Die Fahrt aus dem Londoner Zentrum ins Stadtviertel Stratford dauert mit der U-Bahn knapp eine halbe Stunde. Dort entpuppt sich das weltberühmte Cart & Horses als hübsche Eckkneipe aus dem 19. Jahrhundert. Weltberühmt? Ja, definitiv! Täglich pilgern Fans aus aller Welt hierher, und wenn ein IRON MAIDEN - Konzert in London ansteht, platzt der knapp 80 Leute fassende Pub aus allen Nähten.
Wie ein kleines Band-Museum
Die Gründe liegen auf der Hand. Zwischen 1975 und 1978 haben IRON MAIDEN immer wieder hier gespielt, bevor sie an Popularität gewannen und zunehmend größere Locations füllten. Zwischen den Machern des Cart & Horses und der Band besteht seitdem eine besondere Freundschaft, und so erinnert der Pub an ein kleines Band-Museum und nimmt selbstbewusst den Titel „The Birthplace of IRON MAIDEN“ für sich in Anspruch. Die Wände sind gepflastert mit signierten Fotos, Schlagzeugfellen, Shirts und exklusiven Eddie-Entwürfen von Kultzeichner Derek Riggs.
Unser Besuch fällt zum Glück auf einen ganz normalen Freitag, und als wir gegen 17 Uhr das Cart & Horses betreten, ist noch nicht die Masse los. In der Mitte des vor wenigen Jahren neugestalteten Raumes sitzt eine Gruppe älterer Herren um die 70 zusammen, die hier offenbar zum Inventar gehören und es genießen, schweigend gemeinsam ihr Bier zu trinken.
Kommunikativer ist da schon unser amerikanischer Tischnachbar, der mit seiner Frau aus Hawaii angereist ist und berichtet, dass er 1984 als jugendlicher Fan bei den Aufnahmen zur legendären „Live After Death“-Scheibe in der Long Beach Arena mit dabei war. Keine Frage: Über Metal und IRON MAIDEN im Speziellen kommt man hier sofort ins Gespräch.
Die Playlist: Maiden only
Oder man macht es so wie der junge Maiden-Fan ein paar Plätze weiter, der allein da ist, aber jede Sekunde im Cart & Horses regelrecht in sich aufsaugt und begeistert mit den Fingern zur Musik mittrommelt. Das Programm könnte nicht besser sein: „Alexander The Great“, „Prowler“, „The Clairvoyant“ - im Cart & Horses wird ausschließlich IRON MAIDEN gespielt (als einzige Ausnahme ist UFOs „Doctor Doctor” gestattet – aus den bekannten Gründen…).
Im Verlauf der nächsten Stunde füllt sich das Cart & Horses merklich. Auch ein paar Besucher in Corpsepaint sind darunter, denn im Veranstaltungsraum nebenan, der ebenfalls zum Pub gehört, laden heute drei lokale Black-Metal-Bands zum beschwingten Tanz ins Wochenende ein.
2 Patties 2 Midnight
Der Abend im Cart & Horses geht schnell rum und gestaltet sich äußerst angenehm, was auch am Personal liegt, das locker, zuvorkommend und extrem auf Zack ist. In Windeseile bekommt man sein Guiness oder eines der verschiedenen „Trooper“-Biere hingestellt und kann sich nach kurzem Warten auf einen der leckeren Burger stürzen, die unter hübschen Namen wie „2 Patties 2 Midnight“ oder „Chicken of the Damned“ serviert werden.
Auch bei der Auswahl der Souvenirs sind die Damen und Herren hinter der Theke gerne behilflich, denn als geschichtsträchtiger Ort verfügt das Cart & Horses über sein eigenes Merchandise. Caps, Shirts, Patches, Gläser – kaum ein Gast, der am Ende nicht irgendein Erinnerungsstück mit nach Hause nimmt. Mein Lieblings-Shirt-Motiv – Eddie hinter dem Zapfhahn des Cart & Horses – ist an diesem Abend leider ausverkauft. Da muss ich wohl dringend nochmal wiederkommen!
