Geschrieben von Mittwoch, 07 Oktober 2009 23:38

Despised Icon - Interview mit Sänger Alex

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Die Frankokanadier DESPISED ICON sind seit 2002 Vorreiter im Deathcore, kontinuierlich auf Tour und eine Referenzband, wenn es um Schweine-Röchel-Metal und Hardcore geht. Mit „Day Of Mourning“ haben sie nun ein weiteres Album rausgebracht, das in der Szene viel Beachtung bekommen wird. Wir sprachen darüber mit Sänger Alex.


Hi. Stell doch bitte mal dich und deine Band unseren Lesern vor.


Ich bin Alex, einer von zwei Sängern bei DISPISED ICON. Wir sind eine moderne Deathmetal-Band aus Montreal, Kanada. Es gibt uns seit 2002 und wir sind endlich dabei, “Day Of Mourning”, unser viertes Century Media-Release, zu veröffentlichen.

Das erste, was mir beim Hören der Platte aufgefallen ist, war das Fehlen der Pig Squeals. Wie kam`s?

Wir wollen uns als Band immer weiterentwickeln, und die Squeals passten nun einfach nicht in unser neues Material. Wir haben aber mehr tiefe Growls auf dieser Platte als jemals zuvor. Eine Menge dieser trendy Szene-Bands haben die Squeals in den letzten zwei Jahren genutzt, und das hat uns einfach genervt. Wir haben das seit 2002 gemacht, als alle Hardcore-Kids dachten, solche Vocals wären scheiße. Es ist dann zum coolen Ding geworden ein paar Jahre später, also dachten wir uns, wir bleiben dem Pack einen Schritt voraus und bringen neuen Scheiß.

Ihr singt sowohl Englisch als auch Französisch. Warum und wie wichtig ist euch das?

Englisch ist die Universalsprache. Als Band wollen wir so viele Leute wie möglich erreichen, und das war nun mal der Weg, das zu schaffen. Ich meine, jedes Mal, wenn wir weit weg sind von zu Hause, ob nun in Deutschland, Österreich oder sonst wo, sprechen wir Englisch, um zu kommunizieren - also ergibt es Sinn, in Englisch zu singen. Aber wir sind Frankokanadier und wir sind stolz auf unsere Sprache und Kultur. Die meisten Kanadier sprechen eigentlich Englisch, also war es uns wichtig, unsere eigene Minderheit zu repräsentieren. Jetzt, da unsere Band etwas mehr etabliert ist, fühlten wir, dass wir es uns endlich erlauben sollten, in unserer eigenen Sprache zu singen. Hoffentlich machen das noch mehr Bands so. Ich fände es toll, eine deutsche Band auf Deutsch singen zu hören. Ich bin sicher, das würde sich sehr brutal anhören.

Inwieweit unterscheidet sich Euer Live-Set von dem, was ihr im Studio macht?

Wir sind nicht die Art von Band, die sich auf Studio-Magie verlässt, um auf Platte tight zu klingen. Wir touren seit fünf Jahren, spielen fast 200 Shows pro Jahr, also sind wir auch als Musiker und Band besser geworden. Wir sind definitiv live genau so tight. Normalerweise lernen wir die Songs eben richtig, bevor wir ins Studio gehen, und das war in der Vergangenheit ein Problem, denn wir spielen die Songs anders als wir es damals getan haben. Nachdem man die Songs immer wieder live und in unserem Proberaum gespielt hat, beginnen sie langsam, sich ein wenig zu wandeln und klingen dann nicht mehr exakt so wie auf der Platte. Jetzt spielen wir bestimmte Parts schneller und andere langsamer, weil es sich natürlicher anfühlt als auf der CD. Das ist etwas, was wir bei diesem Album verhindern wollten, und bis jetzt klingen die Songs live auch noch genau so. MVP is just as fast!

Kannst du uns etwas zum Titel und Artwork des Albums erzählen?

Steve und ich haben die Texte geschrieben, und sie handeln meist von den Opfern, die wir in unserem privaten Leben bringen mussten. Auf Tour und immer weit weg zu sein, macht die Sachen zu Hause komplizierter. Die Texte erforschen Trennungen in allen Formen. Wir sprechen über unsere fehlgeschlagenen Freundschaften und Beziehungen und wie wir damit umgegangen sind. Der Titel “Day Of Mourning” soll das verdeutlichen. Alles auf dieser Platte ist persönlich. Die Leute können unsere Worte auf verschiedene Weise interpretieren und sich dadurch irgendwie auch mit unseren Geschichten identifizieren. Jeder geht durch Höhen und Tiefen und dieses Album gibt das auch wieder. Ich habe unsere alten Texte mal wieder durchgelesen und empfand sie als ein wenig zu negativ an einigen Stellen. Da wurde sich einfach zu viel beschwert, und obwohl wir unsere Ängste, Hemmschwellen und das Bedauern auf dieser Platte erforschen, gibt es da jetzt auch eine Message bezüglich Hoffnung. Egal wie hart es kommt, ich werde niemals aufgeben.

Das Artwork hat unser Freund Felix gemacht, der all unser Merch der letzten zwei Jahre designt hat. Er hat auch das Layout für “The Ills Of Modern Man” und die “Montreal Assault"-DVD gemacht. Er ist bei weitem einer der besten Graphik-Designer in der Szene, meiner Meinung nach. Du kannst seinen Schriftzug eventuell auch wieder erkennen in dem, was er für unsere Brüder BENEATH THE MASSACRE gemacht hat. Das Artwork auf “Day Of Mourning” ist bei weitem das beste bis jetzt von ihm. Die Bildsprache ist so krank. Sein Kopf ist echt mit übler Scheiße gefüllt. Ich bin mir sicher, dass der an wiederkehrenden Alpträumen leiden muss! Wir wollten mit der Platte etwas anderes ausprobieren und haben eine Menge weißer Hintergründe benutzt, anstatt auf die klassischen dunklen Hintergründe zurückzugreifen.

Abgesehen vom Weglassen der Squeals, wo seht ihr selbst die größten Veränderungen zu „The Ills Of Modern Man“? Meiner Meinung nach ist das Songwriting etwas erwachsener geworden.

Danke, ich denke, das ist einer der Hauptpunkte, an denen wir auf diesem Album gearbeitet haben. Wir haben uns sehr auf Songstrukturen und gute Verbindungen zwischen den Riffs konzentriert, sodass es besser fließt. Und die Songs sind nun auch etwas kürzer. Wir hatten eine Menge vier bzw. viereinhalb Minuten Songs auf der letzten Platte. Unsere neuen Songs variieren zwischen drei und dreieinhalb Minuten. Alles ist fokussierter und mehr„in your face“. Wir haben auf diesem Album mehr Gitarrensoli hinzugefügt, mehr Melodien, schnelle Picking-Riffs und mehr Double-Bass, und die Drums werden immer schneller und verrückter!

Mit dem Song  „Sleepless“ scheint ihr neuen Boden zu betreten. Denkst du, dass ihr diese Richtung in Zukunft noch mehr erkunden werdet?

Wir haben ein paar europäische Festivals mit CULT OF LUNA und NEUROSIS im letzten Jahr gespielt und des weiteren eine Band namens THIS WILL DESTROY YOU entdeckt. Das hat uns inspiriert, etwas völlig anderes zu probieren und mit einem mehr depressiven, doomigen Song das Album zu beenden. Ich bin mir nicht sicher, was wir als nächstes probieren werden, aber erwarte ruhig auch in Zukunft Experimente.

Eure Songs sind schon ziemlich heavy. Was für Musik hat euch beeinflusst?


Wir sind mit Suffocation, Dying Fetus, Internal Bleeding, Skinless, Cephalic Carnage, Nile, Devourment, Deeds Of Flesh, Disgorge und einem Haufen anderer Death-Metal-Bands Ende der 90iger aufgewachsen. Etwas später sind wir dann auf experimentellere Bands wie Meshuggah und The Dillinger Escape Plan abgefahren. Ich habe 2000 angefangen, der Hardcoreszene Aufmerksamkeit zu schenken, mit Bands wie Madball und Bane. Du kannst ein wenig von all diesen Bands in unserem Sound finden. Wir haben eigentlich all diese Einflüsee genommen und sie zu unserem eigenen Sound vermischt. Niemand hat diesen Scheiß 2002 gemacht, als wir angefangen haben.

Gibt es irgendwelche Richtungen, die ihr noch erforschen möchtet (vielleicht auch außerhalb von DESPISED ICON)?

Ich stehe wirklich auf die Hip-Hop-Szene. Ich habe ein paar Hip-Hop-Tracks nur so zum Spaß mit einem Freund aufgenommen. Die Songs sind nicht besonders gut, aber wir sind einfach nur ein paar Metalheads, die etwas anderes ausprobieren wollten. Vielleicht schreibe ich irgendwann mal Hip-Hop-Songs, die nicht scheiße sind, wenn ich älter bin, aber zur Zeit ist mein einziges und Hauptprojekt DESPISED ICON.

Wie viele Monate seid ihr im Jahr auf Tour, und wie kriegt ihr euer Leben auf die Reihe, wenn ihr nicht unterwegs seid?

Wir touren normalerweise ungefähr sechs Monate im Jahr und machen das non-stop seit fünf Jahren. Wir haben in beinahe 25 Ländern gespielt, und du kannst wirklich behaupten, der Metal hat mich rumgebracht. Es ist eine beeindruckende Erfahrung aber nicht immer einfach. Du bekommst nicht immer eine Dusche, Schlaf oder richtig was zu essen. Du kannst deine Freundin und deine Familie nicht so oft sehen wie du möchtest, und das war definitiv manchmal hart für uns. Aber wenigstens leben wir den Traum, und unsere Band bezahlt die Rechnungen – ich kann mich also nicht beklagen!

Famous last words?

KEEP IT FUCKING BRUTAL!