Faust Again - Hope Against Hope


Review

Stil (Spielzeit): Metalcore (33:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Circulation/Soulfood (27.02.2006)
Bewertung: Like in the old days... (9/10)
Link: http://www.faustagain.com
In Zeiten wie diesen, wo der deutsche Metalcore immer mehr verweichlicht und einstige Szene-Mitbegründer und -Anführer zu Mainstream tauglichen Pappfiguren werden und in der Mittelmäßigkeit versinken, zeigen uns unsere osteuropäischen Nachbarn immer öfter, was diese Art von Musik eigentlich mal ausgemacht hat. Und das ist zuerst einmal Arschtritt, Arschtritt und noch mal Arschtritt. Keine Schmuseparts als Refrains oder charakterlose Vocals sondern knüppelnde Songs und emotionsgeladener Gesang. Kein Songwriting vom Zeichenbrett und die x-te Riff-Kopie sondern intelligente Songstrukturen und ein breit gefächerter Background an Metal und Hardcore. Seien es nun die ungarischen EMBERS, die polnischen ANGELREICH oder wie in diesem Falle die ebenfalls aus Polen stammenden FAUST AGAIN.
Die fünfköpfige Band wurde 1999 gegründet und präsentiert mit „Hope Against Hope" nach dem 2003er Debüt „Seizing Our Souls" (Circulation Records) nun ihr zweites Album. Und es hat sich einiges getan. Sicherlich klingt der Spruch abgedroschen, aber FAUST AGAIN haben sich ohne Zweifel weiterentwickelt. „Hope Against Hope" ist ein verdammt rundes Album geworden, das trotzdem noch genug Ecken und Kanten besitzt um sich beim Hörer festzusetzen. Ihren großen Hintergrund an allen möglichen Arten von Metal, von Heavy bis hin zu Death, setzt das Quintett gekonnt ein und überzeugt durch intelligentes Songwriting. Klar geht die Musik die ganze Zeit nach vorne und drischt einem nur so um die Ohren. Trotzdem lassen gerade die Gitarren keine Langeweile aufkommen sondern überraschen durch zum Teil sehr viel Melodie, diverse Soli oder Tapping-Parts. Auch die gelegentlichen Keyboard-Linien sind eine schöne Idee, werden so aber vermutlich nicht live umgesetzt werden können, da man keinen Keyboarder hat.
Besonders gefällt mir an „Hope Against Hope", dass FAUST AGAIN die ganze Zeit den Song und die Stimmungsbögen innerhalb der Songs nicht aus den Augen lassen. Im Mittelpunkt steht wirklich der Song und daher gehen diese auch sofort ins Ohr. Neben dem abwechslungsreichen Riffing, das sich irgendwo zwischen Bands wie HEAVEN SHALL BURN, HATESPHERE, A TRAITOR LIKE JUDAS, IT DIES TODAY und alten JANE oder CALIBAN bewegt, beeindrucken mich aber vor allen Dingen die Vocals. Die Growl-Shout-Kombination mit gelegentlichen Spoken-Words-Parts erinnert mich vom Grundtenor her an den alten MAROON-Style, aber auch ein wenig an MORNING AGAIN.
Mein Fazit: FAUST AGAIN haben ein sehr tolles Metalcore-Album mit „Hope Against Hope" geschaffen. Zum Glück gibt es am Rande dieser mittlerweile sehr kommerziellen Szene noch Bands, die es verstehen, den alten Gedanken von Metalcore am Leben zu erhalten. Kein hochglanzpolierter Trendcore sondern knallharter Metal voller Emotion und Aggression. Dazu gehört auch die etwas ruppige Aufnahme, die zum Glück nicht so ekelhaft überproduziert ist, wie das heute üblich ist. Insgesamt ein astreines Album.