Geschrieben von Mittwoch, 21 Januar 2009 16:43

Wishbone Ash - Freiburg, Jazzhaus

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Das Wetter läd eigentlich nicht dazu ein, das Haus zu verlassen. Trotzdem ist das Jazzhaus in Freiburg gut gefüllt. Nicht mal ein Jahr ist es her, seit WISHBONE ASH ihren letzten Ausflug ins Dreiländereck gemacht haben, und offensichtlich haben sie sich hier neue Freunde erspielt. Denn auch wenn der Alterschnitt bei gut 50 Jahren liegen dürfte, finden sich auch einige sehr junge Gesichter im Publikum, die WISHBONE ASH teilweise erst auf der letzten Gastspielreise kennen gelernt haben.

15.01.09 -Den Anfang macht aber heute JIMMY BOWSKILL. Der Blues-Wunderknabe, der sich das Gitarrespielen selbst beibrachte und bereits mit 13 Jahren sein erstes Album veröffentlichte, ist in Deutschland bisher eher unbekannt, während er in anderen Ländern bereits einen Namen hat. Zusammen mit seiner Band spielt er Blues-Rock der 70er Jahre Prägung. Neben dem angenehm erdigen Sound ist besonders die Stimme des gerade achtzehnjährigen Sängers und Gitarristen eine echte Überraschung. Trotz seines jungen Alters (und er sieht sogar noch jünger aus), hat der blonde Frontmann eine Bluesstimme, die sich auch hinter Szenegrößen nicht verstecken muss.
Das weiß offensichtlich nicht nur ich zu schätzen, denn nicht nur die kleine Kolonie angereister Fans geht im Laufe des Auftritts immer begeisterter mit. Nachdem JIMMY BOWSKILL mit dem B.B. KING Klassiker „Three O’Clock Blues“ sein Set beendet hat, machen viele Besucher einen kleinen Abstecher zum Merch-Stand um sich mit der aktuellen CD des Blues-Newcomers einzudecken. Bleibt zu hoffen, dass der sich öfter in unsere Breiten verirrt.

Die Umbaupause ist relativ kurz, und so machen sich WISHBONE ASH pünktlich auf den Weg auf die Bühne. Die ist neben vier Din-A2 Spielkarten mit den Konterfeis der Musiker als Herz-, Kreuz- Piek- und Karo-König (das Motto der Tour lautet "The Real Deal") auch mit zwei kleinen Leinwänden ausgestattet. Eigentlich ungewöhnlich für einen Club dieser Größe. Die zu fast jedem Song laufenden Videoinstallationen rechtfertigen den Einsatz aber. Zusätzlich sind auf der Bühne auf Höhe der Gitarren noch zwei Webcams eingebaut, so dass auch die Zuschauer in den Hinteren Reihen den Musikern mal genauer auf die Finger schauen können.

Das lohnt sich allemal, denn was die vier Musiker um den Bandkopf und das einzige Gründungsmitglied Andy Powell zeigen, ist progressiver Rock vom Feinsten. Und dabei geben sich WISHBONE ASH heute vergleichsweise hart. Die folklastigeren Stücke haben die Engländer bis auf wenige Ausnahmen zuhause gelassen und eher ihr rockiges Material auf die Setlist gepackt.
Und das freut nicht nur das Prublikum. Auch die Musiker, allen voran Andy und Bassist Bon Skeat, grinsen sich fast durchgehend breit an, tänzeln über die Bühne oder lassen sich zu Mini-Choreographien hinreißen. Auch im Zuschauerraum finden sich im Laufe der Zeit immer mehr Tänzer, besonders bei den älteren Semestern. Ins Auge fallen sonst vor allem die stimmungsvollen Videos, die passend zu den gerade gespielten Stücken über die Leinwände laufen - Kinderfotos und Bilder aus den frühen Tagen der Band bei „Growing Up“, oder der Wächter vor verschiedenen Landschaftsbildern bei Stücken vom „Argus“ Album, der erfolgreichsten Platte der Band. Davon haben mit „Growing Up“, „Throw Down The Sword“ und „Sometime World“ einige den Weg ins Set gefunden. Aber auch andere Klassiker wie „Way Of The World“ oder „Phoenix“ werden gespielt.
Bevor sich das Konzert langsam dem Ende zu neigt, darf auch noch Schlagzeuger Joe Crabtree mit einem Solo zeigen, was er kann. Und nach der Zugabe, die mit dem Schunkelsong „Ballad Of The Beacon“ endet, werden die Zuschauer dann in die immer noch ungemütliche Nacht entlassen.

WISHBONE ASH sind eine der Einflussreichsten Bands der 70er Jahre, die vollkommen zu Unrecht heute eher in der zweiten Reihe hinter den großen Namen eingeordnet wird. An diesem Abend haben die vier Briten eindrucksvoll bewiesen, dass sie es zum einen immer noch können und zum anderen immer noch eine Menge Spaß daran haben. Und das merkt man auch vor der Bühne.

Fotos (c) Thorsten Beermann / BurnYourEars