Geschrieben von Sonntag, 05 April 2009 01:00

Nazareth - Freiburg, Jazzhaus

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Es gibt nicht allzu viele legendäre Bands aus Schottland, die sich außerhalb ihrer Landesgrenzen einen Ruf erspielen konnten. Noch kleiner dürfte die Gruppe der Bands sein, die ohne Einschränkungen als Legenden bezeichnet werden und sich sogar zu den einflussreichsten Musikgruppen der Rockgeschichte zählen dürfen. All das trifft auf NAZARETH zu, und so war das Jazzhaus in Freiburg gut gefüllt, als das Quartett aus Dunfermline die Bühne pünktlich um 20 Uhr zu den Klängen ihres folkigen Intros betrat.

01.04.2009 - NAZARETH im Jahr 2009, das sind neben den Gründungsmitgliedern Sänger Dan McCafferty und Bassist Pete Agnew noch dessen Sohn Lee Agnew, der den Platz hinter den Kesseln vom 1999 verstorbenen Darrel Sweet gerbt hat, und Gitarrist Jimmy Murrison. Besonders die beiden Bandköpfe Dan und Pete beeindrucken dabei mit jeweils 62 Jahren mit ihrer Fitness. Besonders Dans Stimme, die sich über mehr als vier Jahrzehnte gehalten hat ohne Schaden zu nehmen, bringt einen immer wieder zurück in die Zeit, als NAZARETH zu den ganz Großen gehört haben.

Dan begrüßt das Publikum dann auch gleich auf Deutsch mit den Worten: „Hallo Freiburg. Herzlich willkommen meine Damen und Herren. Mein Deutsch ist fantastisch." Nur um Augenblicke später, immer noch auf Deutsch, zu Protokoll zu geben: „Nee, es ist beschissen." Während des Konzert entwickelt es sich dann zu einem Spiel zwischen dem Publikum, dass sich McCafferty mit „Dankeschön!" für den Zuspruch bedankt und es aus verschiedenen Ecken des Clubs „Bitteschön!" zurückschallt.
Die Schotten beschränken sich auf dieser Tour auf ein starkes Best Of Programm mit ihren größten Hits. Mit „The Gathering" und „See Me" haben es lediglich zwei Stücke vom aktuellen Album „The Newz" ins Set geschafft. Stattdessen wird ein Hit nach dem anderen in das im Lauf des Konzerts immer beweglichere Publikum gefeuert, und spätestens als dann schließlich die ersten Akkorde von meinem Lieblingsstück „Shanghai'd In Shanghai" erklingen, ist die Welt für mich in Ordnung. Aber auch diejenigen, die eher die balladeskere Seite der Band kennen, werden mit "Dream On" und natürlich dem unvermeidlichen "Love Hurts" bedient.
Dan, der ohnehin immer wieder launige Ansagen ins Mikrofon grummelt, schüttelt hier bei der Textzeile „I'm Young, I Know" grinsend den Kopf und zeigt so ein Mal mehr, dass hier eine Band auf der Bühne steht, die sich selbst schon lange nicht mehr so ernst nehmen muss. Das sieht auch Pete Agnew so, der seinen Bassgurt mit einigen weißen Mäusen verziert hat.

Als nach rund 105 Minuten Schluss ist, würde ich gerne noch einige weitere Songs hören und bin damit auch offensichtlich nicht alleine. Aber immerhin ist es Mitwoch, und wir müssen alle am nächsten Tag wieder raus. Und so geht es zufrieden in die milde Frühlingsnacht, während die Band im Club noch Autogramme gibt. Bisher haben die Schotten für mich den Standard für 2009 gesetzt, und das beileibe nicht tief.

Setlist:
Telegram
Turn On Your Receiver
Miss Misery
Bad Bad Boy
Dream On
When The Light Comes Down
Love Leads To Madness
The Gathering
My White Bicycle
Hearts Grown Cold
Java Blues
Shanghai'd In Shanghai
Hair Of The Dog
Love Hurts

See Me
Razamanaz
This Flight Tonight

Fotos (c) by Thorsten Beermann / BurnYourEars