Kai

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Muss ich Vinnie Stigma vorstellen? Für diejenigen die es brauchen: Gitarrist von AGNOSTIC FRONT und somit eine New York Hardcore Legende! Mit „For Love & Glory" gibt es hier ein Soloalbum (sein zweites), welches sich vor allem dem Punkrock verschrieben hat. Und auf dem er singt.

Vor einigen Tagen habe ich die Band HEARTS & ANCHORS reviewt, die melodischen Hardcore mit Mosh spielen. LIGHT YOUR ANCHOR haben nicht nur vom Namen her Ähnlichkeit. Auch ihre Musik verbindet melodischen Hardcore mit Metalcore-Moshparts, Screams in den Strophen mit klarem Gesang in den Refrains (und die Tatsache, dass sie jetzt ein Album nach einer ersten EP veröffentlichen). Also wieder eine Band, die sich aufmacht, COEMBACK KID in Deutschland zu vertreten (wobei die Gitarristen hier mehr Metal-Einflüsse verarbeiten) und dabei eine ganz gute Figur macht.

So, jetzt wird's ernst. Oder schwierig. Zumindest für mich. Denn ich habe mit Sicherheit schon leichtere Platten zu Reviewen gehabt. Wie kann ich THE FAWN aus der Schweiz jemandem erklären, der sie nicht selbst gehört hat?

Eigentlich hätten die beiden Jungs dieses Album auch „There is no „i" in team" nennen können, denn möglich geworden ist I IS ANOTHER vor allem durch RIVAL SCHOOLS, durch die Ian Love und Jonah Matranga (ONLINEDRAWING, NEW END ORIGINAL, FAR) sich kennen lernten und seitdem gerne zusammen arbeiteten und sich gegenseitig unterstützen. Und dieses Album ist nun die erste wirklich kombinierte Zusammenarbeit unter einem einzigen, gemeinsamen Banner.

BAD IDEAS haben wohl eigentlich als Solo-Projekt des Sängers gestartet. Und wenn man sich diese wunderbar zerbrechliche Stimme anhört, kann man sich auch direkt vorstellen, dass die Songs auch gut alleine funktionieren würden. Dennoch ist das zweite Album von BAD IDEAS ein richtiges Band-Album geworden!

Sampler sind immer so eine Sache. Da kann nämlich auch ganz schön viel Schrott drauf sein. Oftmals gibt es auch Zusammenstellungen, die einen guten Grund für ihr Erscheinen haben. Und so ist das auch mit diesem Teil und seinen 38 Songs!

Was will man von einer Generation erwarten, die ganz gleichberechtigt EVERGREEN TERRACE („Pieces"), COMEBACK KID („Erase Rewind"), RISE AGAINST („Landscapes"), NoFX, BRING ME THE HORIZON („Extraterrestrial Warfare") und AS I LAY DYING („Stay Awake") hören kann, ohne sich in irgendwelchen Genrekämpfen aufreiben zu müssen? Richtig: Musik, die sich eben in allen Feldern bedient und das ohne jegliche Berührungsängste.

Nach dem ganzen Geschrei und Gebreakdowne der letzten Jahre, freue ich mich seit einiger Zeit immer mehr über gute Hardcorebands, die sich eher dem Punk als dem Metal verschreiben. ASADO aus Kanada passen wunderbar in dieses Bild und vereinen damit den Skatepunk der 90er ein klein wenig mit melodischem Hardcore von heute.

Zwar habe ich vorher noch nie etwas von OLD GRAY aus England gehört, aber direkt mit dem ersten Song treten sie mir die Gehörgänge ein und hinterlassen eine blutige Spur des Verzückens. Zunächst ein paar atmosphärisch verträumte Akkorde und etwas Schlagzeug. Darüber dann irgendwann hymnische Crewvocals und auf einmal bricht das Inferno los, geht wieder zurück und bricht sich dann vollends Bahn. Wow. Was für ein Statement!

Nachdem mir „Top Button, Bottom Shelf" von 2011 bereits sehr gefallen hat, melden sich die BANQUETS jetzt mit einem neuen Album zurück und wissen direkt wieder zu begeistern. Melodischer (Pop) Punkrock mit leichten Emo-Zitaten, der voller großer Melodien und Momenten steckt.

CITY LIGHT THIEF sind wieder eine dieser Bands, die ich live entdeckt habe und seitdem abfeiere. Nicht nur, dass es sehr, sehr nette Jungs sind – sie spielen auch ihren absolut eigenen Stiefel an Musik. Und was sich mit „Lavin" vor zwei Jahren schon andeutete, wird jetzt eingelöst: CITY LIGHT THIEF gehören zumindest in Deutschland zu den ganz Großen und Kreativen – aber auch im internationalen Vergleich müsste die Band aus NRW mit stolz geschwellter Brust auftreten.

Nach ihrer EP „Move On" von vor ein paar Jahren habe ich jetzt mal wieder THE PROSECUTION aus Bayern in meinem Player rotieren und bin wieder mal begeistert, wie international sie mit ihrem Skapunk klingen. Also eher MIGHTY MIGHTY BOSSTONES als RANTANPLAN (was nicht als Diss gemeint ist). Und für eine Skaband haben sie auch echt gute Texte.


Diese Hasskappe hier kommt aus Frankreich und nennt sich ASIDEFROMADAY. Und erstmal sind alle Zutaten ziemlich klasse und die Gewalt und Intensität sind vorhanden, nur: man kann die Songs leider kaum auseinander halten.

ZSK spielten früher einmal eine Mischung aus Skate- und Deutschpunk. 2007 haben sich die Berliner dann aufgelöst, weil man nicht genug Band war, um den Job an den Nagel hängen zu können, aber sich die Band noch nicht selber tragen konnte und damit wohl dann auch der Job in Gefahr war. Mit „Herz für die Sache" sind die vier Jungs (mit neuem Drummer allerdings) wieder zurück im Geschäft – und zum Glück kein bisschen leiser.


Tja, der Skatepunk wird eben auch immer aggressiver. NO OPINION sind nach „Allegro" von 2008 wieder da, legen jetzt ihr fünftes Album vor und wissen wieder zu begeistern. Zwar hat die Band aus Garmisch-Partenkirchen immer noch etwas Luft nach oben, was den Hitfaktor und den Facettenreichtum angeht, aber dafür ist „No Chains For Change" ein ziemlich fettes Brett geworden.

Oha. An RANTANPLAN habe ich mich seit Ewigkeiten nicht mehr herangewagt. Nach zwei der geilsten deutschen Skaplatten war „Samba" 2001 für mich der totale Sargnagel der Band. Na ja, in mehr als zehn Jahren ist mehr als genug Grass über die Sache gewachsen und so höre ich jetzt mal ganz gespannt in Pauli rein...

GREAT CYNICS – was für ein Etikettenschwindel! Denn bitter oder zynisch klingen die beiden Herren und die Dame aus London auf keinen Fall. Vielmehr beschwingt, unbekümmert und nach Sommer. Und das ist als Kompliment zu verstehen! Ganz grob gehören sie in das Raster von Bands wie APPOLOGIES, I HAVE NONE, THE MENZINGERS und Konsorten – nur eben ohne diesen Weltschmerz und die vermeintliche Verarbeitung dieser schlechten Welt.

Freunde von mir machen sich immer lustig darüber, wenn mal wieder neue Genre-Namen ihr "Unwesen treiben" und die Szene immer noch weiter aufgespalten wird. „Djent" ist mit Sicherheit eines dieser Wörter, das den Jungs ein Lachen abringen könnte, aber wer sich damit befasst, hat vermutlich ziemlich schnell ein passendes Bild vor Augen.

THE HAVERBROOK DISASTER gehen in die nächste Runde. Nach ihrer Split mit DEMORALISER legen sie jetzt ihr zweites Full Length vor und festigen damit weiterhin ihren Ruf als deutsche Variante von COMEBACK KID und EVERGREEN TERRACE.

Wenn AYS (früher AGAINST YOUR SOCIETY) ihre neue EP beginnen, klingen sie im Opener erstmal wie der kleine, behäbige aber stark gebaute Bruder der DEAD SWANS – vor allem, weil der Gesang so wunderbar aufgekratzt klingt. Die vier anderen Stücke zeigen die Beinahe-Mönchengladbacher aber tatsächlich etwas weniger eindringlich im Vergleich mit den Engländern.
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