Nebelhexë - Dead Waters




Stil (Spielzeit): Dark Wave (45:28)
Label/Vertrieb (VÖ): Candlelight (08. Mai 09)
Bewertung: 7 / 10


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Selbst wenn man wie ich wegen des Wandels, den das akustisch-folkige Projekt HAGALAZ' RUNEDANCE hin zur NEBELHEXË vollzogen hat, nicht wirklich 100% glücklich ist... schlicht ,weil noch kein adäquater Ersatz da ist... Auch dann kann man sich freuen, dass es die NEBELHEXË gibt.
Tue ich jedenfalls mal; denn zum einen atmet Andrea Haugens intensive Stimme unüberhörbar den Charme alten englischen Waves, ohne je so neurotisch wie die Beinahe-Britin Lene Lovich zu klingen; zum anderen sind die Tribal-Elemente, die HAGALAZ' RUNEDANCE auch unter paganen Metallern so beliebt gemacht haben, ja noch immer über weite Strecken stilprägend. Immer wieder erstaunlich, wie organisch sich die leicht unterkühlten Synthiesounds mit folkigen / tribalartigen Rhythmen und Gesangslinien und folkloristischen Instrumenten bei NEBELHEXË zusammenschließen.

Das klappt nach meinem Geschmack diesmal sogar noch besser als auf „Essensuals" (während „Laguz, within the Lake" ja doch noch etwas stärker die vergangenen Zeiten durchschimmern lies, und als Vergleich mit „Dead Waters" nur bedingt taugt).

Apropos, bedingte Tauglichkeit: Gilt auch für „Dead Waters" mit Blick auf die Tanzflächenkompatibilität in schlecht beleuchteten Clubs. Es sei denn, man plant, mit archaischen Fruchtbarkeitsriten beim anderen Geschlecht ins Gerede zu kommen. Auf stumpfes Stampfen ist das Album jedenfalls nicht ausgelegt. --- Und für's Relaxen macht der Groove die meiste Zeit wiederum zu zappelig... Vermutlich, weil für keine besondere Situation komponiert, kann man die Songs eigentlich ständig hören. Was ich seit zwei Tagen denn auch immer wieder tue. Meistens nebenbei.

Das geht natürlich nur, wenn das Ganze nicht zu konzentrationsheischend ist. Etwas direkter: eine gewisse Grundseichtigkeit steckt schon drin. Macht nix. Gefällt mir trotzdem. Und ist man ja vom 80er Wave nicht anders gewohnt.

Natürlich lebt die Scheibe vorrangig von dieser intensiven Stimme, die umso mächtiger erscheint, je folkiger das melodische Gerüst ist. Entsprechend hängt das Album da etwas durch, wo der Wave sich mit eher rockigen Passagen verbindet. Zum hektischen Skippen besteht dennoch kein einziges Mal Anlass. Ein „Jo, ganz ordentlich" ist das Schlechteste was ich über einzelne Tracks („Fallen") zu sagen weiß. Einige Stücke sind dagegen sogar richtig geil wie z.B. „19th Century Ghost".

„Dead Waters" könnte eigentlich für alle etwas sein, die an einer Schnittmenge von Kate Bush, DEAD CAN DANCE, QNTAL oder auch Anne Clark ihre Freude haben; achja, und an HAGALZ' RUNEDANCE. Auch wenn die Nebelhexe in den Extremwerten an nichts bzw. niemanden davon heranreicht. Etwas Leichtes eben für "Zwischendurch". Aber das darf ja auch mal sein...

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