Geschrieben von Mittwoch, 03 Februar 2010 22:01

Manowar, HolyHell & Metalforce – Köln / Palladium



Buttersäureangriff und Bombendrohungen: Der erste Teil von MANOWARs Death To Infidels World Tour 2010 wurde von negativen Schlagzeilen überschattet, da einige asoziale Vollidioten sowas anscheinend für total witzig halten. Der Tourabschluss in Köln ging glücklicherweise ohne Zwischenfälle über die Bühne.

Das Palladium, das als Konzertlocation wegen seiner Stahlkonstruktionen, die man ständig vor der Nase hat, eigentlich eine Katastrophe ist, war gut besucht. Keine Überraschungen beim Blick aufs Merchandise: Shirts waren mit 30 bzw. 35 Euro wie erwartet maßlos überteuert, die aktuellen METALFORCE- und HOLYHELL-CDs konnte man aber für schlanke zehn Euro erwerben. Eine sehr nette Geste war das Beilegen eines Tourposters beim Kauf eines Artikels.

Als erste Vorband spielten METALFORCE (ehemals MAJESTY), die meine Begleitung und ich aufgrund der bescheidenen Witterungsverhältnisse aber nur zwei Songs lang sehen und ansonsten nur hören konnten. Obwohl sich die Truppe ähnlich klischeetriefend präsentierte wie der Hauptact des Abends, war ihr anzumerken, dass sie nicht alles so bierernst nahm. Frontmann Tarek machte einen sympathischen Eindruck und sang klasse, und da beim letzten Konzert einer Tour immer Späße gemacht werden, baute die Crew während des letzten Songs kurzerhand Teile des Schlagzeugs ab.

HOLYHELL entpuppten sich als die Überraschung des Abends. Schon auf dem gleichnamigen Debütalbum überzeugte Sängerin Maria Breon auf ganzer Linie, doch live wusste sie erst richtig aufzutrumpfen und sang einfach perfekt. Die Töne saßen, die Stimme wackelte nicht, und die mit Ausnahme des möchtegern-coolen, statischen Bassisten Jay Rigney überzeugend auftretenden Musiker (Rhino machte mächtig Druck an den Kesseln und spielte während des Schlagzeugabbaus unbeirrt weiter, Gitarrist Joe Stump könnte auch bei MÖTLEY CRÜE anfangen und Francisco Palomo rockte an den Keyboards ab) komplettierten das Bild eines hochkarätigen Newcomers. Präsentiert wurden bei recht guten Soundverhältnissen Songs von "HolyHell", darunter das tolle "Wings Of Light", "Holy Water", "Eclipse" und "Prophecy", die durchweg eine fantastisch eingespielte Band präsentierten. Klasse Auftritt!

Als MANOWAR mit halbstündiger Verspätung mit dem fantastischen "Call To Arms" in ihr Set einstiegen,sah ich dem Auftritt der selbsternannten Kings Of Metal noch positiv entgegen. Eric Adams sang absolut großartig und unterstrich einmal mehr seinen Ruf als einer der besten Metalsänger überhaupt, Karl Logan spielte solide, der mächtig agile Donnie Hamzik schien richtig viel Spaß an den Drums zu haben, und dass Joey DeMaio ein sehr fähiger Bassist ist, weiß man. Dass der MANOWAR-Auftritt trotzdem enttäuschend ausfiel, lag an mehreren Dingen.
Einer der Hauptkritikpunkte war die Setlist, die trotz guter Nummern wie "Sons Of Odin", "Sleipnir", "Die With Honor", "Warriors Of The World" und "Swords In The Wind" (eine schöne Überraschung, in der Studioversion besitzt der Song aber eine weit magischere Ausstrahlung) einer Zumutung gleichkam. Es ist ja schön und gut, wenn auch neues Material von der "Thunder In The Sky"-EP präsentiert werden soll, aber in dem ganzen Set nur zwei alte Songs ("Kings Of Metal" und "Black Wind, Fire And Steel") unterzubringen, empfand zumindest ich als sehr schwach. "Call To Arms" funktioniert anstelle von "Manowar" als Opener ja wirklich gut, aber wo waren "Kill With Power", "Hail And Kill", "Sign Of The Hammer", "Blood Of My Enemies" etc.? Muss man dafür wirklich das furchtbare "Die For Metal" mit in das Set aufnehmen?

Und auch wenn es traurigerweise irgendwie zum MANOWAR-Programm dazu gehört, das Basssolo ist einfach nur unnötig. Sehr peinlich war dann Joeys Ansprache vor "The Gods Made Heavy Metal" und das völlig übertriebene Rumgepose mit einigen zugegebenermaßen hübschen Mädels auf der Bühne, bei dem man sich aber für bestimmte Typen ("Ey, wie geil, die Weiber küssen sich!"), denen beim Anblick von nackten Titten der Sabber literweise aus den Mundwinkeln floss, schämen musste. In der Zeit, die mit solchen Aktionen vergeudet wurde, hätte man locker noch drei, vier zusätzliche Tracks zocken können. Immerhin hielten sich MANOWAR ansonsten mit Ansagen weitgehend zurück und reihten einen Song an den nächsten.

Pluspunkte sammeln konnte Bassist DeMaio durch die Aufforderung an pogende Fans, ihre Action doch bitte einzustellen, damit niemand verletzt wird und alle ihren Spaß haben können. Auch die Geste, einen Fan auf die Bühne zu holen, der Gitarre spielen durfte (oder es zumindest versuchte), fiel positiv auf. Der Sound hingegen enttäuschte: Anfangs noch ok, wurde er mit zunehmender Spielzeit immer undifferenzierter, bis man bei "Thunder In The Sky" nur noch Drum-Geboller und Gesang hörte. Die 67 Euro, die für die Tickets verlangt wurden, standen in absolut keinem Verhältnis zur gebotenen Show. Weder eine bahnbrechende Lightshow noch irgendwelche Effekte, nur ein Videoscreen – das war visuell für das Geld absolut nicht gerechtfertigt.

Wenn die Setlist wieder reizvoller wird und MANOWAR mal wieder ein richtiges Studiomeisterwerk abliefern, werde ich mir die Amerikaner gerne noch einmal ansehen. So bleibt die Erkenntnis, dass mich HOLYHELL an diesem Abend mehr überzeugt haben als der Hauptact selbst. Und bevor ich jetzt Prügel der Hardcorefans ohne einen Funken Kritikfähigkeit einstecke (und hey, ich höre diese Band selbst schon ziemlich lange): Noch nicht mal der hartgesottenste MANOWAR-Warrior wird bestreiten können, dass DeMaio, der das kommende Magic Circle Festival für die deutschen (!) Fans laut eines Interviews mit einer Musikzeitschrift im Rahmen des Metalcamps in Slowenien (!!) veranstaltet, weil die hiesigen Anhänger ja so gerne reisen würden (!!!), kräftig einen an der Waffel hat.