Geschrieben von Montag, 21 März 2005 23:03

Spock's Beard - Interview mit Gitarrist Alan Morse und Bassist Dave Meros zu "Octane"





Link: http://www.spocksbeard.com
Nach der Trennung von Sänger Neal Morse nach dem Erfolgsalbum Snow und dem nachfolgenden Album Feel Euphoria, das viele Fans nicht zufrieden stellte, wurden Spock’s Beard von vielen Fans bereits abgeschrieben. Doch jetzt touren die Bärte durch Deutschland, um ihr allgemein freundlich aufgenommenes Album Octane zu promoten. Grund genug für Burn Your Ears, Dave Meros (Bass) und Alan Morse (Gitarre) bei ihrem ersten Deutschlandauftritt in der Hamburger Markthalle aufzusuchen und sie wegen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft zu löchern.

Am Anfang die unvermeidliche Frage, mit der alle anfangen. Es geht natürlich um eure Vergangenheit.
Alan: Ich geb’s zu, ich war’s. (lacht) Nein, ich weiß gar nicht, was du jetzt meinst.

Ich habe gelesen, dass ihr es mittlerweile leid seid, immer wieder nach Neal gefragt zu werden. Alan: lacht Dave: Das muß Nick gesagt haben. Daran kann ich mich nicht erinnern. Alan: Ich glaube ich bin schon lange darüber hinweg es leid zu sein. Es ist ganz normal. Natürlich interessiert es die Fans und sie fragen danach. Es ist wie mit Phill Collins... Dave: Wurde der auch so oft nach Neal gefragt?

Nicht ganz so oft. Alan und Dave: lachen Alan: Was soll ich sagen? We’re moving on, we’re groving on!

Gehen wir noch einen Schritt weiter zurück. Spätestens bei Snow hat sich bei euch etwas verändert. Die Lyrics wurden immer spiritueller. Habt ihr zu diesem Zeitpunkt noch Neals Visionen und seinen Glauben geteilt? Er schien sich zu dem Zeitpunkt ja schon eher auf einer Art Kreuzzug zu befinden. Dave: Neal war nun mal der Hauptsongschreiber und nach Snow ging er ja auch total in diese Richtung.

Habt ihr diese Vision oder diese Richtung geteilt? Alan: Es ist nicht so, dass ich da komplett anderer Meinung bin...aber jeder in der Band hat nun mal seinen eigenen Glauben, aber seine Botschaften sind immerhin alle sehr positiv. (macht eine längere Pause) Aber er wollte unbedingt „das Licht suchen“. Dave: Ja, aber das kommt ja schon aus einer vollkommen anderen Richtung. Das ist nicht mehr die christliche Lehre. Das ist eher dieses Landmark-Ding. Alan: Ja, selbst einige Textstellen sind ziemlich genau aus deren Seminaren übernommen. Ich will auch gar nicht sagen, dass ich den Inhalten vollkommen widersprechen würde, aber bei Snow ist es dann einfach etwas zu weit gegangen. Das war dann einfach zu viel...

Welche Stücke meinst du? Alan: Einige sind so überladen mit religiösen Inhalten.

Snow wirkte insgesamt fast wie eine moderne Version der Jesus-Geschichte. Alan: Exakt, ja.  An dem Punkt wurde es dann wirklich ziemlich offensichtlich. Ich habe nichts gegen ein religiöses Image, immerhin kommen einige meine Lieblingslieder aus diesem Bereich kommen, aber einige Stücke waren dann wirklich vollkommen überfrachtet mit diesen religiösen Anspielungen.

Seid ihr rückblickend trotzdem zufrieden mit Snow? Dave: Ja, da sind einige tolle Songs auf der Scheibe. Es war wirklich schade, dass wir mit dem Album nicht auf Tour gehen konnten. Alan: Ja, einige der Instrumentalpassagen sind brillant.

Ich persönlich, und ich glaube es geht vielen anderen Fans ähnlich, konnte mich mit dem dann folgenden Euphoria Album nie so richtig anfreunden. So oft ich es auch gehört habe, hatte ich immer das Gefühl, dass ihr zwischen den Stühlen gesessen habt. Eine Hälfte war inhaltlich und stilistisch Snow sehr ähnlich die anderen waren ziemlich hart, aber irgendwie war keine echte Linie zu erkennen. Alan und Dave: (nicken) Ja... Dave: Eigentlich finde ich das Album nach wie vor ziemlich gut aber du hast Recht. Ohne Vorwarnung war halt plötzlich der Typ, mit dem wir jahrelang gearbeitet hatten und der den größten Anteil an unserer Musik hatte, weg. Alan: Das war wie bei einem Football Team, das über Jahre den gleichen Trainer hat. Und plötzlich ist der Trainer weg, das Team aber noch da und du bekommst keinen anderen Trainer. Da musst du dann erst lernen, dich selbst zu trainieren. Man braucht einfach ein paar Spiele um sich selbst zu finden und seine Stärken zu entdecken. Und so war dieses Album. Für mich war es aber das Album, das mir bisher am meisten Spaß gemacht hat. Niemand hat uns etwas vorgesetzt. Wir haben als Band ganz andere Erfahrungen gemacht... Dave: Es war das erste mal so, dass die ganze Band wirklich zusammen an einem Album gearbeitet hat. Alan: Es gab verschiedene Reaktionen. Manche Leute mochten es, weil es mehr gerockt hat, andere wollten lieber die alte Schiene. Mir gefällt gerade die härtere Gangart, mit den Gitarren im Vordergrund.

In Deutschland wurdet ihr nach diesem Album in einigen Foren und Chatrooms schon abgeschrieben. Einige Fans dachten, ich schafft es nicht mehr. Hattet ihr bei der Arbeit zu der neuen CD das Gefühl es wird euer make it or break it Album? Dave: Na ja, weißt du, es war eben unser zweites Album ohne Neal. Beim Ersten hatten die Fans noch Verständnis, dass wir etwas Zeit brauchten. Ich glaube wir haben dieses mal eher negative Kritiken bekommen. Alan: Ja, die Kritiker haben uns dieses mal ziemlich fertig gemacht.

In Deutschland waren die Kritiken von einigen Ausnahmen abgesehen ziemlich freundlich. Dave: Scheinbar haben einige Leute etwas anderes erwartet, nachdem wir ihrer Meinung nach genug Zeit hatten, uns wieder zu sammeln. Alan: Dabei finde ich, dass wir jetzt viel frischer klingen als früher. Es ist eigentlich das erste Mal, dass es so cool gelaufen ist. Dave: Wir haben halt einfach weitergemacht... Alan: Das zeigt ja schon die neue CD. Wir haben nach vorn geschaut und ziemlich schnell eine neue Scheibe veröffentlicht, anstatt uns damit lange Zeit zu lassen.

Ich finde auch, ihr habt noch nie so eingängig geklungen. Normalerweise brauchte man immer mehrere Durchläufe um mit euren Stücken warm zu werden, aber dieses mal haben sie sich alle beim ersten Hören erschlossen. Alan: Oh, danke!

Dave, ich hab gelesen, dass du dieses mal deutlich mehr Einfluß auf das Album genommen hast als in der Vergangenheit. Dave: Ja, dieses Stück, dass in sieben Teile aufgeteilt ist, ich und John Boegehold (Der bereits bei Feel Euphoria am Songwriting beteiligt war. Th.)  haben sechs davon geschrieben.

Bei einigen Stücken habe ich mich ein Bisschen an die Eric Burdon und die New Animals erinnert gefühlt, bei denen du ja auch spielst. Dave: Oh...

Du siehst das anders? Ich hatte das Gefühl, dass ihr dieses mal mehr Orgelsound genutzt habt, was dem ganzen einen 70er Touch gegeben hat. Dave: Nein, diese Instrumentierung hatten wir schon immer. Es ist mehr so, dass wir versucht haben, jeden Song als die Erinnerung eines Menschen an einen Teil seines Lebens klingen zu lassen. Wir wollten, dass jedes Stück so klingt wie die Musik, die er zu diesem Zeitpunkt gehört haben könnte. Also welche Art von Musik könnte er als Teenager erfahren haben, und was hörte er als Erwachsener. Alan: Ach so, das haben wir also versucht? (lacht) Das wusste ich gar nicht. Ja, könnten wir auch mal machen. Dave: John hat recht häufig von dieser Idee gesprochen. Er meinte dann der eine sollte etwas mehr rocken und dieser müsste nach Arbeiterklasse klingen.

Nick kommt aus der nur mit einem Handtuch bekleidet aus der Dusche und zieht sich dankenswerter Weise außerhalb meines Blickfeldes an...

Nick, mir hat dein Gesang auf dem neuen Album deutlich besser gefallen als auf Feel Euphoria. Bist du dieses mal selbstbewusster an die Aufnahmen gegangen? Nick: Danke. Ja, ich denke schon, es wird einfacher.

Ich hatte auch den Eindruck, dass ihr dieses mal sehr viel songdienlicher komponiert und weitgehend auf technische Kabinettstückchen verzichtet habt. Alan: Ja, und genau das gefällt mir. Wir stellen den Song in den Mittelpunkt.

Vielen Dank für das Gespräch.