Xang - The Last Of The Lasts


 



Stil (Spielzeit): instrumentaler Prog und Progmetal (57:28)

Label/Vertrieb (VÖ): Galileo / Pängg (22.01.07)

Bewertung: 7/10

Link: www.xang.free.fr

 
Die französische Instrumental-Prog-Band XANG hat nach satten acht Jahren den Nachfolger zu ihrem Debüt fertiggestellt und veröffentlicht "The Last Of The Lasts" nun über das kleine, feine schweizerische Label Galileo, welches damit erneut Geschmackssicherheit beweist.

Natürlich haben wir es wieder mit einem Konzeptalbum zu tun, welches uns dieses Mal in knapp einer Stunde quer durch den 1. Weltkrieg jagt. Die gelungenen Kompositionen verpassen dem Hörer eine Achterbahnfahrt durch die unermesslichen Schrecken jener Zeit, aber auch durch die Momente der Erleichterung und Freude.  
Zum Glück machen XANG nicht den Fehler vieler Instrumental-Combos, sich in allzu abgedrehtem Gefrickel zu ergehen. Sie bleiben innerhalb der Stücke meistens nah am roten Faden und finden auch nach gelegentlichen Abschweifungen immer rechtzeitig zur Geradlinigkeit zurück, was der Dynamik sehr gut tut und Langeweile vermeidet, wie sie zumindest bei mir auftritt, wenn Leute zum reinen Selbstzweck unbedingt das Beherrschen ungewöhnlichster Takte beweisen wollen. 
Mit dem zwölfminütigen "Sacrifice" hat "The Last Of The Lasts" einen gelungenen Einstieg, der auch zugleich schonmal jene Stile enthält, aus denen die Franzosen ihr Prog-Süppchen kochen: fast alle Bereiche des Progressive Rocks (insbesondere NeoProg), ebenso eine Prise Jazz, Akustikgitarrenklimpereien und auch ein kräftiger Schlag Metal.

In der Mitte des Albums verstört eine Soundcollage aus synthetischem Bombenhagel, Sirenen, marschierenden Soldaten, gebrüllten Befehlen und Maschinengewehrsalven – sehr bedrückend, wenn man sich das einige Minuten lang anhört. Da ist man fast froh, wenn danach vertrautere Riffs rhythmusbetont losrocken oder einen Keyboard und Gitarre mit elegischen Klängen besäuseln. Man traut sich fast schon nicht, die Musik schön zu finden, wenn man sich im Booklet die Illustrationen anschaut und die englischsprachigen Begleittexte über Chaos, Hass, Matsch, Kälte, Läuse, Feindschaft, Wahnsinn, unzählige entstellte Leichen, Giftgas und den Irrsinn, wie ihn beispielsweise die Schlacht von Verdun symbolisiert, durchliest.

Und da sind wir bei dem vielleicht einzigen Problem des Albums: es klingt manchmal einfach zu schön. Klar, es sollen auch die kurzen Momente des Glücks in einer geradezu apokalyptischen Umgebung gezeigt werden, aber es mangelt XANG bei aller Wucht gelegentlich an der thematisch bedingt nötigen Brutalität. So klingen selbst die harten Stellen manchmal eher optimistisch nach vorne rockend und weniger die abgrundlosen Schrecken der Vernichtung darstellend. Aber diese Einschätzung sollte man nicht überbewerten, sind doch genug verstörende Momente vorhanden (zum Beispiel, wenn sich das weitgehend friedliche "Roommates" zum Schluss hin verdüstert) und vor allem sind die Songs so arrangiert, dass das Album letztlich seinem Anspruch gerecht wird. Und musikalisch stimmt's ja sowieso.

Fazit:
Mit "The Last Of The Lasts" ist XANG ein wirklich gutes instrumentales Prog-Album gelungen – quasi der Soundtrack zu einem bewegenden Antikriegsfilm, den der Hörer vor seinem inneren Auge sieht.

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