Geschrieben von Donnerstag, 13 August 2009 00:00

The Used - Hamburg / Knust

Vor knapp sechs Jahren in einer Disco in Lübeck hörte ich „The Taste Of Ink" von THE USED zum ersten Mal und war sofort hin und weg. Von da an waren die vier Jungs aus Utah meine absolute Lieblingsband, und ich kaufte einfach alles von Ihnen: CDs, DVDs, Hoodies, Taschen und T-Shirts. Bis heute liebe ich immer noch alle ihre Alben - sogar ihr letztes Werk „Lies For The Liars", auf dem Bert nach seiner schwierigen Stimmband-OP nicht mehr ganz so herzzerreißend seine Emotionen herausbrüllen konnte, wie noch auf den beiden Vorgängeralben. Sicherlich wären THE USED auch jetzt noch meine Lieblingsband, wären da nicht die teilweise sehr enttäuschenden Konzerte gewesen - und ich habe sie schon etliche Male live erlebt. Meistens waren die Shows viel zu kurz, Bert wirkte lustlos und erniedrigte immer wieder das Publikum, indem er seine Fans beispielsweise anspuckte oder sie einfach nur ununterbrochen nachäffte. Daher gehe ich auch diesmal wieder mit gemischten Gefühlen zum Konzert im Hamburger Knust.

Als wir eine halbe Stunde nach Einlass beim Knust ankommen, ist der Konzertsaal nur spärlich besucht - und das bisher auch nur von aufgeregten Mädels, die sich allesamt in das vordere Drittel der Halle quetschen. Überdreht und gespannt auf THE USED, singen die Teenies lauthals zu BON JOVIs „Have A Nice Day" mit und rätseln außerdem, wer denn wohl gleich die erste Ladung Rotze von Herrn McCracken abbekommt - lecker. Ich dagegen bin nach einer halben Stunde Verspätung der Band schon ein wenig genervt - habe aber die Hoffnung auf eine gute Show noch nicht aufgegeben.

Punkt halb 10 geht dann auch endlich das Licht aus und ein erleichtertes Jubeln geht durch die Menge des mittlerweile sehr gut gefüllten Clubs. THE USED stürmen die Bühne - Bert mit brennender Kippe in der Hand, die er als erstes direkt ins Publikum feuert. Die Menge stört sich absolut nicht an dieser ersten Aktion des unberechenbaren Frontmanns und dreht zum Opener „Take It Away" sofort komplett durch. Sowohl die Stimmung als auch der Sound sind super und Bert scheint auch gut drauf zu sein, denn gleich beim ersten Song springt er über die Bühne wie zuletzt nur zu Anfangszeiten. Nach „Take It Away" folgt dann die unvermeidbare Spuckattacke - erst nur mit Wasser, dann leider wie gewohnt. Zu meinem Erstaunen belässt Bert es aber bei dieser einen Aktion und findet im Laufe der Show viel mehr Gefallen daran, sein absolutes Lieblingswort „Fuck" in verschiedene sinnbefreite Aussagen einzubauen oder auf Deutsch zu übersetzen.

Musikalisch folgt ein Hit nach dem anderen: erst das mitreißende „The Bird And The Worm" und danach das von vielen erhobenen Mittelfingern begleitete „Liar, Liar". Eine kleine Verschnaufpause und einem - laut Berts Aussage - „Song for the lovers" gibt es dann mit „I Caught Fire", wonach das Tempo bei „Hospital" und besonders dem dann folgenden neuen Livehammer „Blood On My Hands" wieder angezogen wird. Letzterer haut nicht nur mich, sondern das komplette Publikum sichtlich um und bekommt die heftigsten Reaktionen des Abends. Die Begeisterung der Menge springt spürbar auf die Band über, und sogar der sonst so freche Bert wirkt zum ersten Mal absolut echt, teilweise sogar schüchtern und nicht aufgesetzt.

Bei den jetzt folgenden Songs „The Taste Of Ink" und dem bekannten Medley aus „All that I've got" und meinem Lieblingssong „Buried Myself Alive" ist dann auch bei den letzten Leuten im Publikum der Funke angekommen und alle singen aus volle Kehle mit Bert um die Wette. Hiernach gibt es gleich einen weiteren Höhepunkt, denn Bert und Gitarrist Quinn geben „Lunacy Fringe", „Yesterday's Feelings" und das neue „Empty With You" akustisch zum besten, und ich kann es mittlerweile kaum noch fassen, dass ich wirklich auf einem THE USED Konzert bin.

Nach dem tollen Akustikset gibt's beim „Paralysed" Intro eine kleine Tanzeinlage von Bert, und dann wars das auch schon fast mit diesem tollen Konzert. Bert kündigt an, er habe eine gute und eine schlechte Nachricht für uns - die schlechte: jetzt folgt der letzte Song - die gute: „You Can Kiss My Fucking Ass", und weiter geht's mit „Pretty Handsome Awkard". Durch die tobende Menge lässt sich die Band dann aber ganz schnell zu zwei Zugaben bewegen, und es folgt zuerst das tolle „On My Own" und als letztes - nach einer kurzen Vorstellung der Band (Bert stellt sich selbst als „Eduardo Roberto McCracken" vor) - das unfassbar geniale „A Box Full Of Sharp Objects". Dann ist Schluss.

Glücklich und durchgeschwitzt begebe ich mich auf den Heimweg, megagespannt auf das neue Album und mit der Erkenntnis, meine alte Lieblingsband wiederentdeckt zu haben. Weiter so, Jungs!

Setlist Hamburg:

Take It Away The Bird And The Worm Liar, Liar I Caught Fire Hospital Blood On My Hands (neu) Taste Of Ink All That I`ve Got / Buried Myself Alive - Medley Lunacy Fringe (akustisch) Yesterday's Feelings (akustisch) Empty With You (neu) Paralysed Pretty Handsome Awkward ----------------------------- On My Own (akustisch) A Box Full Of Sharp Objects