
Stil (Spielzeit): Goth-Pop? (45:22)
Label/Vertrieb (VÖ): My Kingdom Music (21.09.0
Bewertung: 6 / 10
Link:http://www.oblivio.org/
www.myspace.com/oblivioband
Soviel vorweg: vermutlich bin ich schlichtweg der Falsche, dieses Album zu reviewen. Ein ähnliches Unglück widerfuhr bereits SUN OF WEAKNESS` „Trompe L’ Oeil“, das ebenfalls über My Kingdom veröffentlicht wurde. Tatsächlich ist der Oberbegriff „Gothic“ diesmal nicht ganz so abwegig, aber auch hier wäre die Bezeichnung „angedunkelter Poprock“ treffender. Und Poprock, auch angedunkelter, ist schlicht nicht mein Ding. Nichts gegen leichte Unterhaltungsmusik, aber dann greife ich für gewöhnlich lieber zum schwarzen Album von Metallica oder auch Nightwish. Dennoch bedeutet „mag ich nicht“ ja nicht auch notwendig, dass die Musik nichts taugt. Schließlich bin ich durchaus in der Lage, festzustellen, dass das Symbol, also jener Künstler, der zuvor als Prince bekannt war, ein toller Musiker ist. Seine Musik kommt mir dennoch nicht ins Haus.
Aber OBLIVIO sind kein symbolischer Prinz und sie laufen hier gerade. Und wirklich unglücklich darüber zu sein, will mir trotz aller Ressentiments nicht gelingen, denn die Jungs haben Potential und ein untrügliches Gespür – wie alle Leute, die so ähnlich heißen wie Umberto Tozzi – für geschmeidige Harmonien. Auch wenn man dergleichen eher auf dem Festival von San Remo vermutet: als Anheizer für RICCI E POVERI. Ich mach nur Spaß. So schlimm ist es nicht. Aber manchmal – insbesondere dann, wenn man in die lingua italiana verfällt, was ein paar Mal vorkommt, wird die Grenze der Kompatibilität für bangyourears geräuschvoll überschritten.
Man startet mit Indie- / Brit-Pop-Geschraddel, über dem ein durchweg guter und rabiat vielseitiger Massimo Ciampani seine schönen Gesangsharmonien ausbreitet. Nett. Es geht akkustisch und pseudo-melancholisch (Gitarre / Piano, i.e. Keys) und dem zweiten Stück weiter, das plötzlich mit wirklich gekonnten (ehrlich!) Growls, eine kleine Überraschung einstreut, die sich auch garantiert nicht wiederholt. Dazu ein bisschen doublebass und eine gar seltsam fröhlich Melodey. Passt eigentlich vorn und hinten nicht zusammen, aber das merkt man irgendwie kaum. Danach eine typische Hard-Rock Ballade, die wir schon tausend Mal irgendwo gehört haben, meistens aber schlechter; besonders die Violine, die kurz zu einem Solo ansetzt, weiß mehr als zu gefallen. (Livia Faglietti hätte ich das ganze Album gegönnt! 10 Points guaranteed) Track 4 ist dann der Soundtrack zu einer schmalzigen Gondelfahrt, die italienisch / englisch dahersäuselt … gerade als ich skippen will, bringt sich Francesca Lacorossi ein, eine wunderbare Stimme jenseits der üblichen Goth-Elfen. (Ich bin nicht sicher: Mezzosopran?) Beim nächsten Lied, einer völlig banalen Popballade geht mir auf, an wen der Sänger mich schon mehrfach erinnert hat (ich mag es gar nicht sagen:) George Michael. Danach darf die weibliche Stimme noch mal ran und versorgt auf der Basis völlig relaxter Gitarren noch mal nonverbal mit Sphärischem. Mit Stück 7 kommt das vielleicht einzige Stück, das tatsächlich das Label „Gothic“ halbwegs verdient hat. Eine angepoppte Mischung aus The CURE und späten PARADISE LOST. Und diesmal zündet auch der Charme der italienischen Sprache. Danach: F.B.R. ist ein schönes Instrumental, dass von MARILLION (nach Fish) sein könnte; rückblickend fällt auf, dass Steven Rothery bei der Gitarrenarbeit so manches Mal Pate gestanden haben dürfte. Das wahre Desaster folgt nach passablem, überaus kurzem Beginn mit dem Schlußtrack: das ist Italo-Pop in Reinkultur. Wahrscheinlich für selbigen gut gemacht, aber sicherheitshalber dreh ich die Lautstärke runter, damit die Nachbarn sich nicht bei den „neuen“ Mietern vorstellen kommen.
Fazit: ich war eindeutig überfordert. Dieses Konglomerat aus minimalst Death, etwas Goth, mehr Indie- und zu viel Italo-Pop mit leichten Prog-Anleihen hat mich an meine Grenzen geführt, wie bislang sonst nichts. Dabei klingt die Scheibe prinzipiell völlig harmlos. Sich als Richter aufzuspielen vor einer Platte, die einen überfordert, ist meine Sache nicht. Ich würde mit viel gutem Willen eine vier anbieten. Aber ich vergebe mal zwei Punkte extra an My Kingdom, dass sie hier Geld investiert haben und für meine Ahnungslosigkeit, für die ja die Band nix kann. Vielleicht würde der Fachmann (-- der Fachmann für was? --) ja zehn Punkte vergeben?