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Provokation ist alles... Dabei ist es ganz egal, aus welchem Blickwinkel man die vierköpfige Industrial-Brigade aus Frankreich betrachtet. Hier wird provoziert, wo es nur geht. Wer sein neues Album angelehnt an eine Parole wie „Arbeit macht frei“ betitelt und das eingesetzte Land der unbegrenzten Möglichkeiten dann noch mit dreifachem „K“ schreibt, nachdem man schon Alben namens „Communism Is Fascism“ oder „Naziconographick“ veröffentlicht hat, der möchte wohl kaum als nur mittelmäßig interessant oder solide angesehen werden. Nein, UNDERCOVER SLUT streben mit Sicherheit an, entweder geliebt oder gehasst zu werden. Und genau aus diesem Grund vergebe ich rein aus Prinzip schon mittelprächtige fünf Punkte für „Amerikkka Macht Frei“, denn diese Art von menschenverachtender Provokation ist doch wirklich mehr als lächerlich. Man muss ja schon bedenklich wenig Vertrauen in die Wirkung der eigenen musikalischen Leistungen haben, wenn man auf derartige Mittel zurückgreifen muss, um ins Gespräch zu kommen.
Und dabei wäre das meines Erachtens gar nicht nötig gewesen. Denn die Musik auf diesem Album, welches im Jahre 2008 erstmalig veröffentlicht und nun vom neuen Label scheinbar als solide genug für eine Wiederveröffentlichung angesehen wurde, ist insgesamt gar nicht mal so uninteressant. Natürlich strotzen die zwölf Tracks nur so vor politisch oder sonstwie inkorrekten textlichen Inhalten. Songtitel wie „Kastration Kar Krashes“, „Jesus Kills! Coroner Saves!” oder „Dear Dead Prez,“ sprechen für sich. Ebenso wie sich ständig wiederholende Textpassagen wie „To animals, all people are Nazis“. Dieser vom jüdischen Schriftsteller Isaac Bashevis Singer erstmalig formulierte und später von der Tierschutzorganisation PETA publik gemachte Slogan sagt natürlich nicht das Geringste über die politische Einstellung der vier Franzosen aus, beinhaltet jedoch das Wort „Nazi“ und ist allein dadurch schon bestens geeignet für die Verwendung in einem UNDERCOVER SLUT-Song. Dieser wird außerdem gekrönt durch einen Gastauftritt von Matthew Roberts, welcher an diesem Tierschutz-Mantra teilnimmt und in der Aufzählung der teilnehmenden Gastmusiker, zu denen unter anderem auch Eric Griffin von den MURDERDOLLS zählt, selbstverständlich mit dem Zusatz „Charles Manson’s son“ angeführt wird.
Seht her. Wir haben den Sohn von Charles Manson im Boot. Dass dieser eigentlich ein ganz friedlicher Kerl zu sein scheint, muss ja keiner wissen. Hauptsache, der Hörer ist schockiert. Denn hier regiert das pure Böse. Deswegen ist die Vinyl-Version des Albums auch limitiert auf 616 Kopien. Evil. Wie man sieht, lassen sich die anstößigen Aspekte bei den Jungs von UNDERCOVER SLUT kaum zählen. Da ist die Musik eher nebensächlich. Das Image muss reichen, um die Platte an den Mann zu bringen. Doch für all diejenigen, die sich trotz allem tatsächlich dafür interessieren, was es denn auf „Amerikkka Macht Frei“ so auf die Ohren gibt, möchte ich abschließend noch ein paar Worte über das musikalische Schaffen des kontroversen Quartetts verlieren.
Diesbezüglich kommt man über einen Vergleich zu Schockrocker MARILYN MANSON nicht hinweg. Das geht auch über das provokante Auftreten und das feminine Make-Up hinaus. Denn ebenso wie der antichristliche Superstar mischen auch die Franzosen ihr zwar recht simples, aber sehr rhythmisch orientiertes Gitarrenspiel mit elektronischen Einflüssen und kreieren damit ein schräges und nicht selten intensiv atmosphärisches Klangbild. Das Tempo ist dementsprechend meist recht niedrig angesetzt und der Drummer hat auch sonst nicht sonderlich viel zu tun. Überwiegend werden die Tracks des mittlerweile sechsten Albums der Truppe getragen von den elektronischen Spielereien in Kombination mit der leicht verzerrten Stimme des Frontmannes. Dieser erinnert vom Stil her sehr an WEDNESDAY 13. Der Rest halt an MARILYN MANSON und von den abgedrehten Ideen her auch mal an SLIPKNOT. Deren Komplexität wird zwar nicht annähernd erreicht, aber immerhin weisen die Songs einen Variantenreichtum auf, der den Hörer bei Laune zu halten vermag. Also musikalisch hat die Scheibe mehr verdient als fünf Punkte. Doch darum geht es den Herren ja nicht...

Stil (Spielzeit): Industrial Metal (42:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Deadlight Entertainment (19.11.10)
Bewertung: 5 / 10