Grey Season – Invidia Tipp

Grey Season – Invidia
    Progressive Math Core

    Label: Noizgate Records
    VÖ: 26.6.2015
    Bewertung:10/10

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Ohne den beiden Bands zu nahe treten zu wollen, aber WAR FROM A HARLOTS MOUTH sind tot und GREY SEASON würden gerne ihr Erbe antreten. Allerdings mit angezogener Handbremse. Zumindest kommt einem das so vor, wenn man die Musik der Jungs seziert und auf ihre verschiedenen Stile hin untersuchen will.

Die Band aus Dormagen gibt es schon seit 2006 und hat auch schon ein Debüt veröffentlicht, das auf den Namen „Septem“ hört. Das aktuelle zweite, im Juni veröffentlichte Werk heißt „Invidia“ ... und hat es in sich.

Die Musikerfraktion kennt definitiv keine Grenzen. Gitarrist Roman Gatzka, Bassist Bodo Strauß und Drummer Jan Schweigler fühlen sich in beinah alle musikalischen Fahrgewässern heimisch: Jazz. Mathcore im Stil, wie er an die oben genannte aufgelöste deutsche Institution erinnert. Deathmetal, den man in seiner Art von den Franzosen GOJIRA kennt. Progressiver Metal/Hardcore, wie man ihn aus den aberwitzigen Breaks von BETWEEN THE BURIED AND ME schon kennt. Teilweise Hardrocknuancen a la LED ZEPPELIN. Manchmal wird es auch doomig bis sludgy, wie man es sonst nur von Bands gewohnt ist, die aus den Südstaaten kommen. Und als wäre das nicht genug, verarbeitet die Band, speziell der Meister an den Tasten Pascal Horn, auch noch klassische Klavierpassagen.

Auch die Stimme von Blazej Lominski ist extrem wandlungsfähig. Da reicht das Spektrum von Shouts über grungige Gesangslinien bis hin zu Growls und extrem melancholischen Parts. Dennoch fügt sich alles zu einem homogenen, facettenreichen und zugleich druckvollen Ganzen zusammen und funktioniert. GREY SEASON ist mit „Invidia“ ein beeindruckend dynamisches und äußerst spannendes Album gelungen. Ich will Liveshows in meiner Nähe!

Noizgate Records machen es einem dieser Tage aber generell nicht einfach, denn sie veröffentlichen einige gute Scheiben. Bei GREY SEASON stockte mir einfach der Atem und mir fehlten zunächst die Worte. Schubladendenker sollten eigentlich weggucken, könnten aber mit diesem Werk eventuell auch ihre Scheuklappen ablegen. Alle anderen, die echtes Interesse an vielschichtiger, progressiver harter Coremusik haben, sollten „Invidia“ unbedingt ein Ohr leihen. Für mich der Geheimtipp des Jahres.