Geschrieben von Freitag, 03 Juli 2009 16:14

Gods Of Metal / Monza - Der Bericht

Monza, 27. und 28.06.2009

Bereits zum 13. Mal haben die Italiener geladen, den Göttern des Metal zu huldigen. Dabei hat sich das GODS OF METAL Festival von einem eintägigen Hallen-Event 1997 bis zur dreitägigen Open-Air-Veranstaltung gemausert. Zumindest 2008 in Bologna. In diesem Jahr fand das Festival in Monza statt (genauer: im Stadio Brianteo) und ging dabei „nur" über zwei Tage. Da die Veranstalter aber mit zwei nebeneinander stehenden Bühnen arbeiteten, blieb die Anzahl der Bands im Vergleich zum Vorjahr fast identisch.

Dabei waren die beiden Stages vor der Haupttribüne des Stadions aufgebaut, und diese diente gleichzeitig als Backstage- und VIP Area.
Die Gegentribüne konnte von den Fans genutzt werden, wobei der Oberrang in der prallen Sonne, der Unterrang aber ganztägig im Schatten lag. Ein Riesenvorteil im Vergleich zum Parco Nord in Bologna, in dem man 2008 nicht einen Quadratmeter Schatten finden konnte.
An den Zäunen, die um das Stadion verliefen, waren im Abstand von vielleicht 20 Metern Wasserschläuche aufgehängt, an denen man sich erfrischen konnte, und auch vor der Bühne wurden die Fans ordentlich unter Wasser gesetzt.
Was aber in Monza und Bologna (und wahrscheinlich dann auch in allen anderen Italienischen Städten) gleich war, waren die Sicherheitskontrollen am Einlass. Eigentlich haben die ihren Namen nicht einmal verdient, den auch hier schleppten die Fans von Sonnenschirmen, Klappstühlen, Zelten, Gartentischen, 5-Liter Partyfässern, Glasflaschen bis hin zu Profi-Kamera-Equipment wirklich alles aufs Gelände, wofür man bei uns wahrscheinlich nur beim Versuch bereits verhaftet würde. Sei's drum, solange alles friedlich bleibt - und das blieb es auch 2009 wieder - kräht ja auch hinterher kein Hahn danach.

Samstag, 27.06.2009

Pünktlich um 10:20 eröffneten die Italiener THE ROCKER das diesjährige GODS OF METAL FESTIVAL, und trotz der frühen Stunde waren schon sehr viele Fans vor der rechten Bühne aufgelaufen, um ihre Landsleute zu feiern. Die 15 Minuten, die sie hatten, nutzten sie auch sehr erfolgreich, um ihren AC/DC-lastigen Rock unter das Volk zu bringen. Band und Fans hatten dabei offensichtlich gleich viel Spaß, und so ließ sich das Festival schon mal richtig gut an. Da der Sound bereits hier vom allerfeinsten war, wuchs die Vorfreude auf die Bands, die da noch kommen sollten, um so mehr.
Die italienische Metal-Institution EXTREMA hatte dann die Ehre, die linke der beiden Bühnen einzuweihen. Bereits 1987 hatten die Junges um Gitarrist Tommy Massara mit dem Album „We Fuckin' Care" eine Vorreiterrolle in Sachen Heavy Metal in Italien eingenommen, und die ca. 2.500 Fans vor der Bühne zeigten deutlich, dass man die Band nicht vergessen hat. Die relativ kurze Spielzeit wurde dann auch hauptsächlich mit Songs vom aktuellen Album gefüllt, wobei bei mir „Selfishness" und „New World Disorder" am ehesten hängen geblieben sind.

Als LAUREN HARRIS 2008 in Bologna spielte, dachten die meisten, sie wäre nur im Fahrwasser ihres berühmten Vaters Steve, der am selben Tag ebenfalls mit IRON MAIDEN auftrat, mit geschwommen. Jetzt war sie erneut mit am Start - ohne den Papa, aber leider auch ohne neues Album. Und so bestand die Setlist der attraktiven Britin fast aus denselben Songs wie 2008. Aber da sie eine ziemlich tight spielende Band hinter sich hat, bei der vor allem Gitarrist Richie Faulkner herausragte, kamen Songs wie „Come On Over", „Get Over It" und natürlich „Steal Your Fire" trotzdem gut an und sorgten für eine ausgeprägte Partystimmung auf dem Gelände.
Danach wurde es zum ersten Mal auf dem diesjährigen Event etwas brachialer, denn die Kanadier VOIVOD hatten sich angesagt. Im Vorfeld hielten es viele Leute für riskant, ohne den verstorbenen Gitarristen Denis „Piggy" D'Amour auf Tour zu gehen, obwohl das neue Album ja noch mit ihm zusammen eingespielt worden war. Aber Dan Mongrain von der Band MARTYR machte seine Sache ziemlich gut, unspektakulär aber souverän. Jason Newstedt war ebenfalls nicht dabei, soll aber immer noch irgendwie zur Band gehören. Für ihn stand Ur-Basser Jean-Yves „Blacky" Theriault auf der Bühne. „Voivod", „Global Warning", „The Unknown Knows" und „Nothingface" kamen auch in dieser Besetzung mächtig fett rüber.

Die Schweden BACKYARD BABIES sorgten dann wieder dafür, dass sich die unzähligen, mächtig aufgebretzelten MÖTLEY CRÜE Fans wieder etwas wohler fühlten. Ich habe die Band jetzt das erste Mal live gesehen und hab da mal eine Frage: Steht Gitarrist Dregen immer so auf der Bühne, als hätte er sich gerade in Hose gemacht? Oder steht der immer so unter Strom? Sah extrem lustig aus. Dass die Band aber, davon mal abgesehen, einen total geilen Gig ablieferten, bei dem mir „Fuck Off And Die" und „Abandon" am besten gefallen haben, soll natürlich auch nicht verschwiegen werden.
Für EPICA schien sich dann wieder eine größere Menge an Fans zu begeistern, denn es kamen immer mehr aus dem Schatten der Tribünen nach vorne an den Bühnenrand. Als Simone Simons und ihre Jungens die Bühne enterten, hatten sich bestimmt 6.000 Nasen davor versammelt und bereiteten der Band einen frenetischen Empfang. Auch wenn ich normalerweise nicht so der Fan von klassischen Gesängen bin, muss man der Band ehrlicherweise attestieren, dass sie ihr Publikum von der ersten bis zur letzten Minute im Griff hatte und in Bewegung hielt. „The Obsessive Devotion", „Fools Of Damnation" und das sogar für mich sehr geile „Sancta Terra" halfen fast allen über die eklige Mittagshitze hinweg.

MARTY FRIEDMAN ist mit Sicherheit ein begnadeter Gitarrist, aber auf einem Festival ohne Sänger, also rein Instrumental anzutreten, halte ich schon mal grundsätzlich für keine gute Idee. Die Songs waren alle durch die Bank weg klasse, das war nicht das Problem. Nur der Funke wollte nicht so recht auf die gerade richtig auf Temperatur gekommenen Fans überspringen, wodurch der Gig ein bisschen zur Spaßbremse verpuffte. Schließlich sind gerade die Südländer bekannt dafür, jede Textzeile lautstark mitzusingen, was hier natürlich völlig ausblieb. Lauter Jubel brandete dann auch nur bei „Hangar 18" von MEGADETH auf, allerdings waren zu dem Zeitpunkt auch schon viele unter die Tribüne abgewandert, um sich den Gig von dort reinzuziehen.
Die nächste Band setzte dann aber definitiv das erste, fette Ausrufezeichen. Was mich dabei besonders freute, war die Tatsache, dass es eine Deutsche Band war. EDGUY enterten die Bühne, und so schnell wie die Fans bei MARTY FRIEDMAN unter der Tribüne verschwunden waren, umso schneller wurde es jetzt zum ersten mal an diese Tag richtig voll und richtig laut. Gott sei Dank kündigte Tobias Sammet direkt zu Beginn an, dass die Spielzeit sehr kurz sei, und er sich deshalb mit seinen mitunter sehr ausschweifenden Ansprachen zurückhalten würde. Das brauchte er aber auch gar nicht, den die Fans waren auch so motiviert genug, und „Tears Of A Mandrake", „Babylon", „Vain Glory Opera", „Sacrifice" wurden zu einem einzigen Triumphzug für EDGUY. Dass sich die Stimmung bei „Superheroes" und „King Of Fools" noch mal steigern würde, hätte ich zu dem Zeitpunkt auch nicht gedacht. Kleine technische Defekte am Mikro bekam man gar nicht so genau mit, weil die Meute vor der Bühne so dermaßen laut war.

Hätte mir vor drei oder vier Jahren jemand erzählt, dass ich LITA FORD noch einmal live sehen würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Umso mehr hab ich mich gefreut, als ihr Name ins Billing aufgenommen wurde. Ich muss Thorsten, der sie ja drei Wochen vorher beim Sweden Rock schon gesehen hat, einmal Recht geben und einmal widersprechen. Recht: Sie ist wirklich in Würde gealtert. Widerspruch: Mir haben die Songs damals schon gefallen, und heute gefallen sie mir genauso gut. Das sahen auch die meisten Fans vor der Bühne so, denn Songs wie „Can't Catch Me", „Back To The Cave" oder auch „Fallin In And Out Of Love" wurden laut mitgesungen, und der Partypegel ging wieder steil nach oben. Gänsehaut war dann zumindest bei mir angesagt, als sie „Close My Eyes Forever" anstimmte und das Publikum aufforderte, den Part von Ozzy, mit dem sie diesen Song ja im Duett eingesungen hatte, zu übernehmen. Und so was lassen sich die sangesfreudigen Italiener ja nicht zweimal sagen. Hammer, und immer gerne wieder.
Auf QUEENSRYCHE hatte ich mich im Vorfeld auch sehr gefreut, auch wenn ich ihr aktuelles Album „American Soldier" nicht ganz so überschwänglich gefeiert habe wie viele andere. Aber auf Grund der vielen Klassiker im Repertoire ist ein QUEENSRYCHE Gig immer eine Reise wert. Allerdings hatten die Jungens mächtig Pech, denn genau während ihres Gigs fing es an zu regnen. Nur ganz leicht, aber reichlich genug, um vor der Bühne große Lücken aufkommen zu lassen. Durch diese panikartige Flucht ließ sich sogar Geoff Tate zu der erstaunten Bemerkung hinreißen: „Come on Italy, it's only water".
Trotzdem spielten sie ihren Gig routiniert runter, und neben den Songs vom neuen Album, die mir live dann doch besser gefallen haben als auf dem Silberling, machten „Empire", „The Thin Line" und „Walk In The Shadows" am meisten Spaß. Von „Operation Mindcrime" wurde allerdings nicht ein einziges Stück gespielt, was ich persönlich sehr schade fand.

TESLA hatten dann auch noch etwas unter dem Nieselregen zu leiden, als sie pünktlich um 19:45h auf die Bühne kletterten. Dabei hatten die Amis das Kunststück fertig gebracht, ein paar Stunden vorher noch auf dem Bang Your Head Festival in Balingen aufzutreten, zum Flieger zu hetzen, nach Mailand zu jetten und rechtzeitig zum Soundcheck im Stadio Brianteo einzutreffen. Cool. Und für die zweite Show am selben Tag waren Jeff Keith, Fran Hannon und Co. verdammt gut drauf und spielten einen der besten Gigs, die ich von ihnen bislang gesehen habe. „Modern Day Cowboy", „Gettin Better" und „Comin Atcha Live" wurden dabei genauso abgefeiert wie die neuen Songs „Forever More" und „I Wanna Live". Zum vollkommen Glück hätte mir jetzt nur noch „So What" gefehlt. Und trotz des leichten Tröpfelns schafften es die Amis, die Meute wieder vor der Bühne zu versammeln.

Ab jetzt sollte es dann aber vor der Stage nur noch voll sein, denn mit HEAVEN & HELL und MÖTLEY CRÜE folgten zwei echte Schwergewichte, wobei ich persönlich die Reihenfolge wohl eher anders herum angesetzt hätte. Aber wenn man im Publikum die wirklich unzähligen gestylten Sleazerocker sah, lag die Sympathie in Monza wohl tatsächlich eher bei den Kaliforniern.
Vor zwei Jahren habe ich HEAVEN & HELL noch beim Sweden Rock gesehen und war eigentlich eher enttäuscht von der Vorstellung. Aber damals hatten sie auch kein neues Album am Start, und „Bible Black" ist ja wirklich ein sehr gelungenes Teil.
21:15h. Tony Iommi, Geezer Butler, Vinnie Appice und Ronnie James Dio stürmen die Stage und legen mit „The Mob Rules" atemberaubend los. Die Bühne wurde rechts und links von zwei großen, fliegenden Teufeln flankiert, und über dem Drumkit von Vinnie wurden die Songs über eine Videowand visuell untermalt, was der ganzen Show einen sehr düsteren Touch gab. Ronnie James Dio war verdammt gut bei Stimme (also wie immer eigentlich), und auch der Rest der Band zeigte sich sehr spiel- (und im Vergleich zu Schweden 2007) auch sehr bewegungsfreudig. „Children Of The Sea" und „I" gingen fast ineinander über, bevor mit dem starken Titeltrack der aktuellen Scheibe „Bible Black" der erste neue Song gespielt wurde, der bei den Fans sehr gut ankam. Davon konnte man im Vorfeld bei der Masse an Klassikern ja nicht unbedingt ausgehen. „Time Machine" und „Fear" kamen als nächstes, und die Riffs von Tony Iommi ließen buchstäblich den Boden erzittern. Von da an gab es eigentlich kein Halten mehr, weder bei den anderen Fans noch bei mir, denn „Falling Off The Edge Of The World", „Die Young", „Heaven & Hell" und „Neon Nights" waren einfach zu brillant und geil gespielt, um da ruhig sitzen zu bleiben.
Bei HEAVEN & HELL 2009 von einem zweiten Frühling zu sprechen, würde den Nagel vielleicht nicht wirklich auf den Kopf treffen, aber es war schon sehr beeindruckend, wie die einzelnen Songs förmlich zelebriert wurden. Schade, dass es mit „Neon Nights" schon zu Ende war, denn die Band hätte ich mir noch zwei Stunden länger antun können.

Die Frage war jetzt nur, ob MÖTLEY CRÜE diese Leistung noch toppen würden. Erste Berichte, die von einigen Hallenkonzerten zu lesen waren, hörten sich ja nicht so wirklich viel versprechend an. Die Spannung war aber trotzdem förmlich zu spüren, als die CRÜE um 23:00h Ernst machte und mit „Kickstart My Heart" auf die Fans los ging. Vince Neil hörte sich ziemlich cool an, Nikki Sixx rockte wie zu besten Tagen die linke Bühnenseite und Mick Mars, der ja an einer ziemlich schmerzhaften, chronischen Krankheit leidet, stand eher ruhig auf der rechten Seite der Bühne, spielte aber sein Zeug souverän runter. Einzig und alleine Tommy Lee fehlte irgendwie. Man konnte ihn zwar sehen, aber der Drumsound an sich war, zumindest von unserer Position aus, eine absolute Katastrophe. Und da er zuvor bei TESLA ja noch 100% in Ordnung war, kann es also kaum an unserem Standort gelegen haben.
„Wild Side", „Shout At The Devil" und der Titelsong vom aktuellen Album „Saints Of Los Angeles" änderten nichts an der Tatsache, dass man die Snare und die Toms kaum differenzieren konnte, obwohl Tommy Lee hinter der Schiessbude abging wie ein Tier. Wirklich schade, denn von der Setlist blieben kaum Wünsche offen. „Live Wire", „Motherfucker Of The Year", „Don't Go Away Mad", „Girls, Girls, Girls", „Dr. Feelgood" und "Home Sweet Home", alles war da. Auch vor der Bühne ließ die anfängliche Euphorie ungefähr zur Hälfte merklich nach - ob es jetzt an der vorgerückten Stunde oder am dürftigen Sound lag, kann ich dabei natürlich nicht einschätzen. Vielleicht hätten doch HEAVEN & HELL den Abend beschließen sollen.



Sonntag, 28.06.2009



Pünktlich zum Einlass standen wir dann am nächsten Morgen wieder am Stadio Brianteo, vor dem die Schlangen an den Eingängen locker doppelt so lang waren wie am Vortag. Vom Billing her sollte es heute etwas heftiger zur Sache gehen, was man auch schon an den Shirts und am Alter der Fans sehen konnte. Waren es gestern noch die etwas älteren Jahrgänge, die sich verzweifelt in ihre Stretch- und Spandexhosen aus den Achtzigern gequetscht hatten, waren jetzt die SLIPKNOT-Shirt-Träger im Schüleralter in der Überzahl.
Da heute eine Band weniger spielte (eigentlich zwei, aber dazu später mehr), legte die erste Band auch erst um 10:45h los. THE BLACK DAHLIA MURDER hatten die Ehre, den zum Teil noch schwer verkaterten Anwesenden den Restalkohol aus der Rübe zu kloppen, was sie auch voller Inbrunst taten. Auch wenn Sänger Trevor Stnard sich ein bisschen im Outfit vergriffen zu haben schien (zu seinen Boxershorts fehlten nur noch die Badelatschen), gab die Band ordentlich Gas. „Everthing Went Black" und „What A Horrible Night" blieben dabei hängen. Und der Sound war dann auch wieder sehr laut, sehr druckvoll, und man konnte alle Instrumente deutlich heraushören. Da muss der Soundman von MÖTLEY CRÜE gestern echt mitten ins Klo gegriffen haben. Neben dem bereits erwähnten Boxershorts vom Sänger würde wahrscheinlich auch Gitarrist Brian Eschbach den Preis für die hässlichste Gitarre des Festivals kriegen. Das Neon-Orange ätzte einem bei der bereits wieder fleißig strahlenden Sonne fast die Netzhäute weg und scheuchte einen nahezu an den nächstgelegenen Bierstand.
Da blieben wir dann auch erstmal hängen, wodurch wir STATIC-X nur aus der Ferne mitbekamen, und ich dazu auch nicht mehr sagen kann, außer dass Sänger / Gitarrist Wayne Static extrem die Haare schön hatte.

Haare schön gibt es bei NAPALM DEATH dann weniger, dafür aber richtig was auf die Ohren. Wer bis jetzt noch nicht wach gewesen ist war, der dürfte auch nicht mehr wach geworden sein. Und hätte ich da schon gewusst, was für eine unfruchtbare Dudelei uns CYNIC danach anbieten würden, hätte ich den Gig von NAPALM DEATH noch mehr genossen. CYNIC dudelten sich im wahrsten Sinne des Wortes durch ihr Set, bei den Ansagen von Sänger / Gitarrist Paul Masvidal hatte man eher das Gefühl, einer Predigt beizuwohnen, als einem Metal Festival. Schön wurde es nur dann, wenn Tymon seine Growls in den Songs unterbrachte. Ansonsten gibt es kaum etwas Positives über diesen Auftritt zu vermelden. Auch wenn die Band schon seit 1987 unter diesem Namen firmiert kann man sich ein bisschen mehr Mühe geben.

Eins der unerwarteten und dadurch erfreulichen Highlights war dann MASTODON, die sich richtig gut in Szene setzten. Unerwartet für mich, weil die Band bisher irgendwie komplett an mir vorbei gelaufen ist, was sich aber nach diesem Auftritt definitiv geändert hat. Daher kann ich auch nicht viel zu den gespielten Songs sagen, außer dass sie richtig fett rüber kamen.
Danach wanderten wir wieder zur linken Bühne, denn da wurden jetzt SAXON erwartet, und die wollten wir, wenn auch schon zig Mal live gesehen, auf jeden Fall aus der Nähe begutachten. Allerdings kam uns die ganze Sache schon recht spanisch vor, denn die Backline sollte so gar nicht zu SAXON passen. Kurz bevor die Angelsachsen dann die Bühne entern sollten, kam eine kurze Ansage, natürlich nur auf Italienisch, damit die vielen Fans aus den Nachbarländern auch bloß nichts verstehen. SAXON hatten wohl Probleme mit dem Tourbus, und ihr Gig wurde komplett aus dem Programm genommen. Ende. Das ist zwar höhere Gewalt, wenn es denn wirklich auch der Grund war, aber trotzdem war die Enttäuschen auf vielen Gesichtern abzulesen. SAXON waren nämlich eigentlich gar nicht geplant gewesen, sondern eher kurzfristig für PAUL GILBERT verpflichtet worden, der seine Europatour komplett abgesagt hatte.
Also hieß es jetzt 45 Minuten ohne Musik auskommen. Und was macht man da am besten? Richtig, auf zum Bierstand.

Als nächstes durfte dann TARJA auftreten, und wie schon bei EPICA am Vortag schienen die Italiener sehr auf den klassischen Gesang der hübschen Finnin abzufahren. Mit „Enough" stieg sie in ihr Set ein und hatte sofort die Menge auf ihrer Seite. Neben ihren stimmlichen Qualitäten kommt Tarja auch auf der Bühne immer sehr sympathisch rüber, was wahrscheinlich zum großen Teil ihre Beliebtheit ausmacht. Auch wenn Mike Terrana mittlerweile eine kleine Drum-Nutte geworden ist, der in fast jeder Band schon mal gespielt hat, muss man dem Mann hinter dem Drumkit aber auch ein Timing wie ein Uhrwerk attestieren, von seinen kleinen Showeinlagen mal abgesehen. Er bildete damit so ein bisschen das Kontrastprogramm zu der eher zierlichen, filigranen Sängerin.
„Wishmaster" und „Nemo" ließ vor allem die NIGHTWISH Fans aufschreien, „I Walk Alone", das Alice Cooper Cover „Poison" und das Gary Moore Cover „Over The Hills And Far Away" hab ich dann am meisten genossen.

Bei DOWN haben wir uns dann außer ein paar schnellen Fotos eine Auszeit zum Essen genommen. Das ist nicht immer ganz so einfach auf dem GODS OF METAL Festival, weil die besseren Fressbuden außerhalb des Stadions stehen. Da kriegt man mehr für sein Geld und es schmeckt auch besser, und in der Regel muss man sich da nicht endlos lange anstellen. Der Nachtteil ist, man muss am Ausgang beim ersten Mal sein Ticket vorzeigen, kriegt ein Bändchen ums Handgelenk getackert und muss da dann etwas Wartezeit in Kauf nehmen. Aber immer noch besser als im Stadion, wo man noch länger anstehen musste.

Waren es gestern EDGUY, die für den ersten richtigen Hammer gesorgt haben, so waren es heute wieder mal Metaller aus unseren Breiten. BLIND GUARDIAN machten aber auch wirklich alles richtig, und den an Siesta gewöhnten Italienern wieder ordentlich Beine. Vor der Bühne sah man nur ein Meer von Händen, die die Deutschen unter lauten „Guardian, Guardian" Rufen frenetisch empfingen. „War Of Wrath" machte den Anfang, gefolgt von „Times Stand Still (At The Iron Hill)" und „This Will Never End". Hansi Kürsch, mit modischem Kurzhaarschnitt, dirigierte die Massen nach Belieben, und auch die Gitarrenfraktion um Andre Olbrich (da war er, der einzige Düsseldorfer im Billing) und Marcus Siepen rockten mächtig ab und zeigten sich perfekt aufeinander eingespielt. „Nighfall", eins meiner absoluten BLING GUARDIAN Faves, und „Turn The Page", „Traveler In Time", „Sacred", "Blood Tears", "Valhalla und "Imagination From The Other Side" wurden alle von der ersten bis zur letzten Strophe von den Fans mitgesungen, bis das kam, was zwangsläufig auf keinem BG Gig mehr fehlen darf. Klar, die Rede ist von „The Bard's Song - In The Forest". Und wem da dann keine Gänsehaut den Rücken hinab läuft, der ist es selber Schuld. Mit etwas Glück konnte man den Song dann bis in das entfernte Mailand hören. „Mirror, Mirror" war dann der Abschluss. Cool, dass an beiden Tagen zwei deutsche Kapellen den ersten richtigen Startschuss abfeuerten.

Auf CARCASS war ich dann auch sehr gespannt, weil ich eigentlich erst richtig durch ARCH ENEMY, bei denen Gitarrist Michael Amott ja auch spielt, aufmerksam geworden bin. Nachdem der Sound beim ersten Stück „Corporeal Jigosre Quandary" noch etwas dünn auf der Brust war, fuhren sie mit „Buried Dreams" alle Geschütze auf, die sie hatten. Der Sound war von da an richtig geil, so wie er bei einer Band wie CARCASS sein sollte. Bei „Carnal Forge" und „No Love Lost" war die Menge vor der Bühne ununterbrochen in Bewegung, und auch die Band holte offensichtlich trotz der Hitze alles aus sich heraus. Jeff Walker ließ die Fans nie wirklich zur Ruhe kommen, sondern animierte sie permanent zum Mitmachen, wenn er merkte, dass es vor ihm ruhiger wurde.
Alle Songs habe ich jetzt nicht mitbekommen, aber „Keep On Rotting", „Death Certificate", „Genital Grinder" und „Heartwork" sind dann doch noch hängen geblieben. CARCASS muss ich einen wirklich genialen Gig bescheinigen, den ich in der Intensität und mit der Wucht nicht erwartet hätte.

DREAM THEATER
muss ich gestehen, sind eigentlich nicht so meine Welt, und schon gar nicht auf Festivals. Dafür sind die mir einfach zu verfrickelt. Und obwohl die Band wirklich frenetisch empfangen wurde, ließ die Stimmung vor der Bühne doch auch ziemlich schnell wieder nach. Vielleicht sind die Songs auch einfach zu lang. Ich persönlich mag es auf Festivals dann lieber kurz und knapp und direkt. Dass Mike Portnoy an den Drums und vor allem Gitarrist John Petrucci begnadete Musiker sind, die ihre Instrumente wie kaum andere beherrschen, steht wirklich nicht zur Debatte, aber ich bin trotzdem der Meinung, dass diese Musik für eigene Touren perfekt, für ein Festival aber einfach zu sehr „um die Ecker herum" ist. Trotzdem haben „Beyond This Life", "Hollow Years", „Voices" und „Pull Me Under" aus der Ferne Spaß gemacht, aber partytauglich ist anders.

SLIPKNOT haben wir uns danach komplett gespart. Erstens war jetzt langsam die Luft raus, man wird ja auch nicht jünger, und zweitens muss man wohl auch wirklich Fan der Maskenmänner sein, um richtig dabei mitgehen zu können. Wir haben uns da lieber vor dem Stadion noch ein paar Paninis rein gepfiffen und den Tag ganz entspannt ausklingen lassen


Fazit:
Das Billing in Monza war für mich etwas zu unausgeglichen. Haben am ersten Tag noch fast ausschließlich Bands gespielt, die ich favorisiere, war der zweite Tag für mich eher schwächer besetzt. Trotzdem war das GODS OF METAL mal wieder eine Reise wert, vor allem, weil es im Vergleich zum Parco Nord in Bologna richtig viele Schattenplätze gab und man auf die- vor allem bei einer Innentemperatur von geschätzten 60 Grad - immer wieder beliebten, aufgestellten Dixie-Klos (Schade Manni, keine Fotos, lach) verzichten konnte, da es rund um das Stadion unzählige stationäre Toiletten gab. Ich bleib bei meiner Feststellung vom letzten Jahr: Mit den deutschen Festivals der Größenordnung kann das GODS OF METAL locker mithalten, und wir waren bestimmt nicht zum letzten Mal dort. Dass SAXON erst nachrückten und dann doch nicht ankamen, war eigentlich die einzig wirkliche Enttäuschung, weil man damit absolut nicht rechnen konnte. "Battalions Of Steel" wäre bestimmt verdammt gut gekommen.

Fotos (c) by Dirk Götze for BurnYourEars

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