Silencing Machine" weit davon entfernt ist, nur ein simpler Hassklumpen zu sein, war die Rückbesinnung auf altes Material aber vielleicht ein wenig übereilt.

Auf ihrem sechsten Album fährt das amerikanische Trio um Vordenker Blake Judd die psychedelischen Elemente der beiden Vorgänger merklich zurück. Das Material ist deutlich härter und roher gehalten, was der pure Black Metal-Feger "Dawn Over The Ruins Of Jerusalem" und der Titeltrack zeigen. Gleichzeitig fällt auf, dass NACHTMYSTIUM nach wie vor über den Tellerrand blicken und so viele verschiedene genreeigene und -fremde Elemente übernehmen, dass einem vor Abwechslung fast schwindlig wird und es ein wenig an Konstanz mangelt. Rasende Blastbeatattacken und chaotische, lärmige Passagen gehören 2012 genauso zu NACHTMYSTIUM wie erhabene Midtempo-Teile, melodische Gitarrenleads und unvergleichliche Harmonien, die jedoch nie poppig klingen und etwas zu selten eingestreut werden. Auffällig sind die vielen Keyboards, die an einigen Stellen so abgepfiffene Effekte produzieren, dass man sich bei einer Space Rock-Kapelle wähnt. Nicht immer peppen die Keyboards die pechschwarzen Nummern auf, manchmal tönen sie auch extrem nervig, wie in dem simplen und absolut verzichtbaren "As Made"-Zwilling "Decimation, Annihilation". Und nicht durchgängig sind die rasanten Black Metal-Attacken nachvollziehbar, sondern auch mal zu lärmig, chaotisch und uninspiriert - ein Manko, das nach dem göttlichen Vorgänger eigentlich undenkbar war.

Doch entgegen der anfänglichen Befürchtungen, NACHTMYSTIUM würden nun nur noch auf den extremen Metal der Anfangstage setzen, nehmen Abwechslungsreichtum und feine, dunkle Melodien immer noch einen großen Platz ein. Wenn ein achtminütiger Hassbatzen wie "And I Control You" von harmonischen Gitarren unterbrochen wird, der Chorus von "Give Me The Grave" sich im Kopf festsetzt, "These Rooms In Which We Weep" zu Beginn mit zutiefst trauriger Atmosphäre begeistert und das geradlinige "Borrowed Hope And Broken Dreams" glatt als deftiger Occult Rock mit Schwarzmetall-Anstrich durchgeht, wird einem vor Augen geführt, wie unvergleichlich und eigenständig NACHTMYSTIUM auch auf "Silencing Machine" zu Werke gehen können. Im direkten Vergleich zu den beiden höchst originellen Vorgängern tun sie das aber nicht oft genug. Das ist schade, denn so verlieren NACHTMYSTIUM ein gutes Stück ihrer Einzigartigkeit.

Auf dem sechsten Album der Amerikaner fehlen die ganz großen Melodien und Gänsehaut-Momente, die insbesondere "Addicts" haufenweise zu bieten hatte, und ein bisschen mehr Eingängigkeit bei weniger Keyboard-Chaos hätte mir ebenfalls deutlich besser gefallen. Doch als Mischung aus der extremen Black Metal-Vergangenheit und dem neueren Sound der Band geht "Silencing Machine" definitiv mehr als nur in Ordnung. Das Album hat genügend hörenswerte und spannende Momente zu bieten, um im extremen Metalsektor als Empfehlung auf dem Einkaufszettel zu landen. "Silencing Machine" ist für sich betrachtet ein beachtliches Black Metal-Werk. Es ist eben nur nicht so fantastisch wie "Assassins" und "Addicts"...