Gorath - MXCII



Stil (Spielzeit): Progressive Black Metal (49:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Twilight-Vertrieb (19.02.10)
Bewertung: 7,5/10

Link: http://www.gorath.be
http://www.myspace.com/gorathblackmetal
 

Obwohl die Belgier von GORATH schon seit Mitte der Neunziger bestehen, haben sie es erst im neuen Jahrtausend geschafft, ihr ersten Split- und Demo-Scheiben herauszuschleudern. Dann ging es aber plötzlich ziemlich fix, und dieses Jahr kommt schon der vierte auf Platte verewigte geistige Erguss heraus.

Das Eröffnungsstück „Tombeveld" ist mit neuneinhalb Minuten nicht das längste. Soviel sei verraten, denn die Jungs liefern kein Null-Acht-Fuffzehn-Geballer ab, das nach drei bis vier Minuten den Songtitel wechselt. Erdige, doomig-düstere Gitarren beginnen den Totentanz, bevor das schamanenhafte Getrommel einsetzt.
In gemütlichem Tempo mit richtig schön dreckig-bösem Sound wird die dunkle Atmosphäre ausgekostet, sowohl bei den Kreissägen als auch beim Stimmbandschredderer. Manchmal mehr schwermütig als aggressiv mit der Macht der Monotonie walzen schwarze Riffs durch die seelische Einöde, während die Drums vom instrumentellen Standpunkt aus die Abwechslung ausmachen.
In „Thiedenbecke" wird auf lateinisch eine Art „Gebet" gesprochen – welcher Art ist mir unbekannt, da mein Latein nicht mehr das frischeste ist. Ebenfalls wird recht variabel mal der Ralleygang eingelegt und dann wieder der apathische Trübsinn ausgepackt.
Der mittlere der sieben Tracks bleibt gesanglos-depressiv, wobei ein paar dunkle kratzige Geräusche im Hintergrund auch mit dem Rachen erzeugt sein könnten. Als dann später das Krächzen auf der Hälfte zum klaren Gesang stecken bleibt, wird die räudige Mucke auch ein bisschen melancholisch, bevor wieder der Dampfhammer herausgelassen wird. Manch krankes Geschrei, als ob wir uns mitten in einem Saw-Film befinden würden, geht durch Mark und Bein.

Das Epos am Ende wagt sich weit in progressive Gefilde vor und baut ein verwinkeltes System dunkler Stimmung auf. Eisig wie ältere SATYRICON, räudig-ungemütlich wie 1349, dann wieder lethargische Doomanleihen, das alles verbindet sich zu einer erhabenen Boshaftigkeit. Auch wenn grimmig-kalter Dunst sich über den Gehörgang legt, fehlt noch der letzte Biss, um zu einem Klasse-Album zu werden. Aber einer schwarzen Seele, die nicht nur in der Einbahnstraße fährt, sei diese finstere Scheibe aus Belgien wärmstens ans Herz gelegt.

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