TYPE O NEGATIVE trifft GHOST
„We are the Dragon“ beginnt mit dem gleichnamigen düsteren, atmosphärischen Opening-Track, der die Hörer:innen umgehend für sich gewinnt und damit den Grundstein für weitere schaurig-schöne 40 Minuten legt. Das folgende, etwas härtere und im Vergleich zum Opener wesentlich weniger poppige „My Venom“ unterstreicht nochmals die bereits vorherrschende beklemmende Stimmung und etabliert eine Atmosphäre wie in einem Horrorfilm.
Es folgt ein erster kleiner Bruch und CVLT OV THE SVN leiten ein nicht umsonst lose an den ELVIS PRESLEY-Klassiker „Love Me Tender“ angelehntes „Don’t Be Tender Love Me Cruel“ ein. Der düstere Lovesong im traditionellen Gothic-Gewand à la TYPE O NEGATIVE beschreibt jedoch nicht wie ELVIS eine romantische, zärtliche Liebe, sondern die harte, wilde und zügellose Form menschlicher Emotionen.
„It sais 666 at the top of my crucifix“ lautet der Refrain von „Hellbound“, dem vierten Track des Albums, der nach „Don’t Be Tender Love Me Cruel“ das Tempo wieder etwas anzieht und mit seinen melodiösen Gitarren die Hörerschaft sanft auf den Pfad in die Hölle begleitet.
In tadelloser Gothic-Manier geht es weiter mit „Dance with the Devil“, welches für CVLT OV THE SVN zunächst ungewohnt synthesizerlastig daherkommt, aber im Spektrum des Occult Murder Pop dann doch irgendwie Sinn ergibt. Musikalisch anders als die vorigen Songs und alles, was danach noch kommen soll, zeigen die Finnen hier, dass sie es absolut drauf haben, ein so facettenreiches Album zu schreiben, dass von Rock- über Gothic- bis hin zu Metalfans für jeden etwas dabei ist.
„Twilight“ ist der erste Song auf „We are the Dragon“, welcher wirklich tanzbar ist und niemanden mehr stillsitzen lässt. Mit diesem gelungener Mix aus melodischem Dark Rock und schwermütigen Lyrics erinnert der Track deutlich an die frühen GHOST und THE 69 EYES.
Düstere Ohrwürmer und ausdrucksstarke Lyrics
Die zweite Albumhälfte wird von „I’m Gonna Find Out“ eingeleitet. Der drohende Songtitel ist in diesem Fall nicht nur Fassade, denn der Song erzählt eine Horrorstory sondergleichen. Zwischen der flüsternden Stimme des Sängers, der im Refrain immer wieder androht, „I’m gonna find out where you live and I’m gonna burn your f*cking house down“ und den schon fast dooming anmutenden Gitarrenriffs läuft es einem schon mal kalt den Rücken herunter.
Nach diesem erneuten Ausflug in finstere Horrorgefilde geht es melodisch und schon beinahe fröhlich mit „Luna in the Sky Forever“ weiter. Der Song ist leicht zugängig und schon nach dem ersten Mal Hören ein absoluter Ohrwurm, der so schnell nicht wieder verschwindet.
Der nächste Ohrwurm ist aber auch nicht weit und mit „The Murderer“ machen CVLT OV THE SVN ihrem Occult Murder Pop nicht nur namentlich alle Ehre. Leichtgängig reißt „The Murder“ die Zuhörer:innen immer weiter mit in das kleine Universum, das sich die Band mit ihrem Debütalbum hier geschaffen hat. Es folgt „Whore of Babylon“, der Song mit den wohl meisten Metal-Elementen, der auch zur Abwechslung mal ein wenig zum Headbangen einlädt.
Der Song „The Pit“ beginnt groovig-düster und baut sich über seine dreieinhalb Minuten zu einem wortwörtlichen Hurricane auf. Der Sturm vor der Ruhe möchte man schon fast sagen, denn „The Pit“ räumt vor dem Rausschmeißer „Another Infinity“ nochmal auf allen Ebenen so richtig auf. Eben genannter Rausschmeißer begleitet die Hörer:innen dann eher ruhig und melodisch aus dem Album, anstatt sie gewaltsam rauszuwerfen. „Another Infinity“ legt dabei Wert auf die Lyrics. die wieder einmal ganz in Gothic-Manier die Vergänglichkeit des Lebens und der Liebe beschreiben. Die hauchige Stimme des Sängers sorgt erneut für Gänsehaut, nur diesmal nicht aufgrund eines bedrohlichen Untertons, sondern mit einer Sanftheit, die das Album so vielseitig abschließt, wie es begonnen hat.
Fazit
„We are the Dragon“ ist ein absolut gelungenes Erstlingswerk, das mit Facettenreichtum und den verschiedensten thematischen Spannungsbögen die Zuhörer:innen nicht nur die vollen 40 Minuten bei der Stange halten kann, sondern auch noch beim zweiten oder dritten Mal Hören nicht langweilig wird. Das Album schwächelt zwar kaum, hat aber auch wenige herausstechende Highlights. Als Gesamtkonzept ist "We are the Dragon" aber mehr als solide und für jeden Empfehlenswert, der Bands wie H.I.M. und TYPE O NEGATIVE liebt und vermisst.
Songempfehlungen
- Twilight
- Luna in the Sky Forever
- The Murderer
Trackliste:
- We Are the Dragon
- My Venom
- Don’t Be Tender Love Me Cruel
- Hellbound
- Dancing with the Devil
- Twilight
- I’m Gonna Find Out
- Luna in the Sky Forever
- The Murderer
- Whore of Babylon
- The Pit
- Another Infinity