Kai

Kai


OLTEN spielen die Stärken und Schwächen instrumentaler Musik voll aus: sie können den Hörer gefangen nehmen und ihn auf eine Kopfkino-Reise schicken. Aber wenn sie Pech haben, verlieren sie ihn unterwegs aber auch mal.

Das ist jetzt auch was Neues für mich: LARMAN CLAMOR macht irgendwie Blues, Country, Americana und Rock und klingt dabei ziemlich whiskylastig, südstaatlich und streckenweise ziemlich fertig.

Auch in Deutschlands gibt es Punks, die sich die Akustikgitarre umschnallen und ihre Songs im reduzierten Gewand raushauen. CHRISTIAN STUMFOL (CLAP YOUR HANDS TWICE) ist einer davon. Und ich habe in letzter Zeit einige Versuche gehört, die wesentlich weniger kompetent vorgetragen wurden.

Im Augenblick habe ich das Gefühl, so ziemlich jede Woche eine neue Akustik Punk-Platte geschickt zu bekommen. Bei LOUISE DISTRAS ist aber auch endlich mal eine Frau an der Reihe. Und außerdem hat sie vorher nicht in einer bekannten Punkband gespielt oder versucht jetzt, ihre alten Songs noch mal unter das Volk zu bringen – sie hat diese Musik wohl von Anfang an so gemacht. Und das klingt auf diesem Album ziemlich gut!

Spülen Trends eigentlich vor allem unbekanntere Bands in den Fokus oder ziehen sie eher Nachahmungstäter an? Denn im Falle von ARLISS NANCY komme ich kaum daran vorbei, auf THE GASLIGHT ANTHEM zu verweisen – vor allem, wenn man bedenkt, dass TGA ihre erste Platte hier ebenfalls über Gunner Records veröffentlichen.

Akustik-Punkrock, die 405te. In diesem Fall ist es Chris McCaughan von THE LAWRENCE ARMS, der sich hinter SUNDOWNER versteckt. Aber man sollte fairerweise auch sagen, dass er bereits mehrere Soloalben rausgebracht hat und nicht nach einer Folk-Variante seiner normalen Band klingt - und somit nicht der Letzte war, der ein Ticket für diesen Zug gelöst hat.

Prog muss nicht schwer im Magen liegen und darf auch durchaus poppig sein. Nicht nur MUSE haben dies bewiesen. Mit „Arise" schicken sich jetzt auch die drei Italiener von INVIVO an, diese Message unter die Leute zu bekommen.

Düsseldorf, 05.09.13 – Das Ende des Sommers ist da und so nimmt man gerne noch den Rest mit. Dabei verschlug es uns per Auto und Zug nach Düsseldorf. Die meisten meiner Begleiter waren wegen OFF WITH THEIR HEADS da, die ich nur ganz nebenbei mal mitbekommen hatte. Für mich standen vor allem GOODBYE FAIRGROUND auf dem Programm, die ihre Mischung aus Punkrock, Indie und einer ganz kleinen Prise Hardcore heute nur zu viert vortragen konnten, da es Verletzungsprobleme gab.

Gibt es eigentlich AS FRIENDS RUST noch, bzw. schon wieder? Soweit ich weiß, nein – und da kommen SPRINGTIME (gegründet 2011) ins Spiel. Zumindest was den Opener angeht, der ja mal sofort diese Lücke schließen und dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.

SCARS COME CLEAN kommen aus Deutschland und spielen schnellen Hardcore ohne Extra-Metal-Beigabe und mit lediglich oldschooligem Mosh.

ANTILLECTUAL haben viele von uns wahrscheinlich mitbekommen, als sie vor kurzem mit PROPAGANDHI unterwegs waren. Ich hatte das Glück, sie zusammen mit den unglaublichen SMILE AND BURN zu sehen und habe jetzt mit „Perspectives & Objectives" den Beweis des Live-Eindrucks in meinem Player: die niederländische Band spielt melodischen Poppunk/Skatepunk mit klasse Melodien und Texten und ist einfach insgesamt gut!

Der Finest Noise-Sampler geht in die 29ste Runde. Nicht schlecht. Vor allem, da er so gut wie gar nichts kostet. Allerdings vermisse ich dieses Mal dann doch die paar Hits und die wirklich vielversprechenden Bands.

Endlich ist es soweit: THE FLATLINERS aus Kanada bringen ein neues Album raus! Wenn der Punkrock gerettet werden müsste, würde vermutlich jeder vor allem auf diese Band schauen. Aber auch wenn „Dead Language" ein grandioses Album geworden ist, hinkt es doch ein wenig hinter „Cavalcade" oder „The Great Awake" hinterher – zum Glück aber wirklich nicht viel.

Black Metal ist eine der wenigen Spielarten des Metals, die sich mir nie erschlossen haben und dem ich auch bisher nicht viel abgewinnen kann. Ein Freund und Mitmusiker hat mir immer gesagt, dass ich eigentlich drauf stehen müsste, weil Black Metal so was wie der Punkrock des Metals ist. Bis HAUST hatte ich das nie so ganz verstanden...

Auf „Postreggaeprecore" (2010) hab ich LOUI VETTON noch vorgeworfen, sich nicht von anderen Skapunk-Bands zu unterscheiden und sehr nach Standard zu klingen. Auf „Goodbye Fairgrounds. It's The New Black" lehnen sie sich jetzt richtig aus dem Fenster, sind wesentlich vertrackter... und ich bin schon wieder am meckern - zumindest ein wenig. Dieses Rezensenten-Pack...

Ich schätze, dass ich hier um Namedropping gar nicht herumkomme. Aber vermutlich ist das auch einer der wichtigen Faktoren dieser Veröffentlichung. Denn ich gehe davon aus, dass sich die EP von JOE GINSBERG längst nicht so gut verkaufen würde, wenn in dem Zusammenhang nicht immer wieder der Name CHUCK RAGAN auftauchte.

SHARPTOUNGE aus Karlsruhe gibt es erst seit diesem Jahr, trotzdem haben sie es sofort geschafft, zwei Songs bei Acuity Music zu veröffentlichen. Aber auch kein Wunder, da ihr Hardcore mit der Mischung aus Mosh, Geschwindigkeit und düsterer Eingängigkeit ganz gut zu Acuity und Let It Burn passt.

Ja ja, ich weiß: Man sollte sich nicht zu sehr auf seinen höchsteigenen Geschmack beim Reviewen zurückziehen. Aber RECKLESS LOVE machen mir wieder deutlich klar, warum ich von den 80ern nur GUNS 'N ROSES abfeiere und diese ganzen Hairspray-Metalbands grausam finde.

Dass FROM THIS DAY ON es ernst meinen, bekommt man schon bei der Verpackung mit: schick gemachtes Digipack mit viel Auge fürs Detail. Aber das kann man so eigentlich auch über die Musik sagen.

Warum nennen jetzt alle ihren Metalcore „Posthardcore"? Wenn euch „Metalcore" nicht mehr hip genug ist, dann macht doch andere Musik! Denn auch UNDERWELL aus Italien werden mir als Posthardcore verkauft, haben damit aber beinahe gar nichts am Hut.
Seite 18 von 108