All Out War - Into The Killing Fields Tipp

ALL_OUT_WAR__Into_The_Killing_Fields

Stil (Spielzeit): Thrash / Hardcore (35:21)
Label/Vertrieb (VÖ): Victory Records / Soulfood (06.08.10)
Bewertung: 8 / 10

Link:
http://www.myspace.com/alloutwarny
Was für eine positive Überraschung... Ich muss ja zugeben, dass ich von einer Formation namens ALL OUT WAR zuvor noch nie etwas gehört hatte. Und so wenig vorurteilsbelastet ich auch bin, ließ sich doch nicht verhindern, dass ich beim Anblick des Fotos, welches den Beipackzettel der Promo-Scheibe ziert, ganz automatisch an schnellen, abwechslungsarmen und Gangshout-durchsetzten Hardcore der alten Schule denken musste. Zu sehen ist ein Typ mit Glatze und Bandana, der ganz offensichtlich den Frontmann dieser Band darstellt, wie er sich vor seinem Publikum aufbaut und seinen tätowierten Arm ausstreckt, um einen Fan ins Mikro shouten zu lassen. Also wenn das kein purer Hardcore ist, was dann? Zudem taucht der Begriff auch noch im Text des besagten Beipackzettels auf. Nun gut, das eher düstere Coverartwork erinnert dann doch eher an handelsüblichen Death- oder Thrashmetal, aber das sollte meine Erwartungshaltung auch nicht weiter beeinflussen. Überrascht hat mich dann jedoch das musikalische Produkt, welches bei der ersten Rotation der Scheibe in meinem Player auf aggressivste Weise aus den Boxen schallte. Warum bloß ist mir diese Band zuvor noch nicht untergekommen?

Am schnellen, abwechslungsarmen und Gangshout-durchsetzten Hardcore gibt es so ganz allgemein gesehen natürlich überhaupt nichts auszusetzen. Doch was die Jungs von ALL OUT WAR fabrizieren, ist noch sehr viel mehr. Da hat das endzeitliche Artwork auch plötzlich wieder seine Daseinsberechtigung. Denn Hardcore ist lediglich ein Teilaspekt der Mucke, die uns die fünf New Yorker Prügelknaben in aurale und anale Körperöffnungen stopfen. Sehr viel dominanter ist da der Einfluss von SLAYER und Konsorten. Richtig geiler Thrashmetal in seiner aggressivsten Form gibt auf „Into The Killing Fields“ die Richtung an. Und das ballert! Wer beim Konsum dieser Scheibe also plötzlich einen unerklärlichen Hass auf Mitmenschen, Autoritäten und Wohnungseinrichtung verspürt, muss sich nicht wundern. Das liegt dann nicht etwa oder zumindest nicht ausschließlich an der verkorksten Psyche, sondern viel mehr an der Intensität der neun Songs, welche die Herren von ALL OUT WAR für ihr mittlerweile fünftes Studioalbum eingezimmert haben.

Dafür ist nicht zuletzt Frontmann Mike Score verantwortlich, der sich die komplette Scheibe über in stets unverändert hysterischer Weise die Kehle wund schreit. Mir persönlich gefällt diese Art von vokalistischer Auslebung recht gut, wenn dadurch auch schnell eine gewisse Eintönigkeit Einzug in das musikalische Gesamtbild erhält. Immerhin lag ich mit meiner ürsprünglichen Erwartungshaltung nicht vollkommen daneben. Denn als schnell kann man diese Platte auf alle Fälle bezeichnen, ohne eines Besseren belehrt zu werden. Und wie gerade erwähnt, kann man ihr leider auch ein leichtes Defizit an Abwechslungsreichtum nicht unbedingt absprechen. Lediglich die für den typischen Hardcore so essenziell wichtigen Gangshouts werden von den fünf New Yorkern etwas vernachlässigt. Naja, um genau zu sein, sind diese gar nicht erst vorgesehen. Alles, was dem geneigten Hörer hier stimmlich geboten wird, ist das Gekreische von Herrn Score. Doch dieser Typ schreit einem echt die Hirnmasse aus dem Schädel! Sehr angenehm.

Dazu gibt es überwiegend flinke Riffings auf die Ohren, die nicht unbedingt versuchen, ihren SLAYER-Einfluss zu verbergen. Wer braucht da schon noch schwulen Metalcore, wenn eine Mischung aus Metal und „Core“ auch auf diese hodenlastige und äußerst heterosexuelle Weise erzeugt werden kann? Niemand. Hier gibt es treibende Kopfnickerpassagen, finster daherwalzende Albträume aus vibrierendem Stahl und fett groovende Ohrwürmer, die gerne auch mal aus der vollkommen wertfreien Monotonie herausragen dürfen. So einen Bastard aus Metal und Hardcore habe ich sonst nur bei den CRO-MAGS gehört. Und dort auch nicht ansatzweise so aggressiv. Wer also gespannt ist, wie sich eine Mischung aus BORN FROM PAIN und DESTRUCTION anhört, zudem auf viel Abwechslung zugunsten eines straight durchgezogenen Konzepts verzichten kann und über eine ausgeprägte Selbstbeherrschung verfügt, muss sich unbedingt mal von ALL OUT WAR vermöbeln lassen. Es lohnt sich...

Mehr Modern Metal / Metalcore Reviews