Geschrieben von Freitag, 15 September 2017 12:46

Flogging Molly und Val Sinestra - Der Bericht aus dem Hyde Park in Osnabrück

FLOGGING MOLLY sind eigentlich immer auf Tour, aber irgendwie habe ich trotzdem nie ein gutes Händchen, was das Timing angeht. Und auch dieses Mal ist die letzte Show in Deutschland für die nächsten Monate wieder ausverkauft. Nur diese Runde war ich schneller und so geht es auf den Weg nach Osnabrück.

Und so sehr ich FLOGGING MOLLY empfehlen kann, live und auf Platte, so sehr muss ich von der Benutzung der A1 abraten, egal aus welchem Grund. Nicht nur wird die Autobahn zur Ausbildung sämtlicher Straßenbautrupps aus dem gesamten Bundesgebiet benutzt, es ist auch eine der wenigen Strecken Deutschlands, die man offensichtlich ohne Führerschein befahren darf. Hat man es aber einmal nach Osnabrück geschafft, ist der Hyde Park eine durchaus ansehnliche Konzertlocation. Ausreichend Parkplätze, offen und einladend und doch mit Garagenflair, nicht zu groß und nicht zu klein. Viel mehr kann man fast nicht verlangen.

Val Sinestra

Zur Unterstützung haben FLOGGING MOLLY für den Headliner Teil ihrer Deutschlandtour VAL SINESTRA – nicht aus Graubünden, sondern aus Berlin – dabei und die wiederum haben zur Unterstützung Eric, den Sänger von KANN KARATE dabei, weil Chris, der eigene, kurzfristig verhindert ist. Eigentlich auch egal, gegen die Glitzerleggins von Schlagzeuger Säsh kommt die Information eh nicht an. Die Band spielt Rock/Hardcore/Punk/Rock'n'Roll sagt Facebook, kann man durchaus zustimmen, und klingt ein bisschen wie THE BRONX sagen die Reviews – kann man auch nicht wirklich widersprechen. Wie man gute Laune macht, wissen sie jedenfalls, und ihr eigener Genuss dabei, vor FLOGGING MOLLY ein bisschen einheizen zu dürfen, ist auch nicht zu übersehen. Keine schlechte Wahl für eine Vorband und für den ein oder anderen sicher auch einen Blick als Headliner wert.

Flogging Molly

FLOGGING MOLLY, das ist mir durch das Konzert nur noch schmerzlicher bewusst geworden, sind in meinem Livekalender deutlich zu unterrepräsentiert. Aber nach 12 Jahren haben FLOGGING MOLLY und ich es dann doch endlich wieder hin bekommen, unsere Zeitpläne in Einklang zu bringen. Und es lohnt sich immer noch. FLOGGING MOLLY sind eben eine Liveband, und das merkt man. Ab dem ersten Song ist Bewegung im Publikum und die Setlist ist geschickt auf eine lange Partynacht abgestimmt.

Auf einem stürmischen Fundament aus den alten Pub-Party-Mix-Scheiben "Drunken Lullabies", "Swagger" und "Within A Mile Of Home", leicht zugänglich, geradeaus und mit viel Schub, macht es sich die ein oder andere Ballade oder Halbballade als Verschnaufpause gemütlich. Selbst das gerne vergessene "Laura", die Irgendwie-Single der Band-Doku "Whisky On A Sunday", hat es auf die Liste geschafft. Und auch die neuen Titel sind sorgfältig ausgewählt. "John L. Sullivan" ist der Titel auf dem neuen Album, der am dichtesten an der Pub-Phase ist, "Reptiles" ist anders, aber genauso schnell mitzusingen. Und dann, als mein persönliches Highlight des aktuellen Albums, mit kreativer Lösung für den Dudelsack, stilecht ohne Samples, hat es "Crushed" auf die Setlist geschafft. Da verzeihe ich sogar den "We Will Rock You"-Einschub im Mittelteil.

Auch an Show und Sound gibt es wenig zu meckern. Die Band scheint mit der gleichen Begeisterung für sich selbst zu spielen wie für das Publikum – und die Liebe zur Musik ist ansteckend. Beim Sound findet sich natürlich bei sieben Musikern mit teils wechselnden Instrumenten immer jemand, der gerade etwas zu laut oder zu leise ist, aber im Großen und Ganzen muss man an diesem Abend den Hut vor der Technik ziehen.
Ich befürchte, ich werde in den nächsten Jahren eine Dekade verpasste FLOGGING MOLLY Konzerte nachholen müssen. Wer mitfeiern will, ist herzlich eingeladen.

Setlist Flogging Molly

  • The Hand of John L. Sullivan
  • Swagger
  • Selfish Man
  • Drunken Lullabies
  • The Worst Day Since Yesterday
  • Requiem For A Dying Song
  • Saints & Sinners
  • Life in a Tenement Square
  • Float
  • Tobacco Island
  • Laura
  • Reptiles (We Woke Up)
  • Rebels Of The Sacred Heart
  • Devil's Dance Floor
  • If I Ever Leave This World Alive
  • What’s Left of the Flag
  • Seven Deadly Sins
  • Crushed (Hostile Nations)
  • Salty Dog