Geschrieben von Freitag, 18 Juli 2008 10:44

Radio Dead Ones - Interview zum Debüt 'Radio Dead Ones'



Die RADIO DEAD ONES existieren schon viele Jahre. Doch hat es sehr lange gedauert, bis die Berliner endlich ihr selbstbetiteltes Debüt veröffentlicht haben. Seitdem kann sich die Band, die vorher schon viel auf Tourneen unterwegs war, vor Konzertanfragen und Supportshows kaum noch retten. Über das neue Album, die Konzerte in diesem Jahr und die Band im Allgemeinen plauderte Sänger Bev, der sich viel Zeit für uns nahm. Aber lest selbst:
Stellt euch doch mal vor.

Wir haben Fabio an der Gitarre, er ist seit Anfang 2007 dabei und somit der "Neue". Rik, meinen Bruder an der Lead-Gitarre. Des weiteren spielt Andru, den ich schon seit dem Kindergarten kenne, den Bass.  TV, der seinen Namen durch seine überzogene Passion zum Fernsehgerät bekommen hat, spielt die Drums. Auch ihn kenne ich schon seitdem wir beide 12 Jahre alt waren. Und ich bin halt die Großfresse, Säufer und Sänger der Band.
Gibt es bei eurem Bandnamen eine spezielle Bedeutung für euch? Und wenn ja, welche?

Nee, eine Bedeutung suchst du vergebens. Der Name klang gut und ist in einer gemütlichen Runde bei ein paar Bier einfach hängen geblieben.
Kürzlich erschien ja euer selbstbetiteltes Debütalbum, wie ist es entstanden?

Wir gehen alle arbeiten und haben es dementsprechend in unserem eigenen kleinen, ranzigen Studio beim Feierabendbier aufgenommen. Das klingt vielleicht sehr entspannt, weil es ja auch lange gedauert hat, aber wir haben viel Energie hineingesteckt und sind nun aber auch mehr als zufrieden mit dem Produkt! Nun wissen wir, wie es geht und auf was es ankommt - das nächste Album ist deshalb praktisch abschussbereit.
Wie kam der Deal mit Bad Dog zustande?

Wir kennen Andi, der dort eins der Zugpferde ist, schon seit cirka zehn Jahren. Coretex, der dazugehörige Plattenladen auf der Oranienstraße in Kreuzberg (in Berlin), ist seit unseren frühen Punkrocker-Tagen eine Institution, und somit haben wir mit den Jungs einfach beschlossen, dass es praktisch nichts Besseres gibt, wenn Geschäft und Freundschaft Hand in Hand läuft und man sich weit mehr zusagen hat als "Wie viele Platten haben wir verkauft ..." usw.! Die Jungs glauben alle fest an uns und geben mehr als Vollgas. Wir sind mehr als froh, mit ihnen zusammen etwas auf die Beine zu stellen.
Wie würdet ihr selber euren Stil beschreiben?

Klassischer Punkrock. Klar klingen wir nicht wie `77. Aber wir versuchen, diesen ganzen Emo-Screamo-usw.-Kram herauszuhalten. Wir wollen gute Songs schreiben und sagen was wir denken. Genau das ist das, was uns Spaß macht. Spezielle Sounds und Experimente interessieren uns nicht! Drei Akkorde und eine gute Hookline – das ist alles!
Warum habt ihr so lange gebraucht, bis ihr euer Debüt Full-Length herausgebracht habt?

Wir haben ein Leben neben der Musik. Das muss auch so sein, damit wir lebendige Musik machen können. Wir denken uns nichts aus, um Songs zu schreiben, und wir probieren auch nicht groß herum im Studio. Eine Idee entsteht durch irgendetwas, das an dem jeweiligen Tag passiert ist. Dann bist du dadurch aufgewühlt und packst es in einen Song. Die anderen in der Band können es nachvollziehen (oder auch nicht), und schon hast du einen Song aufgenommen (oder auch nicht)! Wir geben jeder Nummer eine Chance, somit haben wir eine Ausfallquote von mehr als 50 Prozent. Nur was uns dann wirklich gefällt, wird veröffentlicht.
Was habt ihr in den letzten Jahren verändert, und wo seht ihr die Unterschiede zu den früheren Releases?

Früher haben wir die Großstadt, als etwas Neues und spannendes, völlig aufgesogen. Egal, ob etwas schlecht oder gut war. Drogen im Überfluss und von Alkohol erst gar nicht zu reden. Somit haben wir drei Songs aufgenommen, haben uns damit schon völlig "entleert" und haben es anschließend veröffentlicht. Heute passen wir besser aufeinander auf. Jeder hat seine Rolle in der Band. Wir wollen das zusammen durchziehen. Wir wollen vorankommen, um noch ewig als die Freunde durch die Lande zu ziehen, die wir jetzt gerade sind. Dadurch entstehen viel mehr Facetten, die es ermöglichen, einen Release mit 18 Songs zu machen, ohne dass ein Song wie der nächste klingt.
Wie kamt ihr eigentlich dazu, bis jetzt immer nur Singles aufzunehmen und dabei so viele Split-Singles?

Split-Singles sind genial, wenn du mit einer Band auf Tour bist. Meist touren wir nur mit befreundeten Bands. Wenn dann Leute beim Konzert eine Band oder gar beide gut finden, können sie sich eine Single holen, und beiden Bands ist gedient! Bands, mit denen wir was gemacht haben, sind z.B.: FRONTKICK, mit denen wir zum Teil seit zehn Jahren befreundet sind. THE LOYALITIES aus England kennen wir auch schon seit Jahren, und auch FUNERAL MARCH aus Dortmund sind wirklich gute Freunde von uns.
„Late Man“ ist ja auch als Single herausgekommen. Würdet ihr diesen Song als euren großen Hit bezeichnen?

Nein, Quatsch. Es ging darum, eine Single zu machen, und Dave Gion, der das Video zum Song gemacht hat, wollte halt gerade diesen Song. Das war es. Jeder Song auf dem Album hat die gleiche Stärke, sonst wäre er nicht auf dem Album. Wir sind definitiv keine Single-Band, aber um einen Clip zu machen musst du dich halt für einen Song entscheiden. Es wird jedoch noch ein bis zwei weitere Auskopplungen geben, die auch als Video zu sehen sein werden.
Von wem wurdet ihr am meisten beeinflusst?

Vom Leben und vom Punkrock. Wir verändern uns natürlich ständig, und somit verändern sich auch die Einflüsse. Wenn du gerade im Knast warst, hast du beispielsweise keine Lust dir Lovesongs von den ROLLING STONES anzuhören, dann geht es härter zur Sache. Dann laufen BONECRUSHER, CUALTIES oder so. Wenn du auf Tour für vier Wochen bist und keine Freundin hast, dann kommen Rock’n’Roll Bands, die eher auf Groupie-Klischees aus sind, ganz gut. Dann gibt es Monate, da gehst du zur Arbeit, trinkst dein Feierabendbier und schläfst, damit du morgens wieder frisch zur Arbeit kannst - dann laufen halt hauptsächlich SWINGIN UTTERS, US BOMBS oder THE CLASH. Außerdem hören wir von MAD SIN bis AC/DC und von THE FORGOTTEN über MIGHTY MIGHTY BOSSTONES bis ALICE COOPER alles.
Ihr wart ja auf der Bad Boys For Life Tour dabei. Wie kam es dazu, und wie war es für euch? Gibt es da auch interessante Geschichten zu erzählen?

Unsere Booking-Agentur hat uns einfach mit in das Package gesetzt. Die organisieren die Tour, und wir haben gut reingepasst. Das waren vier Wochen, in denen mehr passierte als man erzählen kann. Nahezu jeder einzelne Tag würde den Rahmen sprengen. Wir haben sehr viele tolle Leute kennen gelernt und eine super Zeit gehabt. Unser Album kam direkt zur Tour heraus - einen besseren Zeitpunkt hätte es gar nicht geben können. Schau einfach mal nach, wie viele Kilometer zwischen Prag und Lissabon liegen... das sind fast 3000 Kilometer - wir haben viel gesehen und viel gelernt.
Ihr seid ja sowieso viel auf Tour. Unter anderem tretet ihr beim Rebellion in Blackpool auf, einem Festival, bei dem sich die Größen der Szene die Klinke in die Hand geben. Wie kamt ihr daran?

Wir haben mittlerweile einen guten Ruf im Königreich. Viele Leute haben unsere Shows dort gesehen, haben Freunden davon erzählt, und der Buschfunk hat gut funktioniert. Wir bekommen dort die besten Reviews für unsere Platte, und viele Bands wollen dort mit uns spielen. Klar, England ist ein sehr hartes Pflaster, aber wir lieben es, Scheiße zu fressen... haha... Viel Spielen ist einfach die Antwort! 
Gibt es überhaupt noch einen Flecken in Deutschland, den ihr noch nicht beackert habt?

Nee, Deutschland sollte doch so langsam befreit sein von weißen Flecken in unserem Tour-Atlas... aber nee, wir wollen überall hin. Es ist einfach unglaublich, was für supergeile Leute du teilweise triffst in Orten, von denen du noch nie etwas gehört hast.
Wie sehen eure nächsten Pläne aus?

Touren, touren, touren und dann ab Mitte November für drei Monate ins Studio, sodass das zweite Album zur Festival-Saison 2009 am Start sein sollte. Aber wer weiß, was für Touren wir noch machen dürfen.
Zum Schluss, habt ihr noch ein paar letzte Worte für unsere Leser?

Schönen Dank! Gruß an alle, die wir schon kennen lernen durften und an den Rest, den wir hoffentlich noch kennen lernen werden. Habt eine gute Zeit und haltet den Kurs. Cheers!
Bev, danke für das Interview!


http://www.radiodeadones.de